Schmankerl aus dem Wald:Eichelkaffee und Hopfentee

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Ursula Kunz und Rosemarie Will stellen Rezeptbroschüre vor

Jessica Morof

- Aus der Tasse mit dem dunkelbraunen Getränk steigt Dampf und ein ungewohnter Duft - würzig und nach Wald - auf. Es ist Kaffee aus Eicheln. "Der daraus (aus den Eicheln) bereitete Coffee ist für viele Personen, besonders für Podagraisten (Gichtkranke) ein stärkendes und gesundes Getränke", liest Ursula Kunz vor. Diese Weisheit stammt von Benediktinermönch Candid Huber und ist, ebenso wie das Rezept zum Eichelkaffee, in einer Broschüre des Förderkreises für das Museum Wald und Umwelt sowie des Bund Naturschutzes zu finden. Bei einem Pressegespräch stellten Kunz und Rosemarie Will, die Autorinnen von "Schmankerl aus dem Wald", ihr Büchlein vor und boten dazu eine Kostprobe des Heißgetränkes an.

Fichtensirup, Waldmeisterbowle, Hopfentee oder Bärlauchknödel sind einige weitere Rezeptvorschläge, mit denen die Autorinnen ihre Leser einladen, die Früchte des Waldes kennenzulernen. "Früher war es selbstverständlich, dass schon Kinder Bärlauch von Maiglöckchen unterscheiden konnten", sagt Kunz. Heutzutage sei das eine Besonderheit, denn viele Menschen hätten gar keinen Bezug mehr zum Wald. Mit dem Heft wollen Ursula Kunz, die Kuratorin der Ausstellung "Aufgetischt" im Museum Wald und Umwelt, und Rosemarie Will die Menschen in den Wald locken. "Aber wir wollen den Tieren des Waldes natürlich auch nicht ihr Futter wegnehmen", so Will. Sie wollten nicht zum Plündern des Waldes aufrufen, sondern den Menschen vielmehr die Vielfalt des Waldes näher bringen und die passenden Gerichte dazu vorzustellen.

Diese sind im Schmankerl-Heft nach den Jahreszeiten und den Pflanzen entsprechend sortiert. Ebenso gehen die Autorinnen auf die Wirkungsweisen der Inhaltsstoffe ein. So beschreiben sie beispielsweise, dass sich ein Tee aus Lindenblüten, die im Sommer gesammelt werden können, schleimlösend und krampfstillend auswirkt. Auch Tipps zum Haltbarmachen von wilden Beeren werden vorgestellt. "Das Einmachen hat inzwischen ja wieder Saison", sagt Kunz. "So kann man den Sommer mit in den Winter nehmen."

Die Rezepte haben Ursula Kunz und Rosemarie Will aus Aufschrieben ihrer Großmütter, alten Kochbüchern oder eben auch aus Candid Hubers "Kurzgefaßte Naturgeschichte" aus dem Jahr 1793 zusammengetragen. Zu Lebzeiten des Benediktinermönchs und Naturforschers, der die Ebersberger Holzbibliothek erschuf, war das Sammeln von Früchten, Pilzen und Kräutern aus dem Wald noch eine Selbstverständlichkeit. In seinen Veröffentlichungen hat Huber vor allem auch das Prinzip der Nachhaltigkeit vertreten. Dieses Motto eines rücksichtsvollen Umgangs mit den Ressourcen haben sich nun auch Ursula Kunz und Rosemarie Will für ihre Waldrezepte zum Vorbild genommen. Das Heft soll ein Anreiz sein, die Gaben des Forstes mit Sinn und Verstand für den Eigenbedarf zu nutzen. "Schmankerl aus dem Wald" kann im Museum, im Bürgerbüro des Rathauses sowie in der Kreisgeschäftsstelle der Naturschützer erworben werden.

© SZ vom 29.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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