Eisrettung am Heimstetter See:Die unterschätzte Gefahr

Das Eislaufen auf den Münchner Seen wird immer gefährlicher. Am Heimstetter See demonstriert die Münchner Wasserwacht die wichtigsten Methoden der Eisrettung.

Christa Eder

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Es macht "platsch", dann versinkt der junge Mann lautlos im eiskalten Wasser des Heimstettener Sees. Durch die Menge geht ein entsetztes "Ah", keiner rührt sich. Mit aller Kraft zieht sich der Mann an den Ellenbogen am Eis hoch. Dann noch das Knie und der Schwerpunkt ist auf der sicheren Seite. Bäuchlings robbt der Mann bis zur Mitte der Eisfläche, bis er außer Gefahr ist. Die Zuschauer applaudieren erleichtert.Zum Glück ist es alles nur eine Übung. Der Mann ist Florian Kriglowitsch von der Wasserwacht Feldkirchen. Er ist die Hauptperson bei dieser Vorführung. Unter seinem Pullover trägt er einen Trockentauchanzug, der ihn, jedenfalls für kurze Zeit, vor der Kälte schützt. Er und seine Kollegen von der Wasserwacht demonstrieren am Sonntagnachmittag eindrucksvoll, wie eine Eisrettung abläuft.Fotos: Stephan RumpfText: Christa Eder

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"Jetzt, wo die Temperaturen wieder steigen, ist es am gefährlichsten", sagt Georg Haßlbeck, Chef der Münchner Wasserwacht. Zwar sei das Betreten zugefrorener Seen prinzipiell verboten, aber die wenigsten hielten sich daran. Tatsächlich sind in den vergangenen Wochen 19 Menschen auf den bayerischen Seen eingebrochen, einer davon ist im Simssee ertrunken.Auch am Wochenende hätten de Menschen auf Lautsprecherdurchsagen vielerorts wieder nicht reagiert, sagte ein Sprecher der bayerischen Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) am Sonntag. "Jeder weiß es besser."

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An den Münchner Seen ist in dieser Saison noch kein Eiseinbruch gemeldet. "Auf den großen Seen passiert am meisten", sagt Haßlbeck. "Die Eisstärken sind wegen der Zuläufe sehr unterschiedlich, stellenweise ist das Eis nur wenige Zentimeter dick. Die Leute können das Risiko nicht einschätzen."Florian Kriglowitsch muss noch einmal ins zwei bis vier Grad kalte Wasser. Er ruft so laut er kann um Hilfe. Sein Kollege nähert sich ihm bäuchlings mit einem Ast in der Hand. "Eine Stange, ein Schal oder eine Jacke geht auch, aber reichen Sie niemals einem Eingebrochenen die Hand", kommentiert Martin Gärtner, technischer Leiter der Feldkirchener Wasserwacht, die Vorführung. "Sonst liegen zwei im Wasser."

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Wer als Passant mit einem Eis-Unfall konfrontiert wird, sollte in jedem Fall den Notruf 112 wählen. In München gibt es etwa zehn Schnelleinsatzgruppen (SEGs), speziell ausgebildete Helfer, die innerhalb weniger Minuten am Einsatzort sind und über entsprechende Ausrüstung verfügen. In schwierigeren Fällen kommt der Eisrettungsschlitten zum Einsatz.Ein weiteres Mal muss Florian Kriglowitsch in die kalte Flut, um sich mit vollgesogener Kleidung aus dem Wasser und auf den Schlitten ziehen zu lassen. Ein Helfer am Ufer zieht den Schlitten an einem Seil an Land zurück.

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Danach wird Kriglowitsch sofort mit einer Rettungsfolie eingehüllt. "Das wichtigste ist der Wärmeerhalt", erklärt Gärtner. "Die Kerntemperatur des Körpers sinkt innerhalb von Sekunden ab. Unter 32 Grad wird es lebensgefährlich." Tatsächlich sterben die meisten Eingebrochenen nicht am Ertrinken, sondern an Unterkühlung mit Kreislaufkollaps.

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Besonders heikel wird es, wenn sich das Unfallopfer unter dem Eis befindet. Ein eindeutiger Fall für die SEG. Wenige Minuten nach dem Alarm ist der Rettungswagen da, die beiden Taucher stehen einsatzbereit auf dem Eis und der Leinenführer zur Sicherung der Taucher steht bereit.

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Einer der Taucher springt ohne zu zögern in das Wasserloch. Der Taucher ist unter dem Eis verschwunden. Nur die Wasserbewegungen unter der Eisschicht sind sichtbar. Jeder weiß, dass es nur eine Übung ist, doch die Zuschauer halten dennoch den Atem an. Sekundenlang ist es mucksmäuschenstill. Dann taucht der helfende Taucher mit dem Holzdummy auf. Ein Glück für Florian Kriglowitsch, dass er nicht auch noch diese Rolle übernehmen musste.Fotos: Stephan RumpfText: Christa Eder

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