Eishockey:"Harte Zeiten"

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Landesligist EV Moosburg vergibt am letzten Spieltag den Aufstieg - Trainer Markus Eberl hat Schlimmeres erlebt: Ein Trainingsunfall kostete den Profi 2006 fast das Augenlicht

Johannes Schnitzler

Sie waren so nah dran: Zwei Punkte lag der EV Moosburg vor seinen Verfolgern in der Eishockey-Landesliga Nord/Ost. Ein Unentschieden am letzten Spieltag hätte für die Aufstiegsrunde zur Bayernliga gereicht. Doch die Mannschaft von Markus Eberl, 31, verlor 4:7 und stürzte hinter Nürnberg und Waldkirchen noch auf Rang drei ab. Für Eberl, bis zu einem Trainingsunfall Zweitligaprofi unter anderem in Landshut und beim EHC München, ein abruptes Saisonende.

SZ: Herr Eberl, haben Sie den Sonntag schon verdaut?

Eberl: Das dauert. Es ist schon bitter, wenn man punktgleich mit den beiden Ersten nur Dritter wird wegen des direkten Vergleichs. Aber wir können froh sein, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Die Aufstiegsrunde wäre das Sahnehäubchen gewesen. Vielleicht waren einige in Gedanken schon in der Bayernliga.

SZ: Woran hat es letztlich gefehlt?

Eberl: Wir haben gegen Waldkirchen und Pegnitz Punkte hergeschenkt. Ein einziger Punkt mehr hätte uns ja gereicht. Wenn man dann in Nürnberg alles auf eine Karte setzen muss, wird es schwierig. Nürnberg hat daheim keinen Punkt abgegeben.

SZ: Hat der EV Moosburg eine einmalige Chance verpasst?

Eberl: Wichtig ist, dass die Mannschaft zusammenbleibt. Mit ein paar Verstärkungen wäre der Aufstieg nächste Saison Pflicht. Dass wir jetzt so knapp dran vorbeigesaust sind, tut vielleicht ganz gut.

SZ: Sie haben schon Schlimmeres erlebt; 2006 verletzte Ihr Münchner Teamkollege Mario Jann Sie im Training unabsichtlich so schwer am Auge, dass Sie danach nie wieder spielen konnten - bis zum Sonntag.

Eberl: Nürnberg war mein Abschiedsspiel. In München hatte ich damals ja keines. Das war eine einmalige und für mich persönlich sehr schöne Sache, weil ich noch einmal mit meinem Bruder Alexander zusammenspielen konnte.

SZ: Wie geht es Ihnen heute?

Eberl: Es war schwierig für mich, mit einem Auge zurechtzukommen. Das Sichtfeld auf dem rechten Auge ist sehr stark eingeschränkt, ich sehe alles verschwommen. Ich muss lebenslang eine Schutzbrille tragen, weil ich rechts keinen Glaskörper mehr habe. Ich bin froh, dass ich das Auge überhaupt behalten habe. Wenn noch was passiert, muss es raus.

SZ: Sie waren 26, als Ihre Sportlerkarriere auf einmal vorbei war. In Ihrem Beruf als Schreiner konnten Sie auch nicht mehr arbeiten. Wovon leben Sie?

Eberl: Im Moment bin ich Hausmann. Die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt München hat nicht geklappt. Ich war übermotiviert. Jeden Morgen bin ich um 5 Uhr raus und eine Stunde zur Arbeit gefahren. Dafür habe ich die Retourkutsche bekommen.

SZ: Was heißt das?

Eberl: In meinem Kopf ist vom Lernstoff nichts drin geblieben.

SZ: Sie setzen auf eine Trainerkarriere?

Eberl: Da kommen noch harte Zeiten auf mich zu. Die Berufsgenossenschaft sollte die Umschulung zum Diplomtrainer bezahlen. Aber dann hat sie nur die Kosten für die A-Lizenz übernommen. Die Situation ist für mich als Familienvater mit drei Kindern schwierig. Das A und O wäre, hauptamtlich als Trainer arbeiten zu können. Nebenberuflich wie in Moosburg kann ich keine Familie ernähren.

SZ: Seit Oktober sind Sie an der Sporthochschule in Köln. Das bedeutet großen Zeitaufwand und ist nicht billig.

Eberl: Der Deutsche Eishockey-Bund unterstützt mich finanziell ein bisschen. Alles andere, Flug, Übernachtung oder Essen, muss ich selbst zahlen. Organisatorisch bedeutet Köln einen Aufwand. Wo lasse ich zum Beispiel die Kinder? Das geht nur, weil die Großeltern da sind und meine Frau arbeitet. Aber ich bin Jim Setters (U18-Nationaltrainer, d. Red.) sehr dankbar für diese Chance. Ich habe mir das mit meinem Auge nicht ausgesucht.

SZ: Verfolgen Sie den EHC in der DEL?

Eberl: Mit den Trainern Pat Cortina, Maurizio Mansi und Peppi Heiß habe ich die A-Lizenz gemacht. Pat kenne ich, seit er 2006/07 zum ersten Mal nach München kam. Ich hatte nach meinem Unfall ja noch ein Jahr Vertrag. Auch Joey Vollmer ist ein super Typ. Ich wünsche ihnen alles Gute für die Playoffs.

SZ: Und wie geht es mit Ihnen und dem EVMoosburg weiter?

Eberl: Die Nachwuchsarbeit liegt mir sehr am Herzen. Für Moosburg ist es jetzt erst einmal am wichtigsten, dass wir mit den Junioren in die Landesliga aufsteigen. Nach der Saison müssen wir uns dann darüber unterhalten, wie es weitergeht.

© SZ vom 23.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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