Zweitägiges Training:Fit für Krisen im Kreißsaal

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Geburtshilfe-Team der Kreisklinik absolviert Weiterbildung

Unklare Verfahrensregelungen bei Notfällen, Kommunikationsstörungen im Team und Fehlinterpretationen des Wehenschreibers können zu Komplikationen bei der Geburt führen. Um sie zu vermeiden, nahmen im Mai Gynäkologen, Anästhesisten und Hebammen der Kreisklinik Ebersberg an einem zweitägigen, sogenannten Simparteam-Training teil.

Dabei werden mit computergesteuerten, lebensgroßen Puppen realitätsnah Notfälle simuliert, die im Team zu bewältigen sind, zum Beispiel starker Blutverlust der Mutter oder ein Nabelschnurvorfall. Die Babypuppe atmet, strampelt, schreit und ihr Gesicht läuft blau an, wenn der Sauerstoff knapp wird. Alle Vitalparameter wie Herzschlag, Blutdruck und Sauerstoffgehalt des Blutes können auf einem Monitor abgelesen werden, ebenso bei der Mutterpuppe. Anhand von Videodokumentationen wird dann der Ablauf unter Moderation speziell ausgebildeter Instruktoren ausgewertet und offen und vorwurfsfrei im geschützten Rahmen diskutiert.

Neben medizinischem Know-how stehen beim Simparteam-Training vor allem die sogenannten non-technical-Skills wie situationsgerechtes Bewusstsein, Entscheidungsfindung, Teamwork, Management und Organisation sowie Kommunikation im Mittelpunkt. Vor allem die klare Verständigung untereinander sei im Notfall entscheidend für das Leben von Mutter und Kind, so die Kreisklinik in einer Pressemitteilung. Das Konzept wurde ursprünglich für andere Hochrisikobereiche wie die Luftfahrt entwickelt und 2012 auf die Geburtshilfe übertragen. Damals war die Geburtshilfe der Kreisklinik Ebersberg Teilnehmer des Pilotprojekts, das in Zusammenarbeit mit der TU München, dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen und verschiedener Krankenhäuser getestet wurde.

In diesem Jahr nahm das Ebersberger Team zum dritten Mal am Training teil. "Zum einen wurden die medizinischen Leitlinien für die Geburtshilfe aktualisiert, zum anderen haben wir seit dem letzten Training 2014 neue Mitarbeiter bekommen", erklärt Oberärztin Ingrid Stocker, die die Fortbildung in diesem Jahr organisiert hat.

Besonders positiv bewertet sie das Feedback von außen: "Durch die Moderation der Simparteam-Instruktoren wird deutlich, wo Verbesserungen nötig sind." "Nach dem letzten Training haben wir den Erfolg von Simparteam deutlich im Klinikalltag wahrgenommen", sagt ihr Kollege, Stephan Hasmüller. "Anweisungen werden seitdem klarer gegeben und von den Teamkollegen bestätigt." Dies sei ein guter Grund, das Training auch in den kommenden Jahren zu wiederholen, um das reibungslose Handeln aller Berufsgruppen in den zum Glück seltenen Notfällen zu festigen.

Das Geburtshilfeteam der Kreisklinik Ebersberg besteht derzeit aus zwölf Gynäkologen und zehn Hebammen, die von rund um die Uhr zur Verfügung stehenden Anästhesisten unterstützt werden.

© SZ vom 24.05.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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