Steinhöring:Willkommen in der Hölle

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Rudi Baumann hat ein Lied geschrieben zum Gedenken an die Schlacht von Gallipoli vor 100 Jahren. (Foto: privat)

Rudi Baumann und Tom Green gedenken in einem Song der Toten in der Schlacht von Gallipoli

Von Rita Baedeker, Steinhöring

In diesem Jahr, in dem die Welt sich an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor siebzig Jahren erinnert und des vor hundert Jahren verübten Völkermords an den Armeniern gedenkt, jährt sich auch die Schlacht von Gallipoli zum 100. Mal. Bei dieser Schlacht am 25. April 1915 vor der türkischen Küste verloren Hunderttausende ihr Leben. Für den Musiker Rudi Baumann, Verwaltungsleiter des Einrichtungsverbundes Steinhöring, hat der Termin aber noch eine andere Bedeutung - eine, die nicht ganz ohne familiäre und historische Umwege zu verstehen ist.

Beginnen sollte man vielleicht bei Tom Green. Tom Green ist der Cousin von Rudi Baumann. Seine Mutter ist Grafingerin, der Vater Amerikaner mit irischen Wurzeln. "Tom und ich schreiben oft zusammen Songs", erzählt Baumann, der sich in der Tradition amerikanischer Singer-Songwriter sieht. Eines Tages, so berichtet Baumann, habe er Tom einen Song vorgespielt, einen, bei dessen ersten Takten man sofort an irische Musik denkt. Tom habe über einen Text nachgedacht. Schließlich hatte er die Idee, einmal zu erklären, warum Iren und Engländer nicht die allerbesten Freunde sind.

Die Geschichte, die in der Schlacht von Gallipoli endet, geht so: Der Held des Liedes heißt Seamus Healy, er wandert wie viele Iren nach England aus. Die Briten haben dem Land im 19. Jahrhundert eine Kartoffel-Monokultur aufgezwungen. Als durch einen Pilzbefall die Feldfrüchte massenweisen faulen, leiden Millionen Iren Hunger, viele wandern aus, sterben. Seamus geht nach England. Er ist traurig und arm, wird kriminell, schließlich wird er in die Sträflingskolonie nach Australien verschifft. Nach acht Jahren harter Arbeit besteigt er wieder ein Schiff. Dieses Mal Richtung Europa. "Der russische Zar rief, und die Briten setzen Segel!", heißt es in dem Song, und "sie schickten das "Australian New Zealand Army Corps (Anzac) in den Kampf". Wie viele andere Australier wird auch Seamus zum "Kanonenfutter". "Die Türken entfachten einen Feuersturm aus der Hölle", lässt Tom seinen Helden Seamus erzählen. "Meine Waffenbrüder wurden zurückgeworfen in die blutrote See." Dem General, der die Truppen in den Tod geschickt hat, wünscht er "ein warmes Willkommen in der Hölle".

"Dieser 25. April wurde zum australischen Nationalfeiertag", sagt Baumann. Er und seine Band Mardi Gras haben die Geschichte unter dem Titel "Gallipoli" als dramatischen Antikriegssong aufgenommen und ein Video dazu gedreht. Das Lied kann man auf Youtube hören, das Video läuft unter "Rudi Baumann and friends Gallipoli". Und Tom Green? "Der hat sich was von der Seele geschrieben."

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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