Spiel mit Klischees:Selbstironisch altern

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Die Premiere in Grafings Bücherei ist bestens besucht. (Foto: Christian Endt)

Seniorentheatergruppe tritt in Vaterstetten auf

Von Lillian Ikulumet und Laura Heide, Grafing/Vaterstetten

Eine belebte Straße, hektischer Verkehr, Jung und Alt kommen sich in die Quere. Während die Jugendlichen in ihre Handys vertieft umherwuseln, versuchen die Älteren, stöhnend und fluchend über den rücksichtslosen Nachwuchs, sich irgendwie einen Weg durch die chaotische Menschenmenge zu bahnen. In einem solchen Szenario, wie es von der Grafinger Theatergruppe Kaleidoskop in ihrem neuen Stück "Ziemlich beste Seniorinnen" dargestellt wird, scheinen die "Alten" oft den Kürzeren zu ziehen, da es ihnen einfach an Schnelligkeit und Spritzigkeit fehlt. Aber zu was taugen Senioren heutzutage denn überhaupt noch? So die Frage, die das Stück augenzwinkernd stellt - und selbstironisch beantwortet. Gespielt wird es nämlich von fünf Damen über 60. Wer ihnen dabei zusehen möchte, hat am Dienstag, 13. Februar, in Vaterstetten die Gelegenheit dazu: Um 15.30 Uhr tritt das Kaleidoskop im Seniorenwohnpark auf.

Die von Gabi Sabo geleitete Gruppe existiert bereits seit zehn Jahren und trifft sich wöchentlich zu Proben. Kein Wunder, dass die Grafinger Stadtbücherei bei der Premiere voll von begeistertem Publikum, zum Großteil bestehend aus Gleichaltrigen, ist. Besonders gut kommt die klischeehafte Auseinandersetzung der Schauspieler mit der neuesten Technik an: Während eines "Computerkurses für Senioren" treten zahlreiche Missverständnisse auf. Fragen wie "In welcher Not hilft dieses Notebook denn?" oder "Die Suchmaschine funktioniert bei mir nicht, meine Hausschuhe, die ich schon so lange suche, findet sie auch nicht" sorgen immer wieder für Lacher. Auch warum der Google-Eintrag nicht einfach mit Tipp-Ex gelöscht werden kann, ist den Senioren unverständlich. All diese Klischees werden auf eine sehr humorvolle und selbstironische Art und Weise aufgearbeitet.

Doch schlussendlich kommen die vom Alten-Tüv für "ein veraltetes Modell" gehaltenen Seniorinnen mit ihrem Vorhaben durch: Sie schaffen es tatsächlich, sich eine Kreuzfahrt ins Warme zu finanzieren, schließlich brauchen es die "überempfindlichen Alten" ruhig, bequem und warm. Dieses Ziel erreichen sie unter dem Motto "Zusammen sind wir stark" - und mithilfe ihrer vermeintlich veralteten Methode, traditionelle Musik zu spielen und dafür Geld einzunehmen. Denn die Künste der Seniorinnen werden sowohl vom Publikum in der Stadtbücherei als auch von dem auf dem Kreuzfahrtschiff gefeiert. Unterstützung gibt es dabei von ein paar tanzenden jungen Mädchen. Der souveräne Auftritt der "ziemlich besten Seniorinnen" zeigt also, dass man auch im Alter die nötigen Mittel hat, seine Ziele umzusetzen und sehr wohl zu etwas taugt. Und das, obwohl man schon zu alt ist, um bowlen zu gehen, vieles vergisst und mit der technischen Entwicklung nicht mehr ganz mitkommt.

Die Theatergruppe Kaleidoskop spielt "Ziemlich beste Seniorinnen" am Faschingsdienstag, 13. Februar, um 15.30 Uhr im Seniorenwohnpark Vaterstetten, Fasanenstraße 24. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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