Dorfen:Fulminant und geheimnisvoll

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Am Sonntag ist Karl Jenkins' "Stabat Mater" in Dorfen zu erleben

Von Florian tempel, Dorfen

Wer kennt Karl Jenkins? Der Name sagt nicht jedem etwas. Doch seine Musik hat fast jeder schon gehört. Das bekanntestes Werk des 1944 in Wales geborenen und vor drei Wochen von Queen Elizabeth II. in den Adelsstand erhobenen Musikers ist sein elegischer Song "Adiemus", den Jenkins 1995 für einen Werbefilm komponiert hatte und der sich danach schnell zu einem internationalen Hit entwickelte. "Adiemus" wurde von Jenkins zu einem großen Musikprojekt mit weltweiten Tourneen und mehreren Plattenaufnahmen weiterentwickelt. Nebenbei: Unlängst hat der große Chor des Gymnasiums Dorfen beim Sommerkonzert "Adiemus" gesungen. Die etwas Älteren werden sich vielleicht auch noch die Progressiv Rock-Band Soft Machine erinnern, deren Mitglied Jenkins in den 1970er Jahren war. Am Sonntag, 5. Juli, 17 Uhr, wird nun ein geistliches Werk aus Jenkins' facettenreichen Oeuvre in der Pfarrkirche Maria Dorfen zu hören sein: Sein großartiges "Stabat Mater" für Chor, Solo und Orchester.

Der wie Jenkins ebenso vielseitige Dorfener Kirchenmusiker, Organist, Operndirigent und Komponist Ernst Bartmann hat das "Stabat Mater" für das Sommerkonzert des Dorfener Kirchenchors ausgewählt. Bartmann ist von Jenkins' 2008 komponierten Werk hellauf begeistert: "Hier verschmelzen fulminante Chorstellen, die wie Filmmusik anmuten, mit fremdländisch-orientalischen Solopartien zu einem spannenden, interkulturellen Gesamtkunstwerk." Unterstützt werde "die Wirkung des geheimnisvoll Unbekannten" dadurch, "dass Jenkins neben den gängigen Sprachen für den Stabat Mater-Stoff, Latein und Englisch, auch Passagen in Altgriechisch, Hebräisch, Arabisch und Aramäisch, eine Ursprache der christlichen Kultur, einsetzt".

Mit den Worten "Stabat Mater" beginnt ein lateinisches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert, das die Mutter Gottes in ihrem Schmerz um ihren gekreuzigten Sohn besingt. Das "Stabat Mater" ist über die Jahrhunderte von vielen Komponisten vertont worden: Unter anderen von Orlando di Lasso, Palestrina, Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Franz Schubert, Franz Liszt und Giuseppe Verdi.

Aufführende beim Dorfener "Stabat Mater" von Karl Jenkins sind die Mezzosopranistin Carolin Ritter sowie der Kirchenchor mit Orchester unter der Leitung von Ernst Bartmann. Veranstalter des außergewöhnlichen Konzerts ist der Cäcilienverein Maria Dorfen. Der Eintritt ist frei, um einen Unkostenbeitrag wird gebeten.

Nebenbei: Wer Jenkins' "Stabat Mater" in Dorfen verpassen sollte, hat am 30. Oktober die Gelegenheit das nachzuholen. Allerdings müsste man dafür dann nach London fliegen, wo Sir Karl Jenkins in der Royal Albert Hall sein Werk persönlich dirigieren wird.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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