Unattraktive  Aktion:Stalltüren bleiben zu

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Bauern im Landkreis sind beim Tag des offenen Hofes nicht dabei

Von Amelie Hörger, Ebersberg

"Das hätte man besser kommunizieren müssen", entschuldigt sich Landwirt Josef Kendlinger vom Huberhof aus Wiesham auf Nachfrage, ob sein Betrieb am Wochenende beim "Tag des offenen Hofes" mit dabei ist. Er wisse leider von keiner solchen Initiative, grundsätzlich mit Sicherheit keine schlechte Idee, jetzt sei ihm das Ganze dann doch zu kurzfristig.

Der "Tag des offenen Hofes" wurde 1992 vom Deutschen Bauernverband ins Leben gerufen und soll den Verbrauchern die Chance bieten, hinter die Kulissen eines landwirtschaftlichen Betriebes zu blicken. Einen unvoreingenommen Dialog, zufriedene Verbraucher und Abbau von Vorurteilen verspricht der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, auf der Homepage der Veranstaltung.

Ein Blick in den Kuh- oder Hühnerstall, in die Produktion, vielleicht auch in den Hofladen, all das soll die Verbraucher näher an jene Produkte heran führen, welche sie am Ende konsumieren. Außerdem soll das Leben auf einem Bauernhof im Vordergrund stehen. Keine idyllischen Fantasien, sondern harte Arbeit.

Es sei wichtig, den Leuten moderne Landwirtschaft näherzubringen, sagt auch Landwirtin Andrea Huber vom Zehmerhof in Pliening. Denn laut einer im vergangenen Jahr vom Bauernverband durchgeführten Emnid-Studie stehen viele Bürger, vor allem über 50-Jährige, der modernen Landwirtschaft eher skeptisch gegenüber.

Gleichzeitig gibt es aber auch eine gute Nachricht: Die deutschen Bäuerinnen und Bauern genießen besonders in Bayern bei 85 Prozent der Bevölkerung hohes Ansehen. Warum also nicht das Hoftor öffnen? "Ich lass' mir kein Datum vor die Nase setzen", erklärt Andrea Huber entschieden. Man wolle den Besuchern schließlich auch etwas bieten, Kartoffeln auf dem Acker haben, wenn der Hof die Tür für Interessierte öffne. Doch auch beim Zehmerhof wusste man nichts von dem "Tag des offenen Hofes" - und das, obwohl die Landwirtin fünf Jahre als Kreisbäuerin tätig war.

Markus Peters, Pressesprecher vom Bayerischen Bauernverband, äußert sich nachsichtig. "Die Kommunikation hätte besser sein könnten, das gebe ich zu", sagt er auf Nachfrage. Es seien aber viele Informationskanäle wie Newsletter, Homepage oder das Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt genutzt worden, um die Veranstaltung bekannter zu machen. Diese Taktik scheint nicht ganz aufgegangen zu sein, denn nur 31 Betriebe aus ganz Bayern beteiligen sich an dem Aktionswochenende, weniger als noch vor zwei Jahren. Vielen Landwirten sei der bürokratische Aufwand mit Gema-Gebühren und Versicherung einfach zu hoch. Außerdem hätten, nach Aussage von Markus Peters, in den letzten Jahren viele kritische Berichte ein negatives Bild der Landwirtschaft gezeichnet. Peters vermutet deshalb, dass zahlreiche Bauern sich eingeschüchtert fühlten und deshalb gar keinen .

Andrea Huber hingegen hat auf ihrem Hof bislang nur positive Erfahrungen mit Kunden und Besuchern gemacht, die mehr über ihren Betrieb erfahren wollten. Transparenz und Verständnis ist wichtig, der Meinung ist auch die ehemalige Kreisbäuerin. Auch wenn ihr Hof nicht bei dem bundesweiten Aktionswochenende mitmacht, so ist zumindest ein Hoffest in Planung. Aber auch das braucht erst mal ein Genehmigung und muss noch so einige Bürokratiehürden überwinden.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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