Steinhöring:Feuer unterm Dach

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In Steinhöring streiten sich Gemeinderäte und Feuerwehrler wegen der geplanten Anschaffung eines Löschfahrzeugs. Kern der Diskussion ist die Frage, ob vorab ein Brandschutz-Bedarfsplan erstellt werden muss oder nicht

Von Annalena Ehrlicher, Steinhöring

Der Haussegen in Steinhöring hängt schief. Anlass für die heftigen Worte im Gemeinderat war - grob vereinfacht - eine Prioritätenfrage. Dass die Freiwillige Feuerwehr Tulling ein neues Feuerwehrfahrzeug braucht, ist Konsens. Der Zankapfel ist, wann die Anschaffung in Angriff genommen werden soll: Entweder vor oder nach der Erstellung eines Brandschutz-Bedarfsplans, für den Sachverständige gemeinsam mit den Feuerwehrkommandanten Mängel und Bedarfe in puncto Brandschutz feststellen.

Die Erstellung eines solchen Bedarfsplanes, wie von der Freiwilligen Feuerwehr Steinhöring gefordert, "dauert in Ebersberg bereits neun Monate", so Steinhörings Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU). "Obwohl sechs Monate veranschlagt wurden", fügte er hinzu. In einer ersten Abstimmung hatte sich der Steinhöringer Gemeinderat zu Beginn der Sitzung - trotz verschiedener Bedenken und zwei Gegenstimmen von der CSU-Fraktion - für die Erstellung eines Plans entschieden.

Hauptargument für die Erstellung ist der Wunsch nach einem langfristigen Plan, der auf fundierten Beobachtungen basiert. Pointiert zur Geltung kam dieser Wunsch in einer Aussage von Martin Bürgmayr (CSU): "Ich kauf doch auch keine Einbauküche und bau dann das Haus drum herum!"

In einem zweiten Schritt wurde auf den erweiterten Antrag des Dritten Bürgermeisters Johannes Antoni (CSU) darüber abgestimmt, ob das Tullinger Löschfahrzeug unabhängig von dem ausstehenden Plan angeschafft werden solle: Mit acht zu acht Stimmen wurde der Antrag abgelehnt - infolgedessen verließen die mehr als 30 aktiven Feuerwehrler, die bis dahin als Zuschauer dabei waren, den Sitzungssaal. Kommandant Florian Thurnhuber war bereits zuvor während der hitzigen Diskussion - Vergleiche zu gewissen türkischen Präsidenten wurden angestellt - gegangen. "Ich hab' echt Herzrasen gekriegt und die ganze Diskussion nicht mehr ausgehalten", erzählte er im Nachhinein. Die Schuldzuweisungen und Angriffe innerhalb des Gemeinderats seien ebenso schlimm wie "das ewige Hinauszögern", sagte er.

Bereits im Januar hatte in Tulling ein Treffen stattgefunden, bei dem außer der Zweiten Bürgermeisterin Martina Lietsch (SPD) und Antoni auch die Brandkreisinspektion sowie die Kommandanten von Steinhöring und Sankt Christoph anwesend waren. "Da waren von allen Vertreter dabei, und der Konsens war, dass das Auto so schnell wie möglich herkommt", betonte Lietsch. Der Ärger über die Entscheidung des Gemeinderates bei den Aktiven ging so weit, dass sie im Laufe der Sitzung in den Sitzungssaal zurückkehrten und den Schlüssel des Streitobjektes an Bürgermeister Hofstetter übergaben. Vereinsvorstand Benno Moritz erklärte: "Wenn man sieht, wie es im Gemeinderat zugeht, dann sehen wir auch keinen Grund, unsere Sache noch zu machen." Im Nachhinein erzählt er, dass die Feuerwehrler gemeinsam abgestimmt hätten und zu dem Ergebnis gekommen seien, dass es "schlicht zu gefährlich" sei, "weiter mit dem Auto auszurücken." Die Verantwortung liege jetzt bei der Gemeinde Steinhöring.

Johann Wohlmuth (CSU), der zuvor bereits seine Skepsis über den Bedarfsplan zum Ausdruck gebracht hatte, schimpfte: "Mit dem Plan hätte ich mich ja abgefunden, aber nicht, wenn das bedeutet, dass die Feuerwehrler jetzt doch noch mal länger auf ihr Fahrzeug warten müssen." Unterstützung bekam er von seinem Parteikollegen Wolfgang Hofstetter: "Dieses Auto geht gar nicht mehr - da ist es sinnvoller, wenn die Feuerwehrler mit den Fahrrädern ausrücken!"

Tatsächlich ist das Auto 29 Jahre alt und hat deutliche Gebrauchsspuren: "Es kommen riesige Reparaturkosten auf uns zu", so der Kommandant der Tullinger Florian Thurnhuber. Der Motor und die Hinterachse würden Mängel aufweisen, "und die Blaulichtanlage funktioniert nur teilweise", so Thurnhuber. Bereits im April habe er bei Wolfgang Bierwirth um einen TÜV-Termin gebeten - Bierwirth spendet die Prüfungen der Wagen -, habe jedoch erst Anfang der Woche einen bekommen. "Ich will hier niemandem die Schuld zuschieben", so Thurnhuber, "aber genau das wurde gestern gemacht und das ist peinlich."

Bierwirth seinerseits sagte im Nachhinein: "Die Problematik entstand über eine Verschiebung der Anschaffung von einem halben Jahr, wir haben den Aufstand nicht wirklich verstanden." Wie bereits in der Sitzung von den Befürwortern des Bedarfsplans mehrfach betont wurde, stehe zu viel auf der Kippe: Die derzeitige Unterbringung der Feuerwehr Tulling ist etwa befristet. "Das Gebäude gehört zwar der Gemeinde, kann aber nicht groß umgebaut werden", erklärt er. Das LF10, das von Thurnhuber präferierte Löschfahrzeug, sei jedoch deutlich größer als das bisherige, so Bierwirth. "Da muss doch ein Plan her."

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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