CSU-Frühschoppen:Innenstadt soll barrierefrei werden

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Von diesem Jahr an soll Kopfsteinpflaster durch Granit ersetzt werden, auch ein Inklusionsbeauftragter ist im Gespräch

Von Thomas Jordan, Erding

Der Stadtrat und Inklusionsreferent der Großen Kreisstadt, Walter Rauscher (CSU), hat beim CSU-Frühschoppen am Sonntag mitgeteilt, dass alle Übergänge in der Innenstadt auf Barrierefreiheit überprüft werden sollen. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte Rauscher dazu einen Antrag an OB Max Gotz (CSU) gestellt, der vom Erdinger Stadtrat einstimmig beschlossen wurde. Nun sollten noch in diesem Jahr in der Innenstadt Pflastersteine entfernt werden, die für Rollstuhlfahrer und Menschen, die Rollatoren benutzen, oft zum Hindernis werden. Sie sollen durch großflächige Granitplatten ersetzt werden, die ohne Erschütterungen befahrbar sind. Außerdem kündigte der Inklusionsreferent an, am Pfarrheim St. Johannes in Erding einen barrierefreien Zugang ermöglichen zu wollen. Im Gespräch ist eine kleine Rampe am Haus entlang in Richtung der Rossmayergasse.

Bei einem weiteren Großprojekt zur Teilhabe behinderter Menschen am täglichen Leben gibt es allerdings neue Schwierigkeiten. Schon seit Monaten wird im Stadtrat überlegt, am Kronthaler Weiher im Naherholungsgebiet Erding Nord Rollstuhlfahrern einen leichteren Zugang zum Baden zu ermöglichen. Bisher sind Menschen mit eingeschränkter Mobilität dort darauf angewiesen, dass ihnen die Wasserwacht bei dem Weg in den Weiher hilft. Rauscher schlägt stattdessen nun eine technische Lösung vor. Eine mit Wasserdruck betriebene Hubrampe mit herunterfahrbarem Sitz könne behinderten Menschen den Seezugang erleichtern. Dabei bleiben allerdings noch ungelöste technische Schwierigkeiten. So kann die bisher von Rauscher favorisierte österreichische Firma mit ihrer Hubrampe den Höhenunterschied zwischen Sitz und See nicht bewältigen. Rauscher hat nun eine jordanische Firma ins Spiel gebracht, die ein vergleichbares Produkt anbietet. Ob diese Badehilfe aber auch vom TÜV anerkannt werde, sei völlig offen, erklärte Rauscher. Bis die Badesaison dieses Jahr beginnt, wird es für eine solche aufwendige Lösung knapp. Daher schlug der stellvertretende Kreisvorsitzende der Christlich-Sozialen-Arbeitnehmerunion, Arnold Kronseder vor, auf verschiedenen Höhenstufen am Ufer des des Kronthaler Weihers Roste zum Festhalten einzuhängen. Das sei "ausreichend, wirtschaftlich und zweckmäßig".

In der Diskussion beim CSU-Frühschoppen ging es aber auch um grundsätzlichere Fragen. Etwa darum, wie man Barrieren nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Köpfen der Menschen abbauen könne, wie Walter Rauscher sagte. Arnold Kronseder schlug vor, die Stelle eines städtischen Inklusionsbeauftragten zu schaffen. Im Unterschied zum jetzigen ehrenamtlichen Inklusionsreferenten wäre das eine hauptamtliche Stelle, an die sich Betroffene direkt wenden könnten. "Persönliche Information ist bei sensiblen Themen wichtiger", sagte Kronseder mit Blick auf die bisher schon existierenden Informationsangebote zum Thema Barrierefreiheit, wie etwa den gedruckten Seniorenwegweiser. Stadtrat Günther Adelsberger plädierte dagegen dafür, die Stelle eines Inklusionsbeauftragten wenn dann auf Kreisebene einzurichten. Dann könnten auch kleinere Kommunen als Erding, die sich selbst keinen eigenen Inklusionsbeauftragten leisten können, davon profitieren.

Der Bedarf für zusätzliche Ansprechpartner zum Thema Inklusion und Barrierefreiheit, das wurde beim Frühschoppen deutlich, ist jedenfalls vorhanden. "Auch eine volle Stelle am Landratsamt wäre ausgelastet", sagte Rauscher. Stadtrat Burkhard Köppen verwies darauf, dass nicht nur von Seiten der Stadt, sondern auch in Geschäften der Erdinger Innenstadt noch viel für Barrierefreiheit zu tun ist: "Die Inklusion steckt noch in den Kinderschuhen." Eine ganz praktische Hilfestellung für den Alltag von mobilitätseingeschränkten Menschen brachte ein weiterer Teilnehmer in die Runde. Unter der Internetadresse wheelmap.org finden Rollstuhlfahrer schon jetzt weltweit Informationen darüber, ob öffentliche Orte einer Stadt barrierefrei zugänglich sind.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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