Wahl 2017:Authentisch, sympathisch, souverän

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Die Direktkandidaten in der Stilkritik

Von Karin Kampwerth

Die Aussage ist das Eine, die Außenwirkung das Andere. So haben sich die Teilnehmer des SZ-Forums den Gästen im Alten Kino in Ebersberg präsentiert:

Anna-Maria Lanzinger (Grüne): Erfrischend authentisch, mit grünen Haaren passend zur politschen Färbung, überzeugt die 21-Jährige auf dem Podium mit einem selbstbewussten Auftritt. Die Leidenschaft, mit der die Studentin in spe Themen wie etwa die Zahlung eines elternunabhängigen Bafögs verteidigt, ist genau das richtige Mittel, um junge Menschen wieder für Politik zu interessieren und ihnen zu vermitteln, dass es Sinn macht, sich zu engagieren und die Gesellschaft mitzugestalten. Und das alles hellwach, schlagfertig und humorvoll. Daumen hoch.

Lukas Schmid (Die Linke): Der Jüngste auf dem Podium, gerade 19 Jahre alt und noch Schüler, der im nächsten Jahr Abitur machen will, beeindruckt mit klar formulierten linken Einstellungen. Selbst, wenn diese nicht jedermanns Sache sind, musste man mit dem jungen Mann einfach deshalb sympathisieren, weil er sich ideologisch nicht vergaloppiert. Stattdessen untermauert er seine Standpunkte immer wieder glaubhaft mit seiner eigenen und der Biografie seiner Familie, ohne auch nur einen Augenblick lang den Verdacht einer Neiddebatte aufkommen zu lassen. Chapeau.

Peter Pernsteiner (FDP): Dass Erfahrung in der Kommunalpolitik eine Eignungsbescheinigung für höhere Parlamente sein kann, unterstreicht der Zornedinger Gemeinderat. Unaufdringlich, aber dennoch mit Nachdruck präsentiert er das zentrale Thema seiner Partei, die Bildung. Der 58-Jährige Diplomingenieur punktet mit seinem Wissen aber auch bei Themen wie öffentlichem Nahverkehr oder Wohnbau. Respekt.

Ewald Schurer (SPD): Der 63-Jährige Ebersberger fühlt sich wohl in der Rolle des Routiniers. Die fünfte sehr wahrscheinliche Amtszeit im Bundestag im Blick, spielt Schurer geübt die Klaviatur des seriösen Parlamentariers, der die sozialdemokratischen Grundsätze ungeachtet schlechter Umfragewerte bestimmt und glaubwürdig vertritt. Dass ein Politiker auch nach 16 Bundestagsjahren deshalb noch lange nicht abgestumpft sein muss, zeigt Schurer mit seinem temperamentvollen, leidenschaftlichen aber dennoch fairen Einschreiten gegen die rechtspopulistischen Äußerungen eines Gastes. Hut ab!

Andreas Lenz (CSU): Für seine Partei dürfte der "Bundes-Andi", wie sich der 36-jährige promovierte Wirtschaftswissenschaftler im Wahlkampf selbst nennt, ein Glücksfall sein. Wohltuend: Der Frauenneuhartinger ist ein Teamplayer, kein Selbstdarsteller. Das unterstreicht Lenz immer wieder auch im freundschaftlichen Geplänkel mit Koalitionspartner Schurer. Auf dem Podium und im Publikum kommt auch an, dass Lenz bei aller Linientreue für seine Partei souverän eine eigene Meinung vertritt. Überraschend etwa seine Aussage, dass er nicht für ein generelles Burka-Verbot in Deutschland ist. Alle Achtung.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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