Wohnungsbau:Schnell, viel, günstig

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Es wird zwar viel gebaut im Landkreis, wie hier in Poing, doch günstige Wohnungen fehlen. (Foto: Hinz-Rosin)

Kreis und Gemeinden erwägen, den Bau erschwinglicher Wohnungen nun selbst voranzutreiben - womöglich mit einem gemeinsamen Kommunalunternehmen

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Idee klingt spannend: Weil es viel zu langsam vorangeht mit dem Bau günstiger Wohnungen, gibt es nun Pläne, dass Kreis und Gemeinden die Sache selbst in die Hand nehmen. Dazu könnte ein gemeinsames Kommunalunternehmen gegründet werden, bei dem der Kreis Büro und Logistik stellt und die Gemeinden für die Bereitstellung der Grundstücke und den größten Teil der Finanzierung zuständig wären. Denn nur sie können die aktuell sehr günstigen Förderprogramme des Freistaats abrufen. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Finanzmanagerin Brigitte Keller, die das Konzept ausgearbeitet hat, könnten sich auch vorstellen, dass der Landkreis vorübergehend Startkapital einbringt, sollten die Kreisgremien einverstanden sein. Ziel ist laut Keller, "schnell, viel und günstig" zu bauen.

Zwar sind die Gemeinden für den Wohnungsbau zuständig, dennoch wird das Thema auch im Kreistag seit Jahren immer wieder diskutiert. Bei der Förderung des sozialen Wohnungsbaus engagiert sich der Kreis Ebersberg deutlich stärker als viele andere Landkreise. Der Landrat sieht in der neuen Idee gewissermaßen eine Fortsetzung des eingeschlagenen Wegs: "Der Landkreis möchte sich aus seinem bisherigen, traditionell intensiven Engagement im sozialen Wohnungsbau und auch im Ergebnis der interfraktionellen Arbeitsgruppe Wohnungsbau/Wohnungsnot des Kreistags an dieser großen Herausforderung beteiligen", unterstreicht Niedergesäß. Ob dieser neue Weg tatsächlich beschritten wird, werden die zuständigen Gremien in Kreis und Gemeinden voraussichtlich im Sommer entscheiden.

Bei einer Bürgermeister-Dienstbesprechung hätten aber etliche Gemeindechefs bereits großes Interesse gezeigt, so Niedergesäß und Keller. Denn der Druck steigt quasi wöchentlich: Die Gemeinden sind es schließlich, die dafür verantwortlich sind, Wohnmöglichkeiten für anerkannte Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. Bisher behelfen sich die Gemeinden in diesen Fällen mit Provisorien oder Pensionszimmern, doch eine dauerhafte Lösung ist das nicht. Die günstigen Wohnungen sollen aber nicht nur Migranten zugute kommen, wie Keller und Niedergesäß betonen. Man wolle damit allgemein für Menschen etwas tun, die es sich sonst kaum mehr leisten können, im Landkreis zu leben: Polizisten, Krankenpfleger, Pflegekräfte oder Erzieherinnen beispielsweise. Für den Bau von echten Sozialwohnungen ist das Modell hingegen nicht gedacht.

Das Kommunalunternehmen würde die Wohnungen nicht selbst errichten. Es gehe keinesfalls darum, nun einen "großen Wasserkopf" neu aufzubauen, betont Keller. Stattdessen würde ein Generalunternehmer beauftragt, der selbst die Bauleistungen erbringt, oder ein Generalübernehmer, der die gesamte Realisierung an Subunternehmer weiter übertragen würde. Sollten sich gleich mehrere Gemeinden gleichzeitig entscheiden, nach diesem Modell bauen zu lassen, hätte das laut Keller nur Vorteile: In diesem Fall könnten Bauzeitenpläne und einheitliche Ausschreibungen erstellt werden, das würde wohl zusätzlich Geld sparen. Später würde sich eine Hausverwaltung um die Objekte kümmern.

Die Gemeinden würden für ihre Grundstücke zwar laut Keller zunächst nur einen symbolischen Erbpachtzins erhalten, nach einer gewissen Frist - Niedergesäß spricht von zehn bis 20 Jahren - hätten sie dann zwei Möglichkeiten: Entweder können sie die Gebäude weiterhin dem Kommunalunternehmen zur Verfügung stellen, nun zu "wirtschaftlichen Preisen", wie Keller sagt. Oder sie übernehmen die Gebäude für ihre eigenen Zwecke. Belegungsrecht hätten ohnehin von Anfang an die Gemeinden. Am Dienstag, 12. April, soll die Idee erneut mit den Bürgermeistern diskutiert werden, bis dahin sollen formale und steuerliche Fragen geklärt sein, auch erste Ideen für eine Satzung soll es dann bereits geben.

Denkbar wäre es im Zuge des Modells auch, eine Idee umzusetzen, die SPD-Kreisrat Ernst Böhm schon mehrmals vorgestellt hat und die sich mittlerweile offenbar auch die SPD in der Landeshauptstadt abgeschaut hat: Wohnungen aufgeständert über kommunalen Parkplätzen zu errichten. "Eine sehr interessante Idee" sei das, so Keller, die überdies den Vorteil habe, dass dafür bereits versiegelte Flächen genutzt werden könnten. Die Entscheidung über derartige Lösungen liege aber allein bei den Gemeinden.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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