Schülerwettbewerb:Dahoam in Ebersberg

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Stolz präsentieren die Schüler ihre Urkunden, die ihnen Landrat Robert Niedergesäß (links) für die Teilnahme am Heimatkundlichen Wettbewerb verliehen hat. (Foto: Amelie Hörger)

Seit 40 Jahren besteht der "Heimatkundliche Wettbewerb". Auch dieses Jahr wurden wieder Preise an Schulen aus dem ganzen Landkreis vergeben

Von Amelie Hörger, Ebersberg

"Wir sind immer noch auf der Suche nach einem anderen Namen", beginnt Landrat Robert Niedergesäß (CSU) die diesjährige Verleihung des "Heimatkundlichen Wettbewerbs". Doch so angestaubt wie der Name ist der Preis, der seit inzwischen 40 Jahren verliehen wird, durchaus nicht: Die heimatbezogenen Projekte der Schüler gehen mit der Zeit, denn als der damalige Heimatpfleger Markus Krammer die Verleihung ins Leben gerufen hat, standen mit Sicherheit noch keine Kinder mit Ideen für vertikale Solaranlagen auf dem Treppchen.

Teilnehmen können alle Klassen der Schulen im Landkreis, ausgenommen der Grundschulen, und das in zwei verschiedenen Wettbewerben. Neben schriftlichen Arbeiten, die insgesamt mit 600 Euro Preisgeld dotiert sind, werden auch künstlerische Arbeiten mit 750 Euro gewürdigt. Elf Einreichungen aus acht Schulen des Landkreises Ebersberg erhielt die Jury, die diese dann in erste, zweite sowie Anerkennungspreise eingeteilte. Vertreter des Schulamts, aller ansässigen Schulen, des historischen Vereins, sowie die drei Kreisheimatpfleger gilt es zu überzeugen, um am Ende im Landratsamt eine Urkunde verliehen zu bekommen.

Die letzten Jahre seien sie zu den Preisträgern gefahren, um die Verleihung an der erstplatzierten Schule durchzuführen, aber dieses Jahr sei man mal wieder im Landratsamt, sagte Niedergesäß. "Schüler freuen sich mehr, nach der Schule mal nicht in eine andere Schule zu müssen", erklärt der Landrat die Entscheidung, im Sitzungssaal der Ebersberger Behörde sei es schließlich auch spannend. Dort haben die Klassen ihre künstlerischen Projekte aufgebaut. Die Pinnwand unter dem großen Gemälde an der rechten Wand zeigt zum Beispiel den bunten und grell leuchtenden Comic "St. Sebastian - eine Zeitreise", welchen eine siebte Klasse der Realschule Ebersberg eingereicht hat. Auf der gegenüberliegenden Seite ziert der erste Platz der künstlerischen Arbeiten die Fensterbank. Ein Holzpuzzle bestehend aus allen Gemeinden des Landkreises. Kurz vor knapp basteln die Schüler der 6c der Realschule Vaterstetten noch die verschiedenen Teile zusammen - Zorneding neben Vaterstetten, Pliening neben Markt Schwaben. Wer nicht ganz vertraut mit der Topografie des Landkreise sist, für den liegt eine Anleitung bereit. "Ich mache immer etwas Habtisches, das verlernt man sonst mit den Smartphones", begründet Lehrer Maximilian Bogner die Holzarbeit.

In vielen der Arbeiten geht es darum, die Heimat besser kennenzulernen, auch einer der Schüler des Gymnasiums Kirchseeon bekräftigt: "Wir gehen dort schon lange zur Schule, aber ausgekannt hat sich so wirklich keiner". In seiner Begrüßungsrede legt auch Niedergesäß Wert auf diesen Aspekt von Heimat. Manchmal kenne man Städte wie London oder Paris besser als den Ort, in dem man lebe. Genau das wollen viele Schüler ändern, so findet man unter den fünf eingereichten schriftlichen Arbeiten einen Wanderführer für Grafing, einen Hörpfad durch Kirchseeon und einen Radl-Führer für die Gemeinde Vaterstetten, Letzterer wird an diesem Nachmittag mit dem ersten Platz belohnt. Der Radl-Führer, der sich vor allem an Kinder richtet, ist aus einer engen Kooperation zwischen einem P-Seminar des Gymnasiums Vaterstetten und dem örtlichen Gemeindearchiv entstanden. "Wir machen regelmäßig Sachen zusammen", sagt Ulrike Flitner vom Gemeindearchiv und Lehrerin Martina Siebs lobt die Zusammenarbeit, welche immer sehr fruchtbar für ihre Schüler sei. "Wir haben in die ganzen Bücher geschaut, Informationen rausgesucht, Fotos gemacht und die Maskottchen erfunden", beschreibt die 19-jährige Sonja stellvertretend für die 15 Schüler des Seminars die Arbeit, welche in das Projekt gesteckt wurde.

Den zweiten Platz im schriftlichen Wettbewerb belegten drei korrespondierte P-Seminare des Gymnasiums Grafing mit ihrem Zukunftsmodell ihrer Stadt im Jahr 2030 mitsamt vertikaler Solaranlage. Im künstlerischen Wettbewerb teilten sich zwei Schulen den zweiten Platz hinter dem Holzprojekt der 6c aus Vaterstetten. Freuen können sich die Realschule aus Ebersberg, die für ihren aushängenden Comic ausgezeichnet wurden, sowie die Realschule aus Markt Schwaben mit einem Memory mit Motiven aus ihrer Heimatstadt.

Anerkennung erhielten auch die Klassen vom Gymnasium Grafing, vom Sonderpädagogischen Förderzentrum Grafing und der Realschule Poing für verschiedene Logos- sowie Bildentwürfe für das neugegründete "Bücherei-Netzwerk".

"Jeder versteht unter Heimat etwas anders", sagt Landrat Niedergesäß in seiner einführenden Rede. Heimat sei ein weitreichender Begriff. Der "Heimatkundliche Wettbewerb" zeigt das auch dieses Jahr wieder sehr schön, denn im Landkreis finden sowohl moderne Solarzellen als auch ein traditionelles Puzzle aus Holz ihren Platz.

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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