Dorfen:Dorfener Ziegelei wird geschlossen

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Das Ende für den ehemaligen Traditionsbetrieb Meindl kostet 78 Mitarbeiter den Job

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Nachricht erschüttert Dorfen: Die ehemalige Ziegelei Meindl, die 2005 von der Pfleiderer-Gruppe übernommen worden ist, soll 2016 geschlossen werden. Das kündigt Creaton-Vorstand Stephan Führling überraschend bei der Betriebsversammlung in Dorfen an. Die Ziegelei ist eines von 16 Werken, die zum Creaton-Markenverband gehören. Die Produktion soll in die Werke Wertingen in Bayern und Großengottern sowie Höngeda in Thüringen verlagert werden. Die Werksschließung soll voraussichtlich im Frühjahr erfolgen. Dann verlieren 76 Mitarbeiter in der Produktion und zwei im Versand ihre Arbeit. Lediglich ein Abhol- und Auslieferungslager soll bestehen bleiben, in dem fünf weitere Mitarbeiter aus dem bestehenden Ladehof weiterbeschäftigt werden sollen. Creaton begründete die Schließung mit der "anhaltend rückläufigen Marktentwicklung im Sanierungsmarkt". Darüber hinaus gilt das Werk trotz einiger Modernisierungsmaßnahmen als überaltet. Seit einem Jahr ist die Ziegelei in Dorfen nur noch mit 80 Prozent der Kapazität ausgelastet. Derzeit liegen sechs Millionen Platten auf Halde. Ein hausgemachtes Problem, kritisieren die Mitarbeiter: Denn mit der Eröffnung eines Creaton-Dachziegelwerkes im polnischen Lenti sei dem Dorfener Werk, das viele Millionen Dachplatten nach Polen geliefert habe, vor etlichen Jahren ein großer Absatzmarkt weggenommen worden. Hinzu komme, dass die belgische Etex-Group, zu der auch Creaton gehört, das Dorfener Werk nach dem Kauf 2005 wohl jetzt steuerlich abgeschrieben habe.

"So bedauerlich dieser Schritt für den Standort Dorfen ist, so notwendig ist er im Interesse der Verbesserung der Auslastung aller Creaton-Dachziegelwerke", sagte Creaton-Vorstand Führling. "Um diesen Schritt möglichst sozial verträglich umzusetzen, treten wir mit den Arbeitnehmervertretern umgehend in Verhandlungen zu einem Interessensausgleich und Sozialplan ein." Die Betroffenen waren von der Nachricht in der Betriebsversammlung völlig überrascht. Auch der Betriebsrat hatte erst unmittelbar vor der Versammlung von der Schließung des Werks erfahren.

Das Werk soll bis auf das Abhollager abgerissen werden, kündigte Führling an. Die Mitarbeiter gehen davon aus, dass das Gelände anschließend verkauft wird. Sandra Klaua, Pressesprecherin des Unternehmens, wollte dies aber noch nicht bestätigen: "Die Produktion läuft ja noch ein paar Monate weiter." Diese paar Monate sind für die Mitarbeiter kaum ein Trost. Wie Klaua bestätigte, liegt das Durchschnittsalter der Mitarbeiter, die gekündigt werden, bei knapp 50 Jahren. Damit stehen die Aussichten, noch einmal einen Job zu finden, nicht gut. Die Mitarbeiter sind auch fassungslos darüber, dass ihnen der Weg in die Arbeitslosigkeit ausgerechnet kurz vor Weihnachten aufgezeigt wurde.

Die Ziegelei hat in Dorfen eine lange Tradition: Das ehemalige Familienunternehmen wurde von Kommerzienrat Josef Meindl 1914 auf dem Firmengelände in Dorfen Orlfing errichtet und in den folgenden Jahrzehnten ständig erweitert und modernisiert. 2005 wurde das Traditionsunternehmen von der belgischen Etex Group übernommen, der mehrheitlich auch Creaton gehört. Bei dieser Übernahme hatte die Ziegelei Meindl noch 230 Mitarbeiter. Entlassungen werde es nicht geben, tönte Etex damals, für die Mitarbeiter ändere sich nichts. Bereits ein Jahr später wurden zwar 3,5 Millionen Euro in die Modernisierung des Werks gesteckt, aber auch 50 Arbeitsplätze abgebaut. Zwischen 2006 und 2015 wurde die Zahl der Beschäftigten von 185 auf nunmehr 83 reduziert. Ab 2016 sind es nur noch fünf.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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