Schlagerfestival:Mit Dudelsack und Dirndl

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Ein Unwetter sorgt dafür, dass nicht allzu viele Besucher am Donnerstagabend ins Hohenlindener Festzelt kommen. Die Fans, die trotzdem da sind, kommen aber bei Romy, Udo Alexander und Geri dem Klostertaler voll auf ihre Kosten

Von Johanna Feckl, Hohenlinden

Für Menschen mit einer positiven Einstellung zum Leben ist das Glas niemals halbleer, sondern immer halbvoll. Und mit dem Gedanken an ein halbvolles Glas im Hinterkopf lässt sich so manchen Dingen, die eigentlich eher unerfreulicher Natur sind, doch etwas Gutes abgewinnen. So war es auch beim Schlager-Festival am Donnerstag im Festzelt von Hohenlinden. Das Zelt war nicht wirklich gut gefüllt, und doch war es drinnen recht beschaulich. Draußen hatte bis kurz vor Konzertbeginn ein Unwetter getobt, und so war die etwas spärliche Zuhörerzahl wohl vor allem darauf zurück zu führen, dass sich viele angesichts der Sturmfront, die durch den Landkreis gezogen war, zu einem gemütlichen Abend zu Hause entschlossen hatten. Doch die Menschen, die da waren, waren nicht wegen einer Mass und einer Brezn gekommen, sondern wegen der Musik. Da wurde ausgelassen gelacht, getanzt, geschunkelt, gesungen und geknutscht. Kein Wunder, denn die drei Schlager-Acts des Abends waren dem Publikum so nah, wie man es selten bei Konzerten erlebt - bei einem vollen Festzelt wäre das kaum möglich gewesen.

Vor der Pause zeigte Geri der Klostertaler dem Hohenlindener Publikum sein musikalisches Können. (Foto: Christian Endt)

Durch den musikalischen Abend führte die niederbayerische Schlagersängerin Romy. Die 28-Jährige ist nicht nur seit 22 Jahren im Schlagergeschäft, sondern moderiert auch einmal im Monat ihre eigene Sendung zum Thema Schlagermusik auf dem Sender Melodie TV. Zunächst allerdings trat Udo Alexander auf die Bühne. Der gebürtige Münchner schien mit seinem schwarzen, legeren Anzug über einem weißen Hemd - ein Outfit, das er zu seinem Markenzeichen gemacht hat - zwar optisch nicht so recht ins Bierzelt zu passen, dafür war sein Auftritt aber umso souveräner. "Hab' ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe? Hab' ich dir heute schon gesagt, wie schön du bist?" Seine ruhige Singstimme und die treibenden, tanzbaren Rhythmen seiner Lieder bezauberten nicht nur die Frauen in den ersten Biertischreihen, die wie gebannt auf die Bühne blickten und freudestrahlend mitsangen.

Schlagersänger Udo Alexander hat den souveränen Auftritt im lässigen Anzug zu seinem Markenzeichen gemacht. (Foto: Christian Endt)

Als dann Romy in ihrem geblümten, knielangen Dirndl mit beerenfarbener Schürze die Bühne betrat, dauerte es nicht lange und der Stimmungspegel im Festzelt nahm noch einmal um ein paar Grad zu. Nur einen Song lang hielt es Romy auf der Bühne aus, danach stieg sie hinab ins Publikum und auf Biertische und -bänke wieder hinauf, plauderte immer wieder mit begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern. Gleich auf dem ersten Biertisch schnappte sie sich einen Masskrug und stieß mit den Fans an. Trotz ihrer mindestens zehn Zentimeter hohen Absätze lief sie geübten Schrittes zwischen den Tischreihen umher, kraxelte mal dort mal hier auf einen Tisch. Zwischendrin hielt sie immer wieder ihr Mikrofon Besuchern unter die Nase, die allesamt textsicher mitsingen konnten. Zu guter Letzt gab sie einem Jungen in Tracht noch einen guten Tipp: "Die Mädls, die schauen immer auf Typen mit Lederhosen. Weil, wenn die g'scheite Waden haben, dann is' des auch ein G'scheiter!"

Moderatorin Romy hält es nur kurz auf der Bühne, bevor sie sich unters Publikum mischt. (Foto: Christian Endt)

Vor der Pause zeigte dann noch Geri der Klostertaler dem Hohenlindener Publikum sein musikalisches Können. Er sang nicht nur alte Hits seiner früheren Band, der Klostertaler, sondern griff schon beim zweiten Lied zum Dudelsack. Danach wurde gejodelt und das Akkordeon durfte natürlich nicht fehlen. Eines der Highlights war aber bestimmt, als es der Musiker mitsamt Saxofon der Kollegin Romy gleich tat und von der Bühne auf die Biertische wechselte. Wenn er nicht gerade von Tisch zu Tisch sprang, spielte er bluesige Solos zu traditionellen Schlagerbeats vom Band, die sich hören lassen konnten.

Die Begeisterung des Publikums nahm auch während der anschließenden Pause nicht ab. Viele standen bei den Schlagerstars für ein Selfie oder ein Autogramm Schlange, manche hatten sogar kleine Geschenke dabei, und freuten sich ganz außerordentlich, ihren Idolen so nah zu sein.

© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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