Biogasanlage in Dorfen:Noch mehr Strom aus Abfall

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Ein Biogaserzeuger aus Dorfen möchte seine Anlage erweitern. Der Stadtrat hat den Antrag nun durchgewunken - mit großem Unbehagen.

Florian Tempel

Schon bisher war Johann Greimel aus Nicklhub bei Dorfen einer der größten Biogaserzeuger im Landkreis Erding. Künftig wird er die klare Nummer eins sein. Greimels Energiebetrieb wird Biogas zur Erzeugung von etwa 14,4 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr herstellen - aus riesigen Mengen Hühnerkot, aus vom Unternehmen Berndt in Oberding aufbereiteten tierischen Überresten, dem Mageninhalt von in Waldkraiburg geschlachteten Rindern sowie tonnenweise Mais- und Grassilage. Setzt man einen durchschnittlichen jährlichen Verbrauch von 3900 Kilowattstunden an, wird Greimel bald Strom für 3700 Haushalte herstellen.

Ein Dorfener Biogas-Erzeuger möchte seine Anlage erweitern - zum der Stadtrat ist misstrauisch. (Foto: dpa)

Seine gigantische Biogasproduktion ist nach Ansicht der Dorfener Stadträte allerdings eine Fehlentwicklung. "Ich muss ehrlich sagen, mir schmeckt das nicht", sagte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) am Dienstagabend im Bauausschuss des Stadtrats. Der Ausschuss musste eine Stellungnahme zur Erhöhung von Greimels Stromproduktion von einem Megawatt auf 1,8 Megawatt Leistung abgeben.

Die Mehrheit des Ausschusses hätte am liebsten dagegen gestimmt. Nicht zuletzt, weil im Mai bei einem Betriebsunfall große Mengen einer ekelhaft stinkenden, fettigen Gärflüssigkeit von Nicklhub aus über einen kleinen Bach in die Isen flossen und den Fluss verseuchten. Der Bauausschuss gab schließlich dennoch eine positive Stellungnahme für die Erhöhung der Greimelschen Biogas-Stromproduktion ab. Denn die Erweiterung der Anlagen war zuvor schon zweimal vom Stadtrat - Ende 2007 und Ende 2008 - mit klaren Mehrheiten genehmigt worden. "Wir haben keinen Handhabe", sagte Grundner, nun einfach anders zu entscheiden.

Martin Heilmeier (Landlisten) regte sich besonders auf, weil Greimel den Stadtrat im vergangenen Jahr "übers Ohr gehauen" habe. Da wurde ihm genehmigt, eine etwa einen Kilometer lange Biogas-Pipeline von seinem Betrieb zur Firma Niedermeier in Wasentegernbach zu legen. Das Unternehmen stellt Blockheizkraftwerke her, die aus Biogas Strom erzeugen. Mit zwei Aggregaten mit je 250 Kilowatt Leistung produziert die Firma Niedermeier seit gut einem Monat nun selbst Strom.

Mais wird vergärt

Das Biogas für das halbe Megawatt Strom würde Greimel wohl zusätzlich zu den ihm erlaubten 1,8 Megawatt herstellen, sagte Heilmeier. Greimel versicherte auf Nachfrage, der von der Firma Niedermeier produzierte Strom sei in den ihm genehmigten 1,8 Megawatt sehr wohl enthalten. Zum Überlaufen der stinkenden Gärflüssigkeit im Mai sagte Greimel, für diesen Unfall "kann ich nichts". Ein technischer Defekt an einer Pumpe sei schuld gewesen. Ein Strafverfahren gegen ihn wegen fahrlässiger Gewässerverunreinigung ist jedoch nach wie vor bei der Staatsanwaltschaft Landshut in Bearbeitung.

Ein weiterer Aspekt, der den Dorfener Stadträten an der Megabiogasanlage missfällt, ist, dass Greimel sehr große Mengen Mais zu Gas vergärt. Nach eigenen Angaben stellt Greimel Silage aus Mais, Gras und anderen Pflanzen von knapp 250 Hektar selbst her und kauft zusätzlich von Landwirten noch große Mengen Silomais dazu, für dessen Erzeugung weitere etwa 200 Hektar benötigt werden. Nach Ansicht von Kritikern verderbe Greimel mit seinem enormen Flächenbedarf die Pachtpreise für Ackerflächen, weil er mehr zahlen könne als konventionell arbeitenden Landwirte.

Greimel hat vor zehn Jahren mit der Produktion von Biogas begonnen. Ohne besondere Genehmigungen darf ein Landwirt eine Anlage mit einer Leistung von maximal einem halben Megawatt betreiben. Die erste Expansion erfolgte, indem er auf dem direkt neben Nicklhub gelegenen Hof Schirmading eine zweite Anlage errichtete, deren Betreiberin formal Greimels Ehefrau ist.

Der findige Energielandwirt, der vor drei Jahren seine Milchkühe verkaufte, um sich fortan ganz auf die Biogasproduktion zu konzentrieren, nutzt zudem die Abwärme, die bei der Stromerzeugung entsteht. Er baute dazu Fernwärmeleitungen ins nahe gelegene Wasentegernbach und zu einem benachbarten Weiler. Mittlerweile versorgt er einen größeren Betrieb, zwei Schreinereien und 55 Häuser und Wohnungen mit Wärme. Seine Kunden beziehen die Heizenergie zum äußert günstigen Preis von 1,5 Cent pro Kilowattstunde, die sie zudem nur in den Monaten Dezember, Januar und Februar zahlen müssen - die restlichen neun Monate gibt es die Fernwärme gratis. Zum Vergleich: Erdgaskunden der Stadtwerke Dorfen zahlen etwa sechs Cent pro Kilowattstunde Heizenergie. In Wasentegernbach gibt es Fernwärmekunden, die ihren Swimmingpool beheizen.

© SZ vom 16.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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