Vorläufiges Ende eines langen Streits:Kletterwald darf gebaut werden

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Der Bauausschuss genehmigt die Freizeitanlage in Vaterstetten. Schon im Frühsommer könnten sich die ersten Sportler in die Baumwipfel wagen.

Von Wieland Bögel

In Prien am Chiemsee betreibt Wolfgang Estermann bereits einen Kletterwald. Nun will er auch nahe der Ottendichler Straße in Vaterstetten das Freizeitvergnügen in luftiger Höhe anbieten. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Großgemeinde bekommt einen Kletterwald. Bei einer Gegenstimme, jener von Grünen-Gemeinderat Günter Glier, beschloss der Bauausschuss am Dienstag den Bebauungsplan für das Projekt an der Ottendichler Straße. Bereits in wenigen Wochen soll der Bau der Anlage beginnen, so dass sich schon im Frühsommer die ersten Kletterer in die Baumkronen schwingen könnten.

"Das Vorhaben dürfte den meisten bekannt sein", eröffnete Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) die abschließenden Beratungen. Das kann man als höfliche Untertreibung auffassen. Denn über kaum ein Projekt wird in Vaterstetten schon so lange und intensiv gestritten wie über den Kletterwald. Als vor drei Jahren bekannt wurde, dass Wolfgang Estermann, der Betreiber eines Kletterwaldes in Prien am Chiemsee ein ähnliches Angebot in Vaterstetten schaffen möchte, brachten sich Befürworter und Gegner in Stellung. Die Mehrheit des Gemeinderates befürwortet das Projekt, mit dem Argument, dieses sei ein wertvoller Beitrag zur Naherholung.

Umweltschützer befürchten dagegen, dass durch die Kletterer zahlreiche in dem neben der Autobahn gelegenen Wäldchen lebende seltene Tiere und Pflanzen in Mitleidenschaft gezogen würden. "Das Projekt ist sehr kritisch beäugt worden", so Reitsberger. Bauamtsleiterin Brigitte Littke versicherte, dass man den Einwänden durchaus Rechnung getragen habe. Kaum ein anderes ähnliches Vorhaben habe ein so aufwendiges Genehmigungsverfahren durchlaufen. Tatsächlich wurde das Projekt mehrfach umgeplant, etwa um die in dem Wäldchen lebenden Baumfalken nicht zu stören. Außerdem sollen die Plattformen und Klettersteige nur an die Bäume angeklemmt werden, um diese nicht zu beschädigen. Zudem wird als Ausgleich ein neuer Wald in Zorneding aufgeforstet.

Ende Januar werde der nun beschlossene Bebauungsplan in Kraft treten, so Littke. Da der Bauantrag des Betreibers vorliegt und das Landratsamt den Flächennutzungsplan schon genehmigt hat, könne bereits im Februar mit der Errichtung der Klettersteige und Plattformen begonnen werden. Littke rechnet damit, dass der Kletterpark dann im April oder Mai eröffnet werden kann.

Ganz sicher ist der Bau des Kletterwaldes indes noch nicht, denn es sind mehrere Klagen gegen das Projekt anhängig. So hat etwa der FBU-Gemeinderat Manfred Schmidt eine Popularklage sowie eine Petition an den Landtag gegen den Kletterwald eingereicht. Auch der Bund Naturschutz (BN) wird wohl juristische Schritte einleiten, wie der BN-Ortsvorsitzende Heinz Vierthaler erklärte. Den Beschluss des Bauausschusses bezeichnete Vierthaler als "Rechtsbeugung". Bei der Gemeinde ist man sich dagegen sicher, dass die Gegner des Projektes keinen Erfolg haben werden. Sie sehe den Beschwerden und Klagen "gelassen entgegen", meinte Littke. Auch der Bürgermeister erwartet keine Komplikationen mehr. Mit dem Beschluss sei "ein sehr aufwendiges Verfahren abgeschlossen", so Reitsberger. Nun bleibe zu hoffen, "dass der Kletterwald zur Bereicherung der Freizeitgestaltung in Vaterstetten beitragen wird".

© SZ vom 16.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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