Elektrolaster:Schön leise

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Logistiker von BMW nutzen jetzt zwei weitere Elektro-Lkw

Von Tobias Mayr

In Zeitlupe und nahezu lautlos rollen die beiden Neuanschaffungen in der BMW-Fabrikhalle aufeinander zu. Auf weißen, maßgefertigten Palettenmöbeln verfolgt das Publikum gespannt, wie die 40-Tonner Schnauze an Schnauze zum Stehen kommen. In einer der Kabinen hängt schon ein Namensschild: "Wolfi". Offenbar hat der Fahrer seinen neuen Arbeitsplatz bereits eingeweiht.

"Normal würden wir jetzt dramatische Musik spielen, aber dann würde man ja nicht hören, dass man nichts hört", sagt der Moderator der Präsentation amüsiert. Zwei neue, leise Elektrolaster hat BMW seit Montag im Einsatz, die gemeinsam mit einem bestehenden Fahrzeug nun eine kleine E-Flotte bilden. Großteils werden die beiden Transporter der Marken Terberg und Framo Neufahrzeuge zwischen Garching und der BMW-Welt in Milbertshofen hin und her transportieren, sowie Fahrzeugteile vom zwölf Kilometer entfernten Versorgungszentrum in Karlsfeld ins Münchner Werk bringen. Mit einer Reichweite von je 160 Kilometer müssen die Lastwagen nicht zwischendurch geladen werden. Gemeinsam sollen die drei jährlich 82 Tonnen Kohlendioxid einsparen. So viel Klimagas entstehe, wenn ein Dreier-Diesel-BMW etwa 20-mal um die Erde fährt, heißt es von der Firma.

"Leise und sauber durch München" prangt in großen Lettern auf den Sattelzügen. Denn gerade das Werk in München liegt eingekeilt zwischen Wohngebieten. Dort fahren jeden Tag 2000 Lastwagen rein und raus. Für die Anwohner müsse man den Lärm unbedingt reduzieren, sagt der Betriebsratsvorsitzende Manfred Schoch. Ein so großes Werk in einer Großstadt zu betreiben, sei nur noch mit nachhaltiger Logistik möglich. Doch auch ein anderes Thema treibt den Konzern an: "Die CO₂-Belastung ist in der Logistik genauso hoch wie in der gesamten Produktion", erläutert Logistikleiter Jürgen Maidl. Sollten Dieselfahrverbote in München irgendwann kommen, könne man den Standort nur mit E-Logistik garantieren, prophezeit Schoch. Das erklärt, warum BMW die zwei Lkws so aufwendig in Szene setzt. "Logistik ist gewissermaßen das Blut in den Adern eines Werkes", sagt Schoch. Ganz besonders gilt das im Münchner Werk. Werkschef Milan Nedeljkovic nennt die beiden Laster in Anlehnung an Oscar Wilde "die Verwirklichung der Utopie". Denn lange habe man Elektro-Schwertransporte als unmöglich abgeschrieben.

Auch bei der Stadt München kommt die Investition gut an. "Wir können uns nur bedanken, dass sich BMW der Herausforderung stellt", sagt Kurt Kapp, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung. Die kleine Flotte spare nicht nur Emissionen, sondern teste auch die neueste Technik. "Wir haben den gleichen Anspruch bei der Umstellung unserer Busse auf Elektroantrieb." Von den Erfahrungen von BMW profitiere die Stadt für ihre Projekte, sagt Kapp. Bereits jetzt laufe die Zusammenarbeit gut. Betriebsratschef Schoch sieht da hingegen noch Verbesserungsbedarf: "Wenn wir so viel Tolles tun, muss die Stadt auch konstruktiv mit uns arbeiten." Schoch nimmt München bei der Flottenumstellung und der Ladesäuleninfrastruktur in die Pflicht: "Da muss jetzt endlich mal was passieren."

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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