Dorfen:Große Oper im Jakobmayer

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Ernst Bartmann hat Leoncavallos Musik für ein kleines Kammerorchester neu arrangiert. (Foto: Bauersachs)

Opera Incognita zeigt Leoncavallos Klassiker "Der Bajazzo" in Dorfen

Von Florian Tempel, Dorfen

Große Oper im Jakobmayer gehört seit seiner Eröffnung vor dreieinhalb Jahren wie selbstverständlich zum Programm des Dorfener Kulturzentrums. Und doch ist es immer wieder eine kleine Sensation, dass es so etwas gibt. Die freie Musiktheater-Compagnie Opera Incognita probt derzeit für ihre neueste Inszenierung: Am Samstag, 18. April, hat "Der Bajazzo" von Ruggero Leoncavallo Premiere. Sechs Aufführungen wird es in Dorfen geben, später im Mai wird die Produktion auch im Hubertussaal im Schloss Nymphenburg gezeigt.

Regisseur Andreas Wiedermann und der ungemein vielseitige Dorfener Kirchenmusiker Ernst Bartmann haben sich wieder einen der ganze großen Klassiker der Opernliteratur ausgesucht, den sie in kleiner Besetzung im Jakobmayer als Kammerspiel auf die Bühne bringen. Bartmann hat Leoncavallos Partitur für ein Kammerorchester arrangiert, das er mit fünf Streichern, Klarinette, Horn und Posaune besetzt. Die Musiker sind alle Profis und waren fast alle schon bei früheren Opera Incognita-Produktionen mit von der Partie. Auch bei den Sängern gibt es alte Bekannte wie die Sopranistin Dorothee Koch, die bereits bei Puccinis "La Bohème" und Lehárs "Die Lustige Witwe" dabei war. Auch Bariton Florian Dengler stand schon bei "La Bohème" in Dorfen auf der Bühne. In der neuesten Produktion singen außerdem der Tenor Benedikt Bader, der Bassbariton Mantas Gacevicius und der Tenor Max Prodinger, der mit einer Arie aus dem Bajazzo schon einmal einen Musik-Wettbewerb in der New Yorker Carnegie Hall gewonnen hat.

Die 1892 uraufgeführte Oper "Der Bajazzo" ist das einzige heute noch bekannte Werk des Italieners Leoncavallo. Sehr oft findet es sich zwar nicht mehr in den Spielplänen der großen Häuser. Ganz aktuell aber wurde die Oper bei den elitären Osterfestspielen in Salzburg mit Jonas Kaufmann in der Hauptrolle und der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Christian Thielemann gegeben. Bartmann und Wiedermann sind sich allerdings sicher, dass die Salzburger und die Dorfener Aufführungen sich wohl kaum gegenseitig das Publikum wegnehmen werden- schon der Preisunterschied bei den Eintrittskarten ist dafür ein Garant.

Die Handlung des Zweiakters hat mit Jet-Set nichts, aber auch gar nichts zu tun. Es geht um ein krudes Eifersuchts-Drama in einer abgebrannten, komödiantischen Wandertruppe, die irgendwo in einem kleinen Dorf in Kalabrien gastiert. Die dramatische Struktur des Stoffs ist raffiniert und verschachtelt: Realität und Fiktion, Spiel und Wirklichkeit verschwimmen ineinander und sind nur noch schwer zu unterscheiden. Das ist das grundsätzliche, große Thema, dass Leoncavallo im Bajazzo zum Ausdruck bringt: Jeder Mensch spielt je nach Situation bestimmte Rollen, was Außenstehende nicht immer sofort durchschauen können.

Aufführungen am 18., 24. und 25. April, 6., 8. und 9. Mai, Beginn jeweils 20 Uhr; Karten bei Ticket Treff Dorfen, Tel. 08081/1393.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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