WWW:Surfparadies in Aepfelkam

Lesezeit: 2 min

Die Stadt Ebersberg plant die zweite Runde beim Ausbau des Breitbandinternets. Nun sind die weiter entfernten Ortsteile an der Reihe

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wer in Bärmühle, Aepfelkam oder Schrankenschneider wohnt, hat nicht nur eine originelle Anschrift und viel Natur vor der Haustür - sondern auch ein Problem. Zumindest wenn man an der weiten Welt des Internets teilhaben will. Denn dieses ist in diesen wie in mehreren anderen Ortschaften rund um Ebersberg derzeit nicht das schnellste. Das soll sich aber ändern, der Finanz- und Verwaltungsausschuss sprach sich nun für einen Ausbau der Glasfaserverbindungen in den Ortschaften aus. Ebenfalls zugestimmt wurde der Teilnahme an einem Pilotprojekt der EU für eine bessere IT-Anbindung in Gewerbegebieten.

Bereits vergangenem Sommer wurden die Internetleitungen in den Ebersberger Außenbereichen ausgebaut, in Kürze sollen sämtliche Anschlüsse fertig sein. Dann haben die Bewohner von Reith bis Gmaind, Motzenberg, Halbing, Westerndorf, Sigersdorf und Weiding einen Breitbandanschluss mit 30 bis 50 Megabit pro Sekunde, genau wie das Gewerbegebiet Langwied und die Orte Oberndorf, Ober- und Unterlaufing, Rinding, Ruhensdorf und Englmeng. Der Ausbau erfolgte im Rahmen eines Förderprogramms, von den 844 364 Euro Gesamtkosten musste die Stadt Ebersberg nur den kleineren Anteil von 337 745 Euro übernehmen.

Für einige Gebiete, die zu dünn besiedelt und zu weit ab von der Hauptleitung liegen, rentierte sich der Ausbau indes nicht - bis jetzt. Denn, wie Iris Lefeber vom Büro Ledermann im Ausschuss erläuterte, gilt seit Anfang Juli eine neue Förderrichtlinie für schnelles Internet: Der sogenannte Höfe-Bonus. Hierbei stellt das bayerische Finanzministerium insgesamt 400 Millionen Euro zur Verfügung, aus diesem Topf können Kommunen bis zu 80 Prozent der Anschlusskosten für sogenannte "Streusiedlungen" bekommen.

Als solche haben die Planer vom Büro Ledermann ausgemacht: Angermann, Bärmühle und Pollmoos, Schrankenschneider, Au, Gsprait, Dieding, Aepfelkam und Traxl bekommen bald schnelles Internet, genau wie Vorder- und Hinteregglburg, Hörmannsdorf, Zieglhof, Egglsee, die Ludwigshöhe und Mailing. Zwischen 1,05 und 1,29 Millionen Euro werde der Ausbau wohl kosten, so Lefeber, je nachdem, ob man die Anschlüsse bis zu den Grundstücksgrenzen oder gleich bis in die Häuser verlege. Da Ebersberg noch nicht alle Fördermittel aus der ersten Ausbaurunde abgerufen hat, könne der Eigenanteil der Stadt sogar unter die 20 Prozent sinken.

Hans Mühlfenzl (SPD) stellte die Frage, wie viel die Bewohner der neu anzuschließenden Ortschaften zahlen müssten, um selbst ein Kabel von der Grundstücksgrenze ins Haus zu verlegen. Denn angesichts des "schon erheblichen Beitrages" der Stadt für den Breitbandausbau könne er sich auch eine Kostenbeteiligung der künftigen Nutzer vorstellen. Etwa 800 Euro würde diese Beteiligung betragen, so Lefeber, sie wandte aber auch ein, dass schnelles Internet immer mehr Teil der Daseinsfürsorge werde, "es wird irgendwann immer und überall gebraucht". Ähnlich sah dies Martin Schechner (CSU), "das ist wichtig für die Bürger", und schließlich führe man solche Diskussionen auch nicht bei der Frage, ob ein Wasseranschluss bis ans Haus verlegt werden soll. Außerdem zahlten die Bewohner und Gewerbetreibenden in den Weilern die gleichen Steuern wie jene in den zentraleren Bereichen der Stadt, sagte Hans Hilger, "da stehen ihnen auch die gleichen Bedingungen zu."

Letztlich empfahl der Ausschuss ohne Gegenstimmen dem Stadtrat, das Ausbauprogramm fortzusetzen und die Kabel bis in die Häuser zu verlegen. Ebenfalls ohne Gegenstimmen wurde die Bewerbung für die Gigabit-Initiative der EU beschlossen. Dabei geht es um die Verbesserung der Breitbandgeschwindigkeit in mittelmäßig erschlossenen Gebieten. Dort gibt es zwar bereits etwa eine DSL-Versorgung aber auch Bedarf für noch schnellere Verbindungen. Drei solcher Areale haben die Planer ausgemacht, die Gewerbegebiete Nord und Langwied, sowie die Kreisklinik. Die Ertüchtigung aller drei würde zwischen 329 000 und 385 000 Euro kosten, wieder je nachdem, ob das Kabel an der Grundstücksgrenze endet, oder in die Gebäude verlegt wird. 60 Prozent der Kosten würden aus dem Fördertopf gedeckt. Eine Verpflichtung, das Projekt auch umzusetzen, gehe mit der Bewerbung ausdrücklich nicht einher, sagte Planerin Lefeber.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: