"Elisabeth" im Deutschen Theater:Die Männer der Kaiserin

Mit der märchenhaften Sisi hat das Musical "Elisabeth" am Deutschen Theater wenig zu tun. Vielmehr geht es bei der Inszenierung von Harry Kupfer um die Zweifel und Rückschläge einer unorthodoxen Frau.

Melissa Strauch

Ein Kind vom Lande, selig lächelnd, erobert des Kaisers Herz und wird zur Regentin von Österreich. Die Sisi-Filme von Ernst Marischka begeisterten Millionen Zuschauer, gerade an Weihnachten - denn der Regisseur setzte vor allem auf märchenhaften Kitsch.

Die "wahre Geschichte der Sisi" erzählen während dieser Feiertage Michael Kunze und Sylvester Levay im Deutschen Theater. Kunze schreibt seit den Neunzigern eigene Musicals und lernte den Komponisten Levay 1972 in einem Tonstudio kennen. In "Elisabeth" wollen die beiden Sisi nicht als schöne Naive darstellen, sondern das Leben einer modernen Frau zeigen, das von Zweifeln und Rückschlägen geprägt ist. Elisabeth sei in der Tat eine unorthodox auftretende Frau gewesen, die sich bewusst gegen die höfischen Etikette stellte, bestätigt Günter Schödl, Professor für Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin.

1992 in einer Inszenierung von Harry Kupfer bei den Vereinigten Bühnen Wien uraufgeführt, feiert das Musical nun sein 20. Jubiläum. Mit zwei neuen männlichen Hauptdarstellern möchte Kunze für frischen Wind sorgen: In der Rolle des Kaisers Franz-Joseph buhlt nun Mathias Edenborn mit dem Tod, gespielt von Mark Seibert, um Elisabeths (Annemieke van Dam) Zuneigung.

Während der alte Boandlkramer in vielen Stücken als dunkle Schreckensfigur auftritt, versucht Michael Kunze den Tod mit Elisabeths Augen zu sehen: charismatisch und erotisch. "Sisi hatte keine Angst vor dem Tod, sie hatte sogar Todessehnsucht", erklärt Mark Seibert. Mit dem Attentat auf die Kaiserin durch den italienischen Anarchisten Luigi Lucheni (Kurosch Abbasi) werden die ungleichen Geliebten schließlich vereint.

Weniger impulsiv zeigt sich Franz-Joseph. In stiller Manier ficht er seinen inneren Kampf: Vergebens versucht der Kaiser den Wünschen seiner Frau und seiner Mutter, der Erzherzogin Sophie (Betty Vermeulen), gerecht zu werden. "Das schwierige ist - neben der gesanglichen Tiefe des Bariton -, Franz' Zerrissenheit mit wenigen Mitteln darzustellen", sagt Mathias Edenborn, "sobald man mit Händen und Füßen redet, verliert man die Kaiserlichkeit."

Ob Sisis neue Männer den Herausforderungen ihrer Rollen gewachsen sind, wird am Ende das Publikum entscheiden.

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