Umfrage zur Bundestagswahl:Vorhang zu

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40 Prozent der Wahlberechtigten sollen noch nicht wissen, wem sie am Sonntag ihre Stimme geben. Sind die Ebersberger entscheidungsfreudiger?

Von Valentina Antonucci

Der Gang zur Wahl hat etwas Feierliches, wie eine Zeremonie, die immer nach dem gleichen Muster abläuft: Anstehen, ausweisen, Wahlzettel entgegen nehmen, in die Kabine eintreten, Vorhang schließen. Dann Ruhe. Durchatmen. Nun auf der ellenlange Liste seine Kreuzchen machen und ab damit in die Wahlurne. Fertig.

Ein Akt, der den Aufwand wert ist, bleibt das freiheitlich-demokratische System doch nur erhalten durch die Menschen, die sich daran beteiligen. Denn eine Demokratie kann nur erfolgreich funktionieren, wenn sich die Menschen, welche in ihr leben, auch mit ihr auseinandersetzen.

Damit aber jeder selbst frei entscheiden kann, wen er zur Volksvertretung bestimmen möchte, ist es wichtig, dass dieser Vorgang geheim ist. Fast erstaunlich, dass eine kleine Kabine inmitten eines großen Raumes mit vielen weiteren Menschen Privatsphäre vermitteln kann. Das Phänomen erinnert an eine Absurdität aus der Kindheit, als man dachte, in dem Versteck unter dem Küchentisch werde man nicht entdeckt, weil man die anderen ja auch nicht sehen konnte. Mit der Kabine verhält es sich ähnlich, zumindest die Beine ragen schließlich unter dem Vorhang heraus. Doch beim Wählen ist das ein untrügliches Zeichen, nämlich dafür, dass hier jemand absolut nicht gestört werden darf. Die geheime Wahl ist eine Errungenschaft, die es den Bürgern leicht macht, ihr Recht zur Mitsprache wahrzunehmen, so dass die gewählte Regierung am Ende den Vorstellungen der meisten Menschen entsprechen sollte. Bei einer geringen Wahlbeteiligung hingegen entscheiden wenige über die Zukunft vieler. Damit hat man im Landkreis indes kaum Probleme: Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2013 lag bei 77,15 Prozent (bundesweit: 71,5).

Ob sich diese Bereitschaft zum Wählen verändert hat, aus welchen Motiven die Menschen am Sonntag zur Urne gehen, und wie sie sich ihre Meinung bilden, um eine Entscheidung treffen zu können, zeigt eine Tour durch den Landkreis samt Gesprächen mit 16 Frauen und Männern.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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