Der Container für die Bauarbeiter steht bereit, die Absperrungen sind errichtet, und eine kleine Raupe planiert bereits den Boden neben den Bahnschwellen: Am kommenden Montag, 5. Mai, beginnt die Südostbayernbahn (SOB) damit, am Steinhöringer Bahnhof auf einer Länge von 300 Metern ein zweites Gleis und einen Mittelbahnsteig zu errichten, damit Züge hier künftig aneinander vorbeifahren können.
Damit hält die SOB ihren im vergangenen Oktober versprochenen Fahrplan ein, den Filzenexpress zwischen Wasserburg und Grafing stündlich verkehren zu lassen. Bislang fährt der Zug nur alle zwei Stunden - und das zu Zeiten, die für Berufspendler nicht ideal sind, etwa um 7.15 Uhr morgens und dann erst wieder um 8.15 Uhr. Zum Fahrplanwechsel im Dezember soll einer Presseerklärung zufolge der verbesserte Takt eingeführt werden.
Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU), der sich am Freitag einen freien Brückentag gegönnt hatte, konnte sich noch nicht öffentlich darüber freuen, das mit den Neuigkeiten die Attraktivität Steinhörings steigen wird. Martina Lietsch (SPD), bislang Zweite Bürgermeisterin, sagte dafür, dass es ein gutes Zeichen sei, dass die Bauarbeiten endlich beginnen würden. Angesichts des Verkehrs, der täglich über die B 304 durch die Ortsmitte rollt, sei es dringend notwendig, die öffentlichen Verkehrsmittel auszubauen. Dass diese angenommen würden, sei jeden Morgen in Tulling zu beobachten, wo zahlreiche Pendler parkten, weil dort das MVV-Tarifgebiet beginne. "Jedes Auto mehr, das wir von der Straße bekommen, ist ein Erfolg", sagte Lietsch zum Ausbau des Filzenexpresses. Nachdem die Steinhöringer aber so lange darauf gewartet hätten, glaube sie erst an die Verbesserungen, wenn diese tatsächlich in Kraft getreten seien.
Ob nun auch der Siedlungsdruck auf die 4000-Einwohner-Gemeinde steigt, die sich noch zum Speckgürtel Münchens zählt, vermag Lietsch allerdings nicht zu prognostizieren. "In welcher Größenordnung sich Steinhöring weiter entwickeln wird, entscheidet der Gemeinderat, der den Baugrund zur Verfügung stellt", sagte die bisherige Zweite Bürgermeisterin.
Die wichtigsten Maßnahmen für den Kreuzungsbahnhof sind der SOB zufolge neben dem Bau des zweiten Gleises die Anbindung über zwei Weichen mit Weichenheizung und die Errichtung eines 120 Meter langen und 76 Zentimeter hohen Mittelbahnsteigs. Dieser soll eine moderne Beleuchtung sowie vier Wetterschutzunterstände und ein taktiles Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte erhalten. Gebaut wird außerdem ein Elektronisches Stellwerk, das an die Mühldorfer Stellwerk-Zentrale angeschlossen wird, und sechs Signale. Dabei gibt es auch Kabelverlegearbeiten über den Bahnhofsbereich hinaus.
Damit die Arbeiten pünktlich beginnen können, sind bereits einige Vorbereitungen getroffen worden. Darunter auch die Umsiedelung von Zauneidechsen in eigens geschaffene Ersatzquartiere. Außerdem wurden im Zuge des Projektes "Modernisierung Filzenexpress" unter anderem die Verkehrsstationen in Tulling, Forsting und Edling barrierefrei ausgebaut und modernisiert, sowie sieben Bahnübergänge mit einer neuen technischen Sicherung ausgestattet. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 wurde bereits die Streckengeschwindigkeit auf bis zu 80 Stundenkilometer erhöht.
Die Arbeiten finden unter Aufrechterhaltung des Zugverkehrs statt. Lediglich zwischen Pfingsten und Fronleichnam vom 10. bis 19. Juni sowie zur Inbetriebnahme selbst muss die Strecke gesperrt werden. Anstelle der Züge fahren dann allerdings Busse. Die Inbetriebnahme des Kreuzungsbahnhofes ist für Ende September 2014 vorgesehen. Die Gesamtinvestition für das Projekt "Modernisierung Filzenexpress" beläuft sich auf fast zehn Millionen Euro. Die Mittel dafür stammen vom Freistaat Bayern.