Zum Start der Tennissaison:Ein Platz für vier Jahreszeiten

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Der TSV Emmering bekommt ein Tennisfeld, wo auch im Winter gespielt werden kann - im Landkreis Ebersberg ist das eine Rarität

Von Korbinian Eisenberger, Emmering

Eine Bodenheizung haben die Bauarbeiter im Platz nicht eingebaut, das wäre dann doch ein bisserl übertrieben. "Wir Emmeringer sind zwar leicht verrückt, aber ganz so damisch sind wir auch wieder nicht", sagt einer, der es wissen muss. Herbert Rott ist seit 1973 Vorstand im Emmeringer Sportverein, dem TSV. Seit 20 Jahren ist er dort erster Vorsitzender, über die Jahre hat er viele Tennisspieler kommen und gehen sehen. Eines gab es bisher jedoch nicht, deswegen hat Rott das weiße Hemd mit dem TSV-Logo an: Sein Verein hat jetzt einen Tennisplatz, der das ganze Jahr bespielbar ist - außer bei Schnee, so ganz ohne Heizung. "Im November haben wir die Linien sonst immer mit Steinen und Holzbrettern abgedeckt." Das können sie sich in Zukunft sparen.

Der TSV Emmering ist der zweite Sportverein im Landkreis Ebersberg, der einen Ganzjahres-Tennisplatz bekommt. Bisher gab es das nur beim TC Steinhöring, dort haben sie gleich fünf Sandfelder zu Granulatplätzen umgebaut. Beim TSV Emmering kommt dagegen nur auf einen der drei Sandplätze ein neuer Belag. "Für unseren kleinen Verein ist das aber schon was ganz besonderes", sagt Hans Maier, 66, er ist seit der Gründung der Tennisabteilung vor 35 Jahren Platzwart. 35 000 Euro kostet der Platz insgesamt, davon übernimmt einen Teil die Gemeinde Emmering, 20 Prozent zahlt der Bayerische Landes-Sportverband. "23 000 Euro kommen aus der Vereinskasse", sagt Maier. Am Samstag wird der Platz mit einer Feier eröffnet.

Am Freitag werkeln die Bauarbeiter noch. Vorstand Herbert Rott, Tennis-Chef Hans Bichler und Platzwart Hans Maier eröffnen den Platz am Samstag. (Foto: Korbinian Eisenberger/oh)

Jetzt ist es Freitagmittag, vom Tennisplatz dröhnt die Glättmaschine, fünf Bauarbeiter sind dabei, die Linien zu verlegen. Das besondere am Granulatplatz: Die Linien müssen im Winter nicht abgedeckt werden, anders als bei einem herkömmlichen Sandplatz. Sand hat den Nachteil, dass dort Wasser gespeichert wird, ohne Abdeckung friert das Linien-Material und geht kaputt. Deswegen sind normale Sandplätze im Winter nichtbespielbar und müssen einmal im Jahr erneuert werden. Der Granulatbelag hingegen lässt Wasser durchsickern - so bleibt sein Zustand auch bei Nässe gut. Über das Granulat kommt dann noch eine vier Zentimeter hohe Sandschicht, die man ohne großen Aufwand alle zwölf Monate abkehrt und neu belegt.

Draußen wird geschwitzt und gerackert, die Sonne brennt runter, deswegen haben sie im Vereinsheim Getränke gekühlt, dazu gibt's Weißwürste und Brezn. Der TSV Emmering hat in seiner 45-jährige Geschichte einige Erfolge gefeiert, das sieht man an den Pokalen und an den Urkunden. Die erfolgreichsten Teams hängen an der Wand, und wahrscheinlich werden sie bald auch das Foto der U 8-Mannschaft aus der vergangenen Saison dazu hängen. Das gemischte Team aus Sieben- und Achtjährigen verlor in der Kreisklasse kein einziges Spiel und qualifierte sich so für die oberbayerische Meisterschaft - dort wurde es am Ende Platz sieben. "Das ist unser erfolgreichstes Tennis-Team", sagt Vorstand Herbert Rott.

Der Tennisplatz des Vereins ist jetzt das ganze Jahr bespielbar - außer bei Schnee, so ganz ohne Heizung. (Foto: Korbinian Eisenberger)

Tennis ist beim TSV Emmering nach Fußball die zweitwichtigste Disziplin, auch deshalb der Granulatplatz. Von den knapp 80 Mitgliedern der Tennisabteilung sind 50 in einer der vier Mannschaften aktiv. Neben der U 8 gibt es ein Juniorinnen-Team und zwei Männer-Mannschaften. Dazu kommt noch eine schwankende Zahl an Sportlern, die eigenständig auf den TSV-Plätzen Tennis spielen - auch ihnen kommt der Umbau zum Ganzjahresplatz zugute. Herbert Rott schätzt, dass die Tennis-Abteilung dadurch noch populärer wird. "In der Winterpause haben wir oft Mitglieder verloren", sagt er. Jetzt gibt es beim TSV Emmering keine echte Winterpause mehr.

Hans Maier fährt mit der Hand über ein Modell. Es zeigt die Schichten des neuen Platzes, mit dem dünnen Sandbelag ganz oben. Samstagmittag soll dort zum ersten Mal gespielt werden, es gibt ein Programm für Kinder, mit Hüpfburg und Tennisschlägern. Und es werden wieder Weißwürste angeboten, weil sie in Emmering zwar keine Bodenheizung für den Tennisplatz haben, aber den Würsteltopf warm bekommen.

Die Eröffnung am Samstag startet um 10 Uhr mit einem Weißwurstfrühstück. Um 13 Uhr beginnt das Kinderprogramm mit Hüpfburg und Tennisballschule. Kinder und Erwachsene, ob Mitglied oder nicht, sind willkommen. Tennisschläger sind genügend da, Kinder sollten Sportgewand mitbringen.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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