Steinhöring:Beteiligung mit Vorbehalten

Lesezeit: 2 min

Steinhöring bezuschusst Energiegenossenschaft

Von Annalena Ehrlicher, Steinhöring

"Ich versteh's immer noch nicht!": Dieser Ausruf von Johann Antoni (CSU), Dritter Bürgermeister Steinhörings, fasst die Stimmung im Gemeinderat gegenüber der Dachgenossenschaft Regenerative Energie Ebersberg (REGE) gut zusammen. "Ich stehe absolut hinter der Energiewende - aber wofür wir die REGE brauchen, ist mir einfach nicht klar", so Antoni. 100 000 Euro sollen insgesamt von den 19 Mitgliedsgemeinden zur Unterstützung der REGE aufgebracht werden. Im Steinhöringer Gemeinderat wurde am Dienstag beschlossen, dass die Gemeinde ihren anteiligen Zuschuss von 3576, 50 Euro zahlt. Doch die Diskussion, die dem Beschluss voranging, spricht Bände.

Der Dritte Bürgermeister steht mit seiner Skepsis keineswegs allein da, bereits im vergangenen September wurde die Beteiligung der Gemeinde an der Dachgenossenschaft heftig diskutiert. Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr bemühte sich nach Kräften, den Fragen beizukommen - dass er damit nicht alle Gemeinderäte erreichte, zeigt das Ergebnis der Abstimmung. Die Zahlung wurde beschlossen, jedoch mit fünf Gegenstimmen, die aus den Reihen der CSU und der Parteilosen kamen.

Christian Schächer (CSU) fragte beispielsweise: "Was ist denn mit laufenden Kosten? Wenn wir da jetzt investieren, sind wir dann Gesellschafter?" Diesen Einwand konnte Gröbmayr zerstreuen: Zu Nachzahlungen sind die Gemeinden nicht verpflichtet. Die Zuschüsse für die Genossenschaft werden jedes Mal aufs Neue bei den Gemeinden beantragt.

Wolfgang Bierwirth (PWG) bemängelte jedoch die "undurchsichtigen Strukturen" der Genossenschaft. "Da weiß man doch nie genau, wofür das Geld dann aufgewendet wird", wandte er ein. Der Klimaschutzmanager verwies als Antwort auf die bereits in anderen Kommunen vorgenommenen Projekte wie die Fotovoltaikanlage im Glonner Klärwerk. Ein weiteres aktuelles Beispiel, das von der Genossenschaft maßgeblich vorangetrieben wurde, ist die Nahwärmeversorgung in Moosach. "Um solche Projekte anstoßen zu können, brauchen wir ein Startkapital", erklärte Gröbmayr. "Aber wozu brauche ich dann die REGE?", warf erneut der Dritte Bürgermeister ein. "Wenn die Moosacher das haben wollen, warum sollen wir das zahlen?"

Dass die Anlagen "natürlich wirtschaftlich" sein sollen und man davon ausgeht, dass sie, sobald richtig angelaufen, auch eine "maßvolle Rendite" abwerfen, hatte Gröbmayr zu diesem Zeitpunkt bereits erwähnt. "Die REGE ist dafür da, die Energiewende einzuleiten - das heißt: auf kommunaler Ebene immer wieder Projekte anzuleiern", betonte er. Die Genossenschaft arbeitet bei ihren Projekten unter anderem mit der Bayerischen Bürgerenergie zusammen, im Fall von Moosach beispielsweise auch mit Arbeitskreisen.

"Die Kommunen können solche Projekte häufig nicht selbst stemmen - da kommen wir ins Spiel", so der Energiemanager. Rückenwind bekam er von Bärbel Starringer (Bürgerliste), die die Zahlung als "Appell an die Solidargemeinschaft" bezeichnete, sowie von Anita Neumeier (CSU), die hinzufügte: "Und als Bekenntnis zur Energiewende."

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: