SZ-Serie Sport im Ort: Folge 5:Trimm' dich, Pfad!

Lesezeit: 2 min

Liegestütze sind gut für die Bauchmuskeln, doch es bedarf für diese Übung etwas Überwindung: Denn die Hände versinken tief in Blättern und Matsch (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am Ebersberger Waldsportpark verläuft ein Rundlaufweg. Eigentlich eine tolle Sache, wären da nicht die dürftigen Beschilderungen und die teilweise vernachlässigte Pflege der einzelnen Stationen.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Hübsch sieht es hier aus: Gleich neben den parkenden Autos ist das Vereinshaus des Ebersberger Waldsportparks mit einem Café inklusive großzügigem Freisitz. Gegenüber auf dem Fußballplatz schwitzen einige junge Männer in der Mittagshitze bei einem Fußballturnier. Auf der anderen Seite des Vereinsheimes ist eine zweite Grünfläche, eingesäumt von einer Laufbahn. Und rundherum überall Wald. Hier soll er sein, der Ebersberger Trimm-dich-Pfad: ein Rundlaufweg durch den Wald, bei dem der Sportaffine alle paar hundert Meter seinen 1,4 Kilometer langen Lauf an insgesamt 25 Stationen unterbricht, um seine letzten Kraftreserven an den dort angebrachten Turngeräten zu lassen. Klingt alles ganz nach einer perfekt ausgewogenen Trainingseinheit, und das sogar an der frischen Luft - sofern man den Pfad denn auch findet.

Eigentlich ganz logisch: Ein Trimm-dich-Pfad durch den Wald hat seinen Startpunkt bestimmt am Waldrand. Aller Logik zum Trotz gibt es aber nur wirres Umhersuchen nach der ersten Station. Irgendwo hier müsste doch ein Schild sein, eine Hinweistafel, am besten noch mit einer übersichtlichen Landkarte, auf der der Trimm-dich-Pfad eingezeichnet ist. Hier ist aber nichts, zumindest nichts deutlich einsehbares. Also Plan B: auf gut Glück hinein in den Wald - dort wird sich schon etwas finden! Und tatsächlich sieht man sich nach einem kurzen Fußmarsch einem Baum gegenüber, auf dessen Stamm eine große blaue Tafel prangt. Sie erklärt anhand eines Bildes und eines kurzen Textes die Übung. Station 16, Knie beugen und strecken mit einem der danebenliegenden schmalen Holzbalken quer über die Schultern gelegt. Zehn Stück, ordnet die Tafel an. Familien mit Kindern haben nach fünf Wiederholungen ihr Soll erreicht. Ein Schelm, wer sich da die Frage stellt, ob die mitgekommene Freundin nicht auch schon längst so etwas wie ein Familienmitglied ist.

Der Parcours bietet die Möglichkeit für ein sinnvolles Ganzkörpertraining - an der frischen Luft, in schöner Umgebung und kostenlos. Das wuchernde Grün allerdings macht manche Übungen schwierig. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf zur nächsten Station. Die besteht aus einem liegenden Baumstamm. "Liegestütze" ist auf dem dazugehörigen Schild geschrieben. Die Füße sollen dabei auf dem Stamm, die Hände auf den Boden abgestützt werden. Nun ist es beim Sportmachen im Wald nun einmal so: Beim schnellen Wischen mit dem Handrücken über das nass geschwitzte Gesicht verschmiert die Wimperntusche. Die Färbung des Gesichts lässt einen stark an eine überreife Tomate erinnern. Das Armeheben geht ab einem gewissen Punkt nur noch einher mit einem Naserümpfen des miefigen Geruchs wegen. Gerne stolpert man auch über Wurzeln und knickt dabei um. Und sämtliche Gliedmaßen sind schon bald mit zahlreichen roten Flecken bedeckt, da man beladen mit Adrenalin etwas zu fest nach den vielen Mücken schlägt. Das ist alles halb so wild. Das gehört eben dazu. Aber sich mit den Händen auf einen unebenen, mit Brennnesseln und matschigem Laub übersäten Waldboden zu begeben, um bei jeder korrekt ausgeführten Liegestütze auch noch sein Gesicht gefährlich nahe an eben solchen zu führen - das fällt dann eher in die Kategorie "ich will das nicht".

Die Erfahrung der Liegestützstation zieht sich leider durch. Die Übungen an den einzelnen Stationen sind vielfältig: Sie reichen von Arme- und Schulterkreisen in diversen Variationen, über Bauchtraining in Form von Sit-ups an einem liegenden Baumstamm gelehnt, bis hin zu Dehnübungen für die Beine und verschiedenen Möglichkeiten, über einen Baumstamm zu springen. Das ist ein tolles Sportprogramm und gibt einem ein gutes Gefühl - spätestens zwei Tage nach dem Trimm-dich-Pfad-Lauf, wenn der quälende Muskelkater in Beinen und Schultern wieder am Abklingen ist. Der Spaßfaktor ließe sich allerdings noch deutlich steigern, wenn zum einen die Beschilderungen einsehbarer wären und zum anderen, wenn die einzelnen Stationen regelmäßiger auf Vordermann gebracht würden. Damit man weder bei Liegestützen mit den Händen in ein Brennnesselnest greifen muss, noch beim seitlichen Hin- und Herspringen über einen Baumstamm immer in einem solchen landet.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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