Salz und Pfeffer sind zwei Dinge, die unzweifelhaft zusammen gehören. Das eine kann zwar sein ohne das andere, aber sie werden doch meist in einem Atemzug genannt. Solche und ähnliche Überlegungen haben die Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Heilig Geist und der katholischen Pfarrei St. Sebastian wohl angestellt, als sie sich entschlossen haben, zwei Gewürzstreuer auf dem Flyer der Ankündigung zu ihrer gemeinsam veranstalteten Langen Nacht der Bibel ins Bild setzen zu lassen. Sowohl das Bewusstsein einer nicht unerheblichen Gegensätzlichkeit der Konfessionen war wohl ein Leitgedanke der symbolträchtigen Bildauswahl, als auch die Sehnsucht nach einer Zusammenführung gerade dieser Gegensätzlichkeiten. Im Reigen der Veranstaltungen jedenfalls, die die beiden Kirchengemeinden im Lutherjahr 2017 miteinander planen, sollen noch weitere Gegensatzpaare zur Geltung kommen, kündigten die Seelsorger Edzard Everts und Johann Riedl bei einem Pressegespräch an - auch diese wohl eher symbolischer Natur.
Zumal das Lutherjahr etwas ganz Neues und Gutes bringen soll für die beiden Konfessionen. Früher hätten sich über den Jahrestag des Thesenanschlags am Wittenberger Kirchentor bisher immer nur "die einen gefreut; die anderen aber haben gegrummelt", sagte der katholische Pfarrer Josef Riedl. Das solle nun anders werden - und auf dem Weg dazu sei man schon längst in der Ökumene der Ebersberger Pfarrei St. Sebastian und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, zu der neben Ebersberg auch Hohenlinden, Kirchseeon und Steinhöring gehören. Länger als das Jahr jedenfalls, das die Vorüberlegungen für die Lange Nacht am kommenden Freitag, 14. Oktober, und eine Reihe von Folgeveranstaltungen wie Vorträge über die Reformation, ein Abendessen mit Tischreden Luthers im Rathaus, eine Ausstellung mit Lutherbildern des Bildhauers Harald Birck, in Anspruch genommen hätten. Die Lange Nacht, die sich in verschiedenen Veranstaltungsorten in Ebersberg abspielt, biete "so ein bisschen Erlebnischarakter mit der Möglichkeit, an manchen Stellen in der Tiefe zu schürfen", sagte Everts. Nach dem Muster ähnlicher Langer Nächte können die Besucher zu Fuß - oder mit einem eigens organisierten Shuttlebus - zwischen 16 und 24 Uhr verschiedene Veranstaltungen aufsuchen. Eine gemeinsame Feier bildet den offiziellen Auftakt um 18 Uhr in St. Sebastian, eine Abendandacht um 23 Uhr in Heilig Geist beschließt die Lange Nacht. Zwischendurch kann man sich Lieder des Reformators, gesungen von Markus Lugmayr anhören, im Alten Kino beim Promi-Bibel-Talk mitverfolgen, wie sich etwa Landrat Robert Niedergesäß und die Leiterin der Palliativstation im Krankenhaus, Anna Bresele, in ihrem persönlichen und beruflichen Wirken zur Bibel stellen. Ihre biblischen Favoriten stellt BR-Moderatorin Marlen Reichert im kleinen Saal des Klosterbauhofs vor, begleitet von der Harfenistin Anna Augstein. Parallel dazu geht es mit der Kirchenmusikerin Monika Sauer in der Kapelle der Kreisklinik um die Rolle der Frauen in der Bibel. Ein Bibliolog gibt Gelegenheit zum assoziativen Eintauchen in Geschichten des Alten und Neuen Testaments. Vor der Abendandacht können die Besucher eine Lichtinstallation in der Heilig-Geist-Kirche erleben, und schließlich organisiert die Evangelische Jugend einen gemütlichen Ausklang. Flyer zur Veranstaltung liegen in den Kirchen aus und sind beim Kreisbildungswerk zu bekommen.