Dorfen:Der gebeutelte Schatz

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Die Bürgermeister der fünf beteilgten Gemeinden sowie Vertreter der Wildland-Stiftung und des Bayerischen Jagdverbandes. (Foto: Daller/oh)

Das landkreisübergreifende Projekt "Natur Vielfalt Isental" soll gravierenden Eingriffen in der Landschaft behutsam entgegensteuern. Die Trägergemeinschaft will dazu Grundstücke im Niedermoorgebiet erwerben

Von Thomas Daller, Dorfen

Im Isental soll Lebensraum für Wiesenbrüter, Niederwild und seltene Tier- und Pflanzenarten geschaffen werden. Zusammen mit der Wildland-Stiftung des Bayerischen Landesjagdverbandes haben fünf Gemeinden aus den Landkreisen Mühldorf und Erding am Mittwoch in Dorfen ein neues Naturschutzprojekt gegründet. Es nennt sich "Natur Vielfalt Isental" und ist für die Stiftung ein bayernweit einzigartiges Projekt, weil es nicht nur kommunenübergreifend, sondern auch landkreisübergreifend sei.

Beteiligt sind Lengdorf, Schwindegg, Obertaufkirchen und Rattenkirchen sowie die Stadt Dorfen. Deren Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben mit ihrer Unterschrift eine Trägergemeinschaft besiegelt, die auf vorläufig fünf Jahre angelegt ist. Die Trägergemeinschaft will Grundstücke im Niedermoorgebiet der Isen erwerben und dort Moorschutzprojekte und Bachrenaturierungen umsetzen. Finanziert werden soll das mit Mitteln aus dem Bayerischen Naturschutzfonds und dem Bezirk Oberbayern. Die Stiftung Wildland geht davon aus, dass sie mit etwa 900 000 Euro an Zuschüssen rechnen kann. Die Anträge sollen in den kommenden Wochen gestellt werden. Darüber hinaus sollen noch vor dem offiziellen Projektstart, der Anfang 2016 geplant ist, in beiden Landkreisen Informationsveranstaltungen für Landwirte und Jäger stattfinden. "Und geht es um Bürgernähe", betonte der Geschäftsführer der Wildland-Stiftung, Eric Imm. Das Projekt beruhe auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, man werde den Grundstückseigentümern Angebote machen, aber niemanden zu etwas zwingen.

Das Projekt basiert auf dem Vorbild des Thalhamer Mooses, wo sich die Wildland-Stiftung bereits seit 1997 engagiert. Dieses Moos befindet sich ebenfalls im Isental, im Landkreis Mühldorf. In den Isenauen flussaufwärts bis nach Lengdorf soll diese Biotopvernetzung nun fortgeführt werden, wobei Dorfen einen von mehreren Schwerpunkten bilden soll. Der Dorfener Bürgermeister Heinz Grundner sprach von gravierenden Veränderungen, die dem Isental widerfahren und kündigte an, dass man mit diesem Projekt behutsam entgegen steuern werde. In der Wildlandstiftung habe man einen starken Partner, der die Kommunen nicht nur finanziell, sondern auch fachlich unterstützen werde.

Wildland-Vorstand Wolfgang Schiefer sagte, dass man mit den Bürgermeistern der beteiligten Gemeinden nicht lange verhandeln habe müssen. Alle seien dem Appell sofort gefolgt und hätten sich bereit erklärt, das Projekt mitzutragen. ,Wir haben schon einige kleine Projekte in Mittelfranken und der Rhön, sagte Schiefer. Aber so eine landkreisübergreifende Kooperation sei in Bayern bislang einzigartig. Thomas Schreder, Präsidiumsmitglied des Landesjagdverbandes und für den Bereich Naturschutz zuständig, nannte das Isental einen Schatz, der von vielen Maßnahmen gebeutelt worden sei. Es sei ein Traum, dass man die Entwicklung wie im Thalhammer Moos nun auch in den Landkreis Erding bringen könne.

Obwohl es im Isental bereits viele Vertragsnaturschutzflächen gegeben hat, die mit dem beginnenden Biogas-Boom für Maisäcker wieder untergepflügt wurden, ist Schreder zuversichtlich, Flächen für das Projekt erwerben zu können. Der Biogas-Boom habe zum einen seinen Zenit bereits überschritten, zum anderen richte sich der Fokus des Wildland-Projekts auf Moore und Feuchtwiesen, die von geringerem landwirtschaftlichem Interesse seien. Schiefer ergänzte: "Moore wenn uns angeboten werden, werden wir sie ungesehen erwerben. Wir freuen uns über jedes Moor, das wir wieder in seinen natürlichen Zustand versetzen können". Imm fügte hinzu, dass man nicht nur Interesse an den Ufern habe, sondern auch an der Isen selbst als zentrale Biotopachse. Deswegen werde man sich auch an die Fischerei und die Wasserwirtschaftsämter wenden: ,Wir wollen viele Partner mitnehmen., Eine dazu erforderliche Steuerungsgruppe soll im nächsten Jahr die Arbeit aufnehmen. Ferner soll auch die Umweltbildung bei diesem Projekt eine wichtige Rolle spielen. Mit Schautafeln sollen insbesondere Kindern über die Artenvielfalt in den Biotopen aufgeklärt werden.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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