Streit um Feuerwehrauto:Mangelnde Voraussicht

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Im Zwist um die Anschaffung eines neuen Löschfahrzeugs in Steinhöring wurden falsche Erwartungen geweckt. Dabei wäre man sich eingentlich in den zentralen Punkten einig

Von Annalena Ehrlicher

Erst die Henne oder das Ei? Erst einen Plan oder erst Akuthilfe? Die heftige Diskussion im Gemeinderat Steinhöring lässt sich darauf runterbrechen: Auf der einen Seite die Planer, auf der anderen Seite die Handler. Beide Seiten haben plausible Argumente: Was sind schon sechs Monate mehr, wenn man dafür im Anschluss die Sicherheit hat, dass keine Zusatzkosten entstehen? Auf der anderen Seite: Warum jetzt noch mehr Zeit verlieren, wenn doch offensichtlich ist, dass das Löschfahrzeug ausgetauscht werden muss? Das absurde Moment der gesamten Debatte liegt - tritt man einen Schritt zurück - darin, dass sich alle im Grunde einig sind.

Und doch ist die Stimmung im Sitzungssaal vergangenen Dienstag innerhalb von Sekunden gekippt und neben einem Erdoğan-Vergleich und Erpressungsvorwürfen gab es harte Worte und Vorwürfe auf allen Seiten. Die Diskussion in Steinhöring war unversöhnlich, verbissen und vor allem eines: vermeidbar. Keines der Themen besteht erst seit gestern: Dass ein Feuerwehrwagen nach 30 Jahren etwas schlapp in den Seilen hängt, ist keine Überraschung. Und die Empfehlung der Regierung von Oberbayern zur Erstellung eines Bedarfsplanes steht ebenfalls bereits seit drei Jahren im Raum.

Wie kommt es also, dass sich gerade in den vergangenen Monaten so viel Ärger anstauen konnte, der sich nun manifestiert hat? Die Enttäuschung der Feuerwehrler - so verständlich sie sein mag - basiert offensichtlich darauf, dass im Vorfeld falsche Erwartungen geweckt wurden. Natürlich ist es richtig, dass es auf sechs Monate mehr oder weniger kaum ankommt, wie Wolfgang Bierwirth angeführt hat. Und dennoch: Rechnet man damit, Übungen künftig nicht mehr mit Leih-Material machen zu müssen und auf den Schläuchen sitzend zu Einsätzen zu fahren, dann sorgt das nun mal für Ärger. Der große Eklat mit den Aktiven jedoch wäre im Vorfeld zu vermeiden gewesen, indem Prioritäten klar kommuniziert und keine vorschnellen Zusagen gegeben werden.

Ähnliches gilt für die Diskussionskultur im Gemeinderat: Schuldzuweisungen und Beschimpfungen sind in dieser Form nicht möglich, wenn von vorn herein gemeinsam festgelegt wird, was finanziell möglich und planungstechnisch nötig ist. So jedenfalls ist man geneigt, sich Vereinsvorstand Benno Moritz anzuschließen, wenn er sich darüber wundert, "wie es im Gemeinderat zugeht."

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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