SPD-Forderung:Eigenes Frauenhaus für Ebersberg

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Die Kreistagsfraktion nennt als Grund für den Antrag die gestiegene Nachfrage und die schwierige Zusammenarbeit mit dem Landkreis Erding. Beim Frauennotruf begrüßt man die Überlegungen

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Das Hilfsangebot für Frauen, die von ihren Partnern misshandelt werden, soll nach dem Willen der SPD-Kreistagsfraktion im Landkreis Ebersberg deutlich ausgebaut werden. "Ein Frauenhaus für Ebersberg" ist ein Antrag an den Kreistag überschrieben, den die Sozialdemokraten jetzt eingereicht haben. Die Forderung entspringt auch der Verärgerung über den Kurs des Nachbarlandkreises Erding, an dessen Frauenhaus der Kreis Ebersberg bisher beteiligt ist. Zuvor hatten auch schon die Kreistags-Grünen gefordert, mehr für betroffene Frauen und deren Kinder zu tun.

Man müsse dafür Sorge tragen, dass jederzeit ein passendes Hilfeangebot zur Verfügung stehe "und dieses nicht von Entscheidungen anderer abhängt", schreiben SPD-Fraktionschef Albert Hingerl, Landtagsabgeordnete und Kreisrätin Doris Rauscher und Kreisrätin Bianka Poschenrieder in ihrem Antrag. Kritisiert werden darin auch die "Alleingänge" des Erdinger Landrats Martin Bayerstorfer (CSU) und die "mangelhafte Einbindung des Landkreises Ebersberg in den Entscheidungsprozess zu Kündigung und Neuausschreibung der Trägerschaft des Frauenhauses Erding". Bayerstorfer hatte im Frühjahr 2017 aus finanziellen Gründen den Trägervertrag mit dem Sozialdienst katholischer Frauen gekündigt. Von März an wird das BRK das Frauenhaus führen. Der zuständige Ausschuss im Ebersberger Kreistag hat sich zwar dafür entschieden, sich in den nächsten vier Jahren weiter an der Finanzierung des Erdinger Frauenhauses zu beteiligen, gleichzeitig aber auch darüber nachzudenken, bei dem Thema künftig stärker selbst tätig zu werden.

In diese Richtung geht nun auch der SPD-Antrag: Der Kreis Ebersberg solle hier die Dinge selbst in die Hand nehmen und dabei auch auf veränderte Anforderungen reagieren, so die Forderung der Kreispolitiker. Außer eigenen Frauenhausplätzen und Übergangswohnungen für von Gewalt betroffene Frauen schlägt die SPD eine stärkere kommunale Förderung des Frauennotrufs und einen Ausbau des dortigen Angebots vor. Damit solle sichergestellt werden, dass auch auf besondere Bedürfnisse - beispielsweise von Frauen mit Behinderung, mit Suchterkrankungen, psychischen Problemen oder Migrationshintergrund - "bedarfsgerecht eingegangen werden kann".

Deutlich macht die SPD zudem, dass sich der Kreis auch in der Zeit nach dem Frauenhausaufenthalt um die Betroffenen kümmern muss. Denn der angespannte Wohnungsmarkt und die schwierige finanzielle Lage vieler betroffenen Frauen lässt ihnen oft keine Wahl, als zum gewalttätigen Partner zurückzukehren. Helfen könnte nach Einschätzung der SPD eine Wohnberatung oder niedrigschwellige Hilfe bei Hürden oder Schwierigkeiten im Umgang mit potenziellen Vermietern. In vielen Punkten zielt der frühere Antrag der Grünen in eine ähnliche Richtung; der Vorstoß der Grünen ist auch der Anlass, warum das Thema im März im Sozialausschuss des Kreistags ohnehin behandelt werden soll.

Evelyn Hitzke, Vorsitzende des Vereins "Frauen helfen Frauen im Landkreis Ebersberg", der den Frauennotruf betreibt, begrüßt es, dass sich in dieser Sache jetzt etwas bewegt. "Die Überlegungen kommen zur richtigen Zeit", sagt sie. Dies gelte auch für die von der SPD angesprochene Ausstattung des Frauennotrufs. Hier können laut Hitzke die Ehrenamtlichen die vielen Aufgaben ohnehin kaum mehr bewältigen. Die beiden hauptamtlichen Kräfte, die sich eine Ganztagsstelle teilen, seien auch durch notwendige Netzwerkarbeit stark gebunden.

Tatsächlich übersteigt nach Hitzkes Erfahrungen der Bedarf an Frauenhausplätzen deutlich das Angebot. Auch die eine kleine Schutzwohnung, die der Frauennotruf selbst vermitteln kann, kann da die Lage nicht entspannen. Die Frauenhäuser führten inzwischen sogar Wartelisten, was bedeutet, dass die betroffenen Frauen oft bei den aggressiven Partnern ausharren müssen, bevor sie endlich woanders Schutz finden.

Hitzke verweist freilich auch darauf, dass man mit einem Frauenhaus in Ebersberg nicht speziell den örtlichen Bedarf abdecken könnte. "Eine Frau, die in Ebersberg Gewalt erfahren hat, wird in der Regel nicht in ein Frauenhaus in Ebersberg gehen", sagt sie. Denn auch wenn die Adresse eigentlich geheim gehalten werden muss, spricht sich irgendwann herum, wo die Einrichtung ist. Zudem könne man ja nicht Plätze für Bewohnerinnen des Landkreises in einem Frauenhaus frei halten. Genau so halten es auch die anderen bayerischen Frauenhäuser: Wenn dort ein Platz frei ist, werden hilfesuchende Frauen aufgenommen - egal, woher sie stammen.

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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