Reden wir über:Frauenkleider auf der Bühne

Lesezeit: 2 min

Foto: Theaterverein/oh (Foto: Theaterverein/oh)

Florian Czapek spielt in Markt Schwaben "Charleys Tante"

Interview von Carolin Schneider

Seit zehn Jahren schon spielt Florian Czapek im Theaterverein Markt Schwaben - dabei kommt er gar nicht aus dem Landkreis Ebersberg. Der 37-Jährige wohnt in Walpertskirchen bei Erding. Zum Theaterverein kam er zufällig durch Schulfreunde seiner Frau, blieb ihm dann über die Jahre treu. Doch so eine Rolle hatte er noch nie: In der aktuellen Produktion "Charleys Tante" spielt er den Diener eines reichen Jungen, der sich - wegen einer Liebelei - als dessen Tante ausgeben muss. Also schlüpft Czapek für die berühmte Komödie in Frauenkleider und hohe Schuhe.

SZ: Wie ist es, eine Frau zu spielen?

Florian Czapek: Irgendwie seltsam, im ersten Moment. Auf der anderen Seite ist es lustig, wie leicht man in so eine Rolle reinkommt. Durch die ganzen Klischees, die man so kennt.

Charleys Tante ist also voller Vorurteile?

Das Stück an sich nicht, aber die Darstellung der Tante bedient sich vieler Klischees. Vor allem dadurch, dass ich einen Mann spiele, der sich als Frau ausgibt. Da muss ich mich dann so verhalten, wie ein Mann denkt, dass eine Frau handelt. Das ist leichter als eine "echte" Frau zu spielen.

Waren die Proben zum Stück das erste Mal, dass Sie in Frauenklamotten gesteckt haben?

Ja, aber ich bin in solchen Dingen zum Glück relativ schmerzfrei. Im Theaterrahmen ist das natürlich auch wieder etwas anderes, da wird man nicht komisch angeschaut. Ich war vor allem sehr neugierig darauf, wie es ist, in hohen Schuhen zu gehen.

Haben Sie das davor geübt?

Nicht wirklich. Ich habe die Schuhe bei der Probe halt immer angehabt, auch wenn ich den Rest des Kostüms nicht getragen habe. Aber größere Probleme hatte ich damit nicht.

Sie sind also nicht gestolpert?

Wenn ich hinfalle, dann ist das Absicht und gehört zum Stück. Bis jetzt war das zumindest so. Aber wer weiß, was noch kommt.

Wie haben Sie sich ansonsten auf die Rolle als Frau vorbereitet?

Gar nicht speziell. Ich bin sehr kurzfristig zu der Rolle gekommen, da die eigentliche Besetzung aus Zeitmangel abgesprungen ist. Also hatte ich gar keine Zeit, mich wirklich vorzubereiten. Bis auf das, was man sich vorher halt schon für Gedanken gemacht hat: Wie wäre das wohl als Frau?

Was ist Ihre Lieblingsstelle im Stück?

Da gibt es mehrere. Aber eine ganz besonders: Es ist das Ende vom ersten Akt. Da erst traut sich der Diener, in seiner Rolle als Frau aufzugehen. Es macht total Spaß, die Frauenrolle so übertrieben zu spielen und sich ein bisschen exzentrisch zu verhalten. Das wäre mir sonst sehr peinlich. Die Szene ist auch gesellschaftskritisch, das finde ich gut. Eigentlich ist das ganze Stück sehr gesellschaftskritisch. Die Stellung von Frau und Mann und Unter- und Oberschicht in der Gesellschaft werden hinterfragt. Das sind tolle Facetten, die in dieser Version des Stücks immer wieder herausgearbeitet werden.

Der Theaterverein Markt Schwaben zeigt "Charleys Tante" freitags und samstags, 13. und 14. sowie 20. und 21. Oktober, jeweils um 20 Uhr im Theater am Burgerfeld. Karten gibt es mittwochs und freitags zwischen 16 und 18 Uhr im Büro am Schlossplatz 1 oder unter www.theater-marktschwaben.de. Die Karten kosten 14 Euro, ermäßigt neun Euro.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: