Unfall in Biogasanlage:Hunderte toter Fische in der Vils

Lesezeit: 2 Min.

Gravierendes Leck in einer Biogasanlage: 1000 Kubikmeter Gärflüssigkeit sind über zwei Bäche bis in die Vils geflossen. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind verheerend.

F. Tempel

Erneut hat sich im Landkreis Erding ein gravierender Biogasanlagenunfall ereignet. Bis zu 1000 Kubikmeter jaucheartige Gärflüssigkeit - das entspräche dem Inhalt von 50 großen Tanklastwagen - flossen am Montag aus einer Anlage in Unterkorb, einer Einöde im Norden von Dorfen, über zwei Bäche bis in die Vils. Im Kallinger Bach ist auf einer Länge von sechs Kilometern wohl jedes Leben vernichtet worden. Auch in der Vils sind die Auswirkungen schwerwiegend. In Velden zogen die örtlichen Fischer Hunderte toter Fische aus dem Fluss. Der Schaden für die Umwelt ist damit noch weitaus massiver als bei einem ähnlichen Unfall, bei dem vor sieben Wochen die Isen mit einem übel stinkenden Fett-Öl-Gemisch aus einer Biogasanlage bei Dorfen verseucht wurde.

Aus dieser Biogasanlage in Unterkorb ist jaucheartige Flüssigkeit ausgetreten - und über zwei Bäche bis in die Vils geflossen. (Foto: Peter Bauersachs)

Am Montagnachmittag gegen 14.30Uhr bemerkten Anwohner in Gebensbach, dass im Kallinger Bach tote Fische schwammen und das Wasser erbärmlich nach Gülle stank. Aus bislang ungeklärten Gründen war bereits in der Nacht auf Montag aus der nahe gelegenen Biogasanlage in Unterkorb ein Gärgemisch aus Gülle und Pflanzenmaterial ausgetreten. Die übelriechende Soße floss von dort aus über ein Getreidefeld hangabwärts in einen kleinen namenlosen Bach. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Gebensbach, Grüntegernbach und Dorfen errichteten an der Einlaufstelle bei Loiperstätt sowie bachabwärts im Kallinger Bach bei Gebensbach Sperren aus Brettern, Balken, Strohballen und Erde. An der Mündung des Kallinger Bachs in die Vils baute die Feuerwehr aus Velden ebenfalls eine Sperre ein.

An allen drei Stellen wurde das braune und schäumende Wasser mit Hilfe von Landwirten abgepumpt, in Tankwagen abtransportiert oder auf Äcker geleitet. Fünf Dutzend Feuerwehrleute waren bis in die Abendstunden im Einsatz. Die Quelle der Umweltverschmutzung war nach Angaben der Polizei relativ schnell ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Landshut beauftragte noch am frühen Abend einen Gutachter, die Ursache des Unfalls zu klären. Ob das Gärsubstrat wegen eines technischen Defekts oder eines Bedienungsfehlers an der Anlage ausgetreten ist, stand am gestrigen Dienstag noch nicht fest. Gegen den 35-jährigen Betreiber der Biogasanlage leitete die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen Gewässerverunreinigung ein. Die weiteren Ermittlungen werden von der Wasserschutzpolizei Beilngries geführt, die auf Umweltstraftaten spezialisiert ist.

Der Schaden für die Umwelt ist enorm. ,,Wir gehen davon aus, dass im Kallinger Bach der größtmögliche Schaden eingetreten ist'', sagte Matthias Junge, Pressesprecher des Wasserwirtschaftsamts München. Auf einer Länge von sechs Kilometern sei das Gewässer wohl ,,biologisch tot''. Im besten Fall werde es zwei Jahre dauern, bis sich das Leben im Bach wieder regeneriert habe. Die Lage ist also nicht hoffnungslos. ,,Es wird eine Zeitlang dauern, aber irgendwann wird er wieder die Biologie aufweisen, die er mal hatte.''

© SZ vom 30.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: