Debatte um Stadtentwicklung:Beim Fußballplatz sind sich Dorfener einig

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Ein Fazit der Bürgerversammlung zur Zukunft der innerstädtischen Freizeitanlagen lautet: Niemand stört sich an einer Verlagerung der Fußballplätze. Doch die Absiedlung des Freibads wird kritisch gesehen. Jetzt wird gerechnet

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Bürgerversammlung zur Zukunft des Dorfener Freibads und der innerstädtischen Sportanlagen hat nicht nur viele Bürger am Dienstagabend in den Jakobmayersaal gezogen. Die Versammlung hat auch erfolgreich zur Klärung grundsätzlicher Fragen beigetragen. Als Fazit des Abends lässt sich feststellen, dass man sich in Dorfen schon in einem Punkt einig ist: Niemand hat etwas gegen eine Verlagerung der Fußballplätze des TSV Dorfen und der Anlage des Tennisklubs an den Stadtrand. Das kann und soll so passieren. Zweitens legte ESC-Präsident Emil Rudolf fest, dass das Freibad und die Eishalle ein nicht aufschnürbares Paket darstellten. Somit hat sich die komplexe Diskussion bereits auf zwei Grundsatzvarianten reduziert: Alles kommt raus - oder nur die Sportplätze und Freibad und Eishalle bleiben in der Stadt. Das Thema Landesgartenschau spielte nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch will man weiterhin versuchen, bereits in vier bis fünf Wochen eine Entscheidung zu treffen, um bis am 29. Juni noch schnell eine Gartenschaubewerbung für den Zeitraum 2024 bis 2026 einreichen zu können.

Die Fußballer des TSV Dorfen wollen raus aus der Stadt und mehr Platz, damit sie ihre Jugendarbeit ausweiten können. (Foto: Renate Schmidt)

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) hatte zu Beginn der Versammlung gesagt, es gehe darum, "Stimmungen und Strömungen einzufangen", in der Hoffnung letztlich eine "gute und für alle tragbare Lösung" zu finden. Mit seiner persönlichen Meinung hielt er sich zurück. Ebenso tat das die Stadtplanerin Martina Schneider, die den Bürgern eine "fachliche Grundlage" für einen wegweisende Entscheidung geben wollte, "die mindestens zwei Generationen" lang Bestand haben werde - der Zeitraum, der dem Alter des 1964 gebauten Dorfener Freibads entspricht. Da auch Schneider längst erkannt hatte, dass eine Absiedelung der Fußball- und Tennisplätze an den südwestlichen Stadtrand bereits Konsens ist, konzentrierte sie sich bei ihrer Erörterung im Wesentlichen auf das Freibad. Es gebe aus Sicht der Stadtplanung Argumente für und gegen einen Neubau am Stadtrand. Dafür spreche, dass man draußen ganz einfach mehr Platz habe und sich der Lärmschutz recht einfach in den Griff kriegen lasse. Für einen Verbleib des Freibads am angestammten Ort sprechen, "die zentrale Lage, die kurzen Wege und die direkte Nähe zu den Schulen". Ein innerstädtisches Schwimmbad sei deshalb an sich von "hoher Qualität". In der Stadt gebe es aber ein, womöglich großes Problem: den künftigen Lärmschutz.

Markus Jocher von der CIMA stellte den Beitrag zur Landesgartenschau vor. (Foto: Renate Schmidt)

Zwar sagte eine Anwohnerin, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schwimmbecken wohnt, dass der Schwimmbadlärm kein wirkliches Problem sei. Und ein anderer Dorfener wunderte sich, dass die Geräusche planschender Kinder überhaupt als abzudämmender Lärm gelten dürfen. Doch Schneider machte klar, dass die Geräuschkulisse von Freibädern gesetzlich nun mal als Lärm eingestuft ist. Da das Becken des Freibads definitiv kaputt sei und in wenigen Jahren abgerissen werden muss, müsste bei einem Neubau wohl auch eine neue Lärmschutzgenehmigung her. Ein Experte vertrete nach einer ersten Einschätzung die Ansicht, man werde wohl fünf Meter hohe Lärmschutzwände bauen müssen, womöglich einmal außen herum um das ganze Freibad.

Stadtplanerin Martina Schneider konzentrierte sich aufs Freibad. (Foto: Renate Schmidt)

Eine Idee von Stadtrat und Landschaftsarchitekt Gerald Forstmaier, die offenbar vielen Dorfenern sehr gut gefällt, ist, das alte Freibad nicht wesentlich zu ändern und es so in der Stadt zu erhalten. Gleichzeitig könnte man am Stadtrand bei den neuen Fußballplätzen ein Naturschwimmbad mit großen Liegewiesen anlegen - als Ergänzung zum Freibad und neues, zusätzliches Freizeitangebot.

Mit dem Bau von Wohnungen auf den frei werdenden innerstädtischen Flächen ließe sich nach allgemeiner Überzeugung viel finanzieren. Der Bau von Sportplätzen ist dabei sicher weniger kostspielig als ein Schwimmbadneubau. Am teuersten wäre eine Verlagerung der ESC-Eishalle, die zudem alles andere als baufällig ist.

Eine Gartenschau, so die Hoffnung, könnte ebenfalls zur Finanzierung beitrage - wobei eine Gartenschau selbst natürlich auch Geld kostet. In mehreren Wortmeldungen wiesen Bürger daraufhin, dass die frei werdenden Flächen nicht einfach an Immobilienfirmen verscherbelt werden dürfen. Bürgermeister Grundner versicherte, "man kann nicht jede Grundstücksentwicklung dem freien Spiel der Kräfte überlassen" und "soziale Wohnungsbau und bezahlbare Wohnungen sind unser Thema".

In den kommenden Wochen müssen nun zwei Dinge durchgerechnet werden: Was würde die große Alles-kommt-raus-Lösung kosten und was die Freibad-und-Eishalle-bleiben-drinnen-Alternative mit Badeweiher am Stadtrand. Und noch wichtiger scheint die angeblich alles überragende Lärmthematik.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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