Dorfen:Tagwerk wächst und wächst

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Mit dem neuen Laden verdreifacht sich fast die Verkaufsfläche in Dorfen. Die Ausweitung steht stellvertretend für den Boom der Erzeugergenossenschaft.

Von Thomas Daller, Dorfen

Der Dorfener Tagwerk-Laden am Johannisplatz ist umgezogen und hat gestern in den Räumen des ehemaligen NKD-Ladens an der B 15 neu eröffnet. Damit vergrößert sich die Verkaufsfläche von 130 auf 360 Quadratmeter. Die Ausweitung des Angebots steht stellvertretend für den Boom der Tagwerk-Genossenschaft, die mittlerweile einen Umsatz von 3,5 Millionen Euro im Jahr erwirtschaftet. Aus den vier Landwirten, die vor 1984 Jahren die biologische Erzeugergemeinschaft gegründet haben, sind mittlerweile mehr als 100 geworden. Neun Bioläden gehören der Genossenschaft an und sie "platzen aus allen Nähten", sagte Michael Rittershofer, Geschäftsführer des Tagwerk-Fördervereins, bei der Eröffnung.

Der erste Dorfener Tagwerk-Laden wurde im Dezember 1985 am Johannisplatz eröffnet, damals mit nur 40 Quadratmetern Fläche. Kurz darauf fand der GAU im Reaktor Tschernobyl statt und aus Angst vor verstrahlter Nahrung setzte ein Ansturm auf regionale Bioprodukte ein. Unterm Ladentisch wurde noch Rohmilch verkauft und schnell bildete sich ein Stammpublikum heraus. 1996 zog der ursprüngliche Laden am Johannisplatz auf die andere Straßenseite um und verdreifachte damit die Verkaufsfläche. Und nun erfolgte die nächste Ausweitung, wieder auf knapp das Dreifache der bisherigen Fläche. Außerdem vollzieht sich damit auch ein Generationswechsel: Die bisherige Chefin Resi Empl gibt Kompetenzen an ihren Sohn Christian ab, der neuer Geschäftsführer wird. Eine Entwicklung, die Michael Rittershofer auch auf den Tagwerk-Bauernhöfen beobachtet. Auch dort seien junge Leute herangewachsen, die nun Verantwortung übernehmen und den Betrieb weiter nach den Tagwerk-Richtlinien bewirtschaften würden. Rittershofer: "Das bedeutet neuen Schwung, neuen Elan und viele neue Ideen, die den Höfen zugute kommen, aber natürlich auch dem Öko-Landbau und Tagwerk", sagte Rittershofer. "Das ist eine ganz wichtige Sache, das von unten auch was nachwächst."

Wachstum generiert Tagwerk auch beim Umsatz: Im Jahr 2000 lag er noch bei 1,2 Millionen Euro und 2014 erreichte er bereits 3,5 Millionen. Das sind aber nur die Zahlen der Tagwerk-Genossenschaft, nicht die Einzelumsätze in den Läden. Von denen gibt es mittlerweile neun Stück, die wirtschaftlich erfolgreichsten befinden sich in Erding, Landshut und Gröbenzell. Der Dorfener Tagwerk-Laden hat durch die Erweiterung nun auch das Potenzial, zu diesem Kreis aufzuschließen. "Bei jeder Erweiterung nimmt man die Stammkundschaft mit und es kommen neue hinzu", sagte Rittershofer. Außerdem verfügt Tagwerk über Bäcker, Metzger, Mühlen, eine Brauerei und im April soll die erste eigene Biometzgerei mit eigener Schlachtung im Landkreis Freising eröffnet werden. Damit will man aus der konventionellen "Schlachtlinie" ausscheren, die für die Tiere viel Stress bedeute.

Größere Verkaufsfläche, aber kein Supermarkt-Charakter: Der neue Tagwerkladen an der B 15 wurde am Aschermittwoch offiziell eröffnet. (Foto: Thomas Daller)

Darüber hinaus arbeitet Tagwerk an der Weiterentwicklung des Ökolandbaus in der Region. Denn das Isental ist eine der fünf Modellregionen, die vom Landwirtschaftsministerium ausgewählt wurden, um die Zahl der Ökobetriebe bis 2020 zu verdoppeln. Dazu finanziert das Ministerium für zwei Jahre zu 75 Prozent eine Projektmanagerstelle. In diesem Zeitraum soll der Projektmanager Betriebe und Verarbeiter ansprechen und für den Ökolandbau gewinnen.

Dennoch will Tagwerk nicht in der Fläche expandieren, sondern die Regionalität beibehalten. Ein Radius von 50 Kilometer um Erding sei der "engere Kreis", in dem man fast alle Tagwerk-Landwirte finde. Darüber hinaus gibt es noch das "absolute Maximum" von 100 Kilometern Radius, aus dem man einzelne Produkte beziehe. Und dann gibt es noch Waren wie beispielsweise Marmelade, die Tagwerk aus Franken bezieht, weil dort der Beerenanbau stärker verbreitet ist. Diese Marmeladen erhalten dann allerdings nicht das Tagwerk-Logo, sondern firmieren unter dem Namen des Herstellers. "Diese 100 Kilometer sind für uns bindend", sagte Rittershofer. "Wir wollen eine regionale Marke bleiben."

© SZ vom 19.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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