Amanda Momeni hat gerade ihre Einbürgerungsurkunde abgeholt. "Endlich", sagt sie. Ein Jahr und drei Monate hat sie schon darauf gewartet. Jetzt fühle sie sich erleichtert, froh und vor allem sicher. Momeni ist in Framlingham im Osten Englands aufgewachsen, einer Stadt nahe der Küste, mit 3000 Einwohnern und einer Burg, die Teil eines Robin-Hood-Films sein könnte. Nach dem Schulabschluss verbrachte sie ein Jahr als Au-pair in Deutschland. Und nach dem Studium kam sie zurück, um in München zu arbeiten, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Den Plan, einen deutschen Pass zu beantragen, fasste sie am 23. Juni 2016, dem Tag, an dem die Briten sich entschieden, dass sie nicht mehr Teil der Europäischen Union sein möchten. "Ich fand das ganz furchtbar. Richtig traurig." Bald danach seien die Fragen losgegangen: Was wird sich verändern für sie? Kann sie noch in Deutschland leben und arbeiten wie zuvor?
Momeni begann, ihre Papiere für die Einbürgerung zu sammeln. Obwohl sie Deutsch studiert hatte, obwohl sie seit 20 Jahren in München lebte, musste sie trotzdem einen Sprach- und einen Allgemeinbildungstest machen. Eine "kleine Zeitverschwendung" nennt die 43-Jährige das. Denn wenn man sich in einem Land zu Hause fühle, seien die Fragen nicht schwer zu beantworten, meint sie. Auch wenn Momeni jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft hat, kann sie den britischen Pass behalten. "Sonst hätte ich mir mit der Entscheidung viel schwerer getan." So fühle es sich für sie einfach nur gut an. Vor allem, weil sie im Herbst bei der Landtagswahl zum ersten Mal seit fünf Jahren wählen darf. Sie verlor ihr Wahlrecht in Großbritannien, weil sie dort seit mehr als 15 Jahren nicht mehr lebte. Für Momeni ist das schlimm gewesen. "Ich bin froh, dass ich jetzt wieder eine Stimme habe."