Dorfen:Leben am Wasser

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Der Dorfener Stadtrat stellt die Weichen für ein neues Baugebiet mit 200 Wohnungen. Es bleibt aber genügend Platz, um das benachbarte Regenrückhaltebecken bei Bedarf zu vergrößern.

Von Florian Tempel, Dorfen

Auf einem etwa 100 000 Quadratmeter großen Gebiet südlich der Isener Siedlung in Dorfen könnten in den kommenden Jahren etwa 200 Wohneinheiten gebaut werden. Der Stadtrat hat die Ausweisung der neben dem Regenrückhaltebecken und nördlich der Bahngleise gelegenen Wiesen als Bauland grundsätzlich beschlossen und das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans eingeleitet. Bislang ist das Gebiet als Flächen für Sport, Freizeit und Erholung eingestuft. Vertreter aller Fraktionen waren sich in einem Punkt einig: Ein Wohngebiet an dieser Stelle wäre auf alle Fälle gut gelegen. Die Innenstadt, das Supermarktgebiet und der Bahnhof liegen weniger als einen Kilometer entfernt, sind für die späteren Bewohner also zu Fuß und mit dem Fahrrad problemlos zu erreichen.

Zwei Tage, nachdem die Stadt Erding die weiteren Planungen für zwei große Baugebiet wegen Hochwasserproblematiken gestoppt hatte, war allerdings auch in Dorfen das Thema Hochwasserschutz ein zentraler Punkt der Diskussion über das neue Wohngebiet. Beim Junihochwasser 2013 war das Dorfener Regenrückhaltebecken, das direkt östlich der neuen Wohnflächen liegt, beinahe übergelaufen. Nur mit größter Kraftanstrengung gelang es damals Feuerwehrleuten aus der ganzen Region, Wasser aus dem Regenrückhaltebecken über Schlauchleitungen abzupumpen und so eine Überschwemmung von Teilen der Stadt zu verhindern. Um einer ähnlichen Situation vorzubeugen, ist zwar bereits eine zweite Ableitung aus dem Rückhaltebecken über die Birkenallee verlegt worden. Dennoch war sich der Dorfener Stadtrat einig, dass weitere Vorsorgemaßnahmen getroffen werden müssen.

Der Umweltausschuss hat einen Tag vor der Stadtratssitzung beschlossen, den Zulauf von Wasser zum Regenrückhaltebecken zu entschärfen. Über ein Grabensystem soll etwa vom Bahnübergang bei Rutzmoos aus Wasser westlich der Isener Siedlung vorbei bis zur Isen geleitetet werde. Zudem sollen entweder das jetzige Regenrückhaltebecken vergrößert oder weitere Weiher oder Überschwemmungsmulden an anderer Stelle gebaut werden.

Aus diesem Grund legte der Stadtrat nun fest, dass ein nicht unbedeutender Teil des 100 000 Quadratmeter großen neuen Wohngebiets, der direkt neben dem Regenrückhaltebecken liegt, vorsorglich von Bebauung frei gehalten werden muss - damit das Regenrückhaltebecken, wenn nötig, auch wirklich erweitert werden kann. Damit kam der Stadtrat einer Forderung der Bürgerinitiative Hochwasser nach, die im Vorfeld bereits kritisiert hatte, dass eine Bebauung der Gebiets die Hochwassergefahr insbesondere für die Bewohner der Isener Siedlung, in der Moosstraße und Am Kugelfang wieder verschärfen könnte.

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) sagte, die Stadt Dorfen habe wegen des großen "Siedlungsdrucks" im Großraum München "eine eigene Verpflichtung, entsprechende Wohnflächen vorzuhalten". Ein weiteres großes Gebiet in Dorfen auszuweisen sei deshalb eine "mutige und vorausschauende Entscheidung". Trotz der Hochwasserproblematik überwögen aber die Vorteile, an dieser Stelle die Stadt "weiterzuentwickeln". Vertreter aller Fraktionen pflichteten Grundner und Bauamtsleiter Franz Wandinger bei, dass das Areal südlich der Isener Siedlung sicher verkehrsgünstig liege und die angespannte Verkehrssituation in der Stadt weniger belasten werde als beispielsweise das zuletzt ausgewiesen Wohngebiet "An der Mühlleite" bei Hampersdorf.

SPD-Stadtrat Heiner Müller-Ermann kritisierte allerdings, er sehe nicht ein, warum das neue Baugebiet nun so schnell entwickelt werden sollte, da der Stadtrat sich doch seit langem vorgenommen habe, ein Gesamtkonzept zur Stadtentwicklung zu erstellen. Auch Ursula Frank-Mayer (GAL) sah aus diesem Grund "keine Eile" geboten.

Bürgermeister Grundner hielt dem entgegen, es mache durchaus Sinn, das Bauleitverfahren zügig voranzutreiben. Die Stadt Dorfen werde dadurch von den übergeordneten Behörden und Verbänden erfahren, wie sie das Projekt bewerteten. Dieser Zugewinn an Wissen sei dann auch positiv für die Erstellung eines städtebaulichen Gesamtkonzepts, das parallel bis Ende des Jahres ausgearbeitet werden könne.

© SZ vom 28.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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