Vorführung:Meister der Illusion

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Zauberei im Spiel: Wolfgang Wochermaier aus Ebersberg (rechts) darf dem Magier Luke Dimon beim Trick mit dem Gedankenübertragungsquirl assistieren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit einem Mix aus Mystik und Humor verzaubert der "Magier des Jahres", der Zornedinger Luke Dimon, das Publikum in Alten Kino in Ebersberg

Von Sandra Langmann, Ebersberg

Eine Münze hinter dem Ohr? Oder gar ein Kaninchen im Zylinder? Anfängertheater. Darüber ist Luke Dimon längst hinaus. Dunkel funkeln seine Augen, scheinen dem Publikum nichts Gutes zu verheißen. Eine finstere Gestalt, von brennenden Kerzen umrahmt und von mystischer Musik begleitet, hat etwas an sich, das einen das Fürchten lehren könnte. "Ich bin, ich träume, ich spiele. Ich lade Sie ein, mit mir zu spielen." Die Stimme ist tief und eindringlich.

Und dann legt er los, dass den Zuschauern der Mund offen stehen bleibt. Er lässt nicht nur Kugeln und Kerzen verschwinden, sondern er vermehrt und verwandelt sie. Und das in einem unglaublichen Tempo, dem weder Gedanken noch Augen folgen können. Gerade noch hielt er eine Kerze in der Hand, im nächsten Moment ist es eine Kugel, eine Spielkarte, die sich in Konfetti verwandelt. Und wo kommt auf einmal die fünfte Kugel her?

Zu Beginn der Samstagabend-Show im Alten Kino wärmte sich der Mystiker mit ein paar "einfachen" Tricks auf. Und freute sich ganz offensichtlich über das Staunen seiner Zuschauer. Klar, bei einer Zaubershow sind Gegenstände, die verschwinden, nichts was sie nicht erwartet hätten, aber dennoch ist das menschliche Auge von diesen Illusionen überfordert.

"Mystika" hat Luke Dimon sein Programm genannt. Und sein Auftritt im Alten Kino war für ihn auch eine Rückkehr in seine Heimat. In Forstinning ist er geboren, und mit nur 22 Jahren hat er bereits die höchste Auszeichnung verliehen bekommen, die ein Zauberkünstler erlangen kann. Der junge Mann mit dem akkurat geschnittenen Kinn- und Oberlippenbart trägt den Titel "Magier des Jahres". Zudem ist er amtierender deutscher Meister der Zauberkunst und Grand-Prix-Sieger der Magie.

Daher kamen die Besucher auch mit hohen Erwartungen nach Ebersberg, um die Künste des Magiers zu erleben. Und stellten fest: Luke Dimon ist mehr als ein Zauberkünstler, er ist auch eine Meister des Entertainments. Er inszeniert nicht nur seine Zaubertricks sondern sich selbst, etwa wenn er die rhetorische Frage nach der Bedeutung seiner eigenen Wortschöpfung stellte: "Mystika, was ist das?" Würde er das Geheiminis an diesem Abend lüften? Nein, lautete die Antwort, denn er selbst sei das Geheimnis, nicht sein Programm.

In das er das Publikum immer mehr einbezog und einzelne Zuschauer als Assistenten auf die Bühne holte. Eine junge Frau mit langen gelockten Haaren sollte den Namen einer berühmten verstorbenen Persönlichkeit auf einen Zettel zu schreiben und dann in einen Umschlag zu stecken. Drei weitere Auserwählte taten es ihr gleich, sie sollten allerdings Namen von noch lebenden Personen aufschreiben. Die junge Frau, zunächst zurückhaltend, assistierte dann doch bereitwillig und legte die Umschläge zu vier Kerzen, die sie umgeben. Würde der Magier den Umschlag mit dem Namen des berühmten Toten - und auch noch den richtigen Namen erraten? Natürlich schaffte er es - aber verblüffend war es doch. Weil nicht etwa Michael Jackson oder ein anderer vor kurzem gestorbener Prominenter auf dem Zettel stand, den er vielleicht hätte erraten können. Auf den Zettel hatte die junge Frau stattdessen den Namen des längst verstorbenen Komponisten Frédéric Chopin geschrieben. Wie um alles in der Welt hatte er das erraten können? Doch natürlich bleibt das sein Geheimnis.

Doch Dimon versteht es nicht nur, das Publikum mit seiner Magie zu verzaubern, sondern auch mit seinem trockenen Humor. War sein Auftreten anfangs kühl und distanziert, kehrte er immer mehr den Komödianten heraus. Zwinkerte einem Herren im Publikum immer wieder zu, unterstellte ihm, unbedingt und freiwillig auf die Bühne zu wollen, obwohl der Herr mit Namen Wolfgang sich am liebsten an seiner Gattin festgeklammert hätte. Ob der Blind-Date-Trick, bei der zwei nicht miteinander bekannte Personen sich blind verstehen sollen, wirklich nicht funktioniert hat? Oder war auch das nur Teil der Inszenierung? Die Gedankenübertragung funktionierte dann natürlich doch noch. Ohne dass ihr irgendjemand erkennbar eingesagt hätte, erriet die Dame das Lied, das ihr "Date" im Geiste vor sich hin summt: Udo Jürgens' Schlager "Griechischer Wein."

Wenn es überhaupt etwas auszusetzen gab, dann, dass die Show gelegentlich zu sehr in Richtung Comedy abdriftete. Etwas mehr von Dimons meisterlicher Zauberkunst hätte man sich wünschen mögen. Doch die Leichtigkeit und Fingerfertigkeit seiner Vorführungen brachte doch die Augen der Zuschauer zum Leuchten.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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