Landkreis Ebersberg:Steuereinnahmen: Reiches Poing, armes Emmering

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Viel Geld (Symbolfoto). (Foto: dpa)

Die Kommunen im Kreis Ebersberg nehmen so viel ein wie nie zuvor. Allerdings sehr ungleich verteilt - besonders bei der Gewerbesteuer.

Von Wieland Bögel

Die Kämmerer in den Kommunen des Landkreises Ebersberg müssen zufriedene Menschen sein. Zumindest, wenn es nach den aktuellen Statistiken zu den Steuereinnahmen geht - diese steigen nämlich stetig. Lagen sie vor zehn Jahren für alle 21 Kommunen noch bei rund 128 Millionen Euro, werden heuer knapp 158 Millionen erwartet. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den 21 Landkreiskommunen erheblich, die maximale Differenz liegt bei fast 200 Prozent.

Vergleichbar werden die Zahlen, da die Statistik die Einnahmen nicht nur in Summe, sondern auch pro Einwohner auflistet. So erwartet die Gemeinde Vaterstetten laut Statistischem Landesamt im laufenden Jahr mit rund 28,5 Millionen Euro die höchsten Steuereinnahmen aller Landkreiskommunen. Beim Nachbar Poing werden es knapp vier Millionen weniger, in der Kreisstadt sind es rund 18 Millionen Euro und in Oberpframmern 3,7 Millionen.

Rechnet man aber die Steuerkraft pro Einwohner, kommt die Gemeinde mit den meisten Einnahmen lediglich auf Platz sechs, rund 1241 Euro pro Vaterstettener sind heuer zu erwarten. Dagegen kommt Ebersberg mit 1265 Euro pro Kopf auf Platz fünf, in Oberpframmern reicht es mit 1568 Euro gar für den zweiten Platz. Spitzenreiter ist die Gemeinde Poing mit 1612 Euro Steuereinnahmen pro Einwohner. Den niedrigsten Wert mit gerade einmal 627 Euro pro Einwohner erzielt die Gemeinde Emmering. Dieses liegt nur knapp über der Hälfte des Landkreisdurchschnitts, der beträgt 1134 Euro Steuereinnahmen pro Einwohner.

Entscheidend für die Steuerkraft ist die Gewerbesteuer

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Von Wieland Bögel

Entscheidend für die Steuerkraft einer Kommune ist vor allem die Gewerbesteuer, beziehungsweise ihr Anteil am gesamten Steueraufkommen. Denn diese Einnahmen können die Städte und Gemeinden in voller Höhe behalten, von der Einkommensteuer indes nur einen Teil. Das Problem für die Kommunen ist, dass zwar die Steuerlast der Bürger mit deren Einkommen steigt, die Gemeinden aber davon irgendwann nichts mehr haben. Der kommunale Anteil ist gedeckelt, weshalb sich selbst viele im Ort angesiedelte Spitzenverdiener nicht unbedingt positiv auf die kommunale Kasse niederschlagen.

Daher liegen die Landkreisgemeinden bei den Einkommensteuern pro Einwohner auch vergleichsweise nahe beieinander. Knapp 450 Euro sind es in Frauenneuharting, um die jeweils 500 Euro in Emmering, Bruck und Baiern. Am oberen Ende der Skala stehen Pliening, Vaterstetten und Zorneding mit je 800 bis 850 Euro.

Sehr viel weiter ist die Spanne bei der Gewerbesteuer pro Einwohner. Ganz oben stehen Poing und Forstinning mit knapp 650 Euro, Oberpframmern folgt mit etwa 600 Euro und in Ebersberg sind es noch 550 Euro. Der Landkreisdurchschnitt beträgt um die 400 Euro, deutlich darunter liegen die Schlusslichter Bruck, Emmering, Kirchseeon und Steinhöring mit je rund 100 Euro.

Interessant ist allerdings, dass es offenbar keinen direkten Zusammenhang zwischen Arbeitsplätzen und Gewerbesteuereinnahmen gibt. So lag Ebersberg bei den Arbeitsplätze im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung an der Spitze: 2016 - aktuellere Daten gibt es hier noch nicht - waren es 446 Jobs je 1000 Einwohner. Gewerbesteuer-Spitzenreiter Poing kam dagegen mit 404 Arbeitsplätzen nur auf den dritten Platz, lediglich Forstinning schafft es in beiden Kategorien auf Platz zwei.

Besonders wenige Jobs im Gewerbe in Pliening

Besonders wenige Jobs scheint das Plieninger Gewerbe anzubieten. Beim Steuerertrag liegt die Gemeinde zwar mit rund 500 Euro pro Einwohner deutlich über dem Landkreisschnitt, bei den Jobs mit 214 auf 1000 Einwohner dagegen deutlich unter dem Landkreismittel von 280. Genau umgekehrt ist es in Kirchseeon, wo trotz der geringen Gewerbesteuereinnahmen pro Einwohner 206 Jobs pro 1000 Kirchseeoner gezählt wurden. Keine Überraschung dagegen sind die Werte für Bruck und Emmering, hier gibt es extrem wenig Gewerbesteuer und mit 75 Jobs pro 1000 Einwohner sehr wenig Arbeit am Ort.

Diese Werte spiegeln sich auch in den Pendlerbewegungen wider. So gab es 2016 insgesamt 1265 Ebersberger, die an ihrem Wohnort auch arbeiteten. In Vaterstetten, das rund doppelt so viele Einwohner hat, waren es nur 1054, knapp dahinter folgen Grafing mit 938 und Poing mit 901. Dafür liegen diese drei Kommunen ganz vorne bei der Zahl der Auspendler, also jener Bewohner, die anderswo arbeiten. In Vaterstetten wurden 2016 insgesamt 7526 Auspendler gezählt. In Poing waren es 5953, und in Grafing4297. Ebenfalls ganz oben auf der Liste ist Markt Schwaben mit 5035 Auspendlern.

In den meisten Landkreiskommunen ist die Zahl der Auspendler deutlich höher als die der Einpendler. Große Ausnahme ist die Kreisstadt, hier kommen 798 mehr Auswärtige zum Arbeiten her, als Einheimische dafür wegfahren. Ein Grund dafür dürften die überregionalen Behörden und Einrichtungen in Ebersberg sein, etwa das Landratsamt, die Kreisklinik oder das Amtsgericht.

Im Verhältnis die meisten Auspendler gibt es in Grafing, 2016 waren hier 2506 Einwohner mehr auswärts beschäftigt als Auswärtige in Grafing arbeiteten. In Vaterstetten lag dieser Wert bei 2452, in Zorneding bei 2234 und in Kirchseeon bei 2182. Auch für den Landkreis insgesamt gilt: Die meisten Bewohner arbeiten auswärts. So hatten 2016 insgesamt 48 393 Landkreisbürger einen Job außerhalb, dagegen kamen nur 30 936 Auswärtige zum Arbeiten nach Ebersberg.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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