Verabschiedung:Mit Party in die Rente

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Party in den Ruhestand. Der langjährige Rektor der Korbinianschule, Markus Schmidt, verabschiedet sich von seinen Schülern mit einem Tänzchen und viel guter Laune. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Rektor der Korbinianschule in Steinhöring wird von seinen Schülern und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Doch bevor er geht, feiert er noch einmal kräftig

Von Carolin Schneider, Steinhöring

Der Garten der Korbinianschule ist bunt geschmückt, große Sonnenschirme spenden Schatten, eine Seifenblasenmaschine begrüßt die Besucher mit bunten Blasen, Eltern tragen Kuchen und andere Snacks herbei, Freude liegt in der Luft. Dass es sich nicht um ein Sommerfest handelt, zeigen nur die Packungen mit Taschentücher, die vorsorglich auf jede Bierbank gelegt wurden. Tränen sind an diesem Tag gut möglich. Schließlich wird mit dem "Concerto Finale", wie die Veranstaltung am Nachmittag genannt wird, der Schulleiter Markus Schmidt in den Ruhestand verabschiedet.

Die Korbinianschule ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Hier werden behinderte Kinder und Jugendliche unterrichtet, um sie ihren Bedürfnissen entsprechend zu fördern. Für ihren Rektor haben alle Klassen etwas vorbereitet. Doch bis diese kleinen Vorführungen anfangen können, dauert es. Schmidt selbst ist es, der redet, lacht und herum flitzt ohne auf die Uhr zu schauen. "Herr Schmidt, wir möchten dich bitten, jetzt Platz zu nehmen!", sagt eine Lehrerin irgendwann. "Jetzt sind wir dran!" Mit seinem charakteristischen Strahlen im Gesicht setzt sich der Schulleiter. Lange hält er es aber nicht auf seinem Stuhl auf. "Da sag ich jetzt doch schon was", sagt er und springt auf die Bühne, kaum dass Gertrud Hanslmeier-Prockl vom Einrichtungsverbund Steinhöring ihre Ansprache beendet hat. Ihr Kollege sei jemand, der offen auf andere zugehe. "Heute würde man ihn wohl als Netzwerker bezeichnen", so Hanslmeier-Prockl. Er habe in seiner Zeit an der Korbinianschule diese nach außen hin geöffnet.

Bereits seit 1985 ist Markus Schmidt bereits an der Korbinianschule, die vergangenen elf Jahre leitete er sie als Rektor. Während dieser Zeit habe er vor allem die Beziehung zu anderen Schulen in der Region maßgeblich beeinflusst. Durch Partnerklassen können behinderte Schüler soziale Kontakte mit den Regelschülern knüpfen. Diese lernen, Schwächere zu akzeptieren.

Die Schüler zeigen allen Anwesenden, was in ihnen steckt: Sie tragen Gedichte über ihren Rektor vor, haben Lieder umgedichtet, singen - zum Teil sogar Solostücke - und tanzen begeistert über die Bühne. Bei einem Bewegungslied werden alle Schüler gebeten, aufzustehen und mitzutanzen. Die lassen sich nicht lange bitten. Doch für Markus Schmidt ist das noch nicht genug: Lächelnd bittet er alle Anwesenden - auch die Ehrengäste - aufzustehen und mitzumachen. So kommt es, dass bald auch der Steinhöringer Bürgermeister Alois Hofstetter und Landrat Robert Niedergesäß zum Bewegungshit "Theo ist fit" tanzen. Unter den Ehrengästen ist auch Bartholomäus Brieller, der Direktor der katholischen Jugendfürsorge München und Freising. Er hält sich bei seiner Rede erfrischend kurz und stellt das Alleinstellungsmerkmal Schmidts besonders heraus: "Das ist einfach seine unerschütterliche Fröhlichkeit und sein ansteckendes Lachen", so Brieller.

Während seiner Abschlussfeier zeigt Schmidt, wo er am liebsten ist: inmitten seiner Schüler. Er kniet sich auf die Bühne, als die jüngsten Schüler ihre Geschenke überreichen, um mit ihnen auf Augenhöhe zu sein. Er tanzt mit einem breiten Lächeln im Gesicht und einer Blumenkette um den Hals zusammen mit den Kindergartenkindern einen Mambo und lässt die Hüften schwingen, so dass die Kleinsten vor lauter Staunen beinahe ihre eigenen Schritte vergessen. Eine Klasse der Mittelschule betritt mit Sonnenbrillen und Käppis bekleidet die Bühne. "Wir können auch modern", kündigen sie an und wollen mit ihrem selbst gedichteten Rap loslegen. Doch Markus Schmidt stoppt sie, organisiert sich aus dem Publikum eine Sonnenbrille und eine Kappe und bewegt sich zu dem Sprechgesang der Schüler. Während seiner Rede lässt das Unwetter plötzlich nicht mehr auf sich warten: Es beginnt, zu regnen. In Windeseile wird die Feier in die Halle verlegt. Schmidt lässt sich davon nicht irritieren und setzt seine Rede drinnen fort. Er dankt seiner Familie und Mitarbeitern. Dann scheinen ihm die Worte zu fehlen. Doch Schmidt tut, was er immer tut: Er lächelt. Und ruft seinen Schülern zu: "Es war wunderschön mit euch!"

Das Lächeln ist an diesem Tag nicht aus seinem Gesicht zu denken. Nur als ihm die Klassensprecher das Abschiedsgeschenk der ganzen Schule überreichen, wird er kurz emotional. "Das bewegt mich jetzt schon", gibt er zu. Doch für Sentimentalitäten bleibt nicht viel Zeit, denn die Schüler haben sich für den Schluss eine Überraschung ausgedacht: einen Flashmob. Die Schüler bewegen sich mit ihren Lehrern und dem Rektor zur Musik. Dieser lässt das Lied noch einmal wiederholen bis wirklich die ganze Halle mittanzt. Die Taschentücher werden dazu benutzt, zu einem Lied zu winken oder sich den Schweiß abzuwischen, denn Tränen werden an diesem Tag keine vergossen. Dafür sorgt Markus Schmidt mit seiner guten Laune persönlich.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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