Reden wir über:Frauen am Tischlerhobel

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Foto: Christian Endt (Foto: N/A)

Johann Wieser betreut angehende Schreinerinnen

Interview von Johannes Hirschlach

Zum Tag des Schreiners an diesem Samstag und Sonntag öffnen zahlreiche Betriebe, um ihr Handwerk vorzustellen. Noch ist der Schreinerberuf männlich dominiert, doch inzwischen zieht es auch junge Frauen an den Hobel. Johann Wieser ist Obermeister der Schreinerinnung Ebersberg und hat eine Schreinerei im Aßlinger Ortsteil Lorenzenberg. Im Interview erklärt er, was junge Frauen an dem handwerklichen Traditionsberuf begeistert.

SZ: Herr Wieser, Schreiner galt immer als klassische Männerdomäne. Ist das auch heute noch so?

Johann Wieser: Größtenteils schon noch. Aber es gibt immer mehr Frauen, die den Beruf ergreifen. Wir hatten selbst in unserer Schreinerei schon einige junge Frauen zur Lehre und momentan auch eine Gesellin, die bei uns arbeitet. Bei der letzten Freisprechungsfeier der Schreinerinnung Ebersberg waren unter insgesamt 18 Absolventen vier Mädchen.

Warum interessieren sich Frauen für dieses Handwerk?

Der Schreinerberuf ist sehr vielseitig und kreativ. Für einige macht es Sinn, das als Grundlage zu lernen, bevor man in ein Studium geht - zum Beispiel Innenarchitektur.

Lassen sich durch Maschinen starke körperliche Belastungen vermeiden?

Es ist durchaus so, dass uns Geräte wie ein Gabelstapler oder andere Hilfsmittel schwere Arbeiten abnehmen. Dass die Tätigkeit nicht mehr anstrengend ist, stimmt trotzdem nicht. Ein bisschen robust muss man als Schreiner schon sein. Wir hatten aber auch schon zierliche Damen. Die wollten das einfach machen, da steht meist eine größere Motivation dahinter. Es geht also, wenn man wirklich will.

Bleiben gelernte Schreinerinnen auch im Beruf?

Ja, ich kenne da einige, die sogar selbst einen Betrieb leiten beziehungsweise Inhaber sind.

Wer ist der kreativere Möbeldesigner: Mann oder Frau?

Sowohl als auch, muss ich sagen. Oft haben die Mädchen ein bisschen mehr Ideen und ein besseres Gefühl, was Gestaltung angeht. Die entwickeln einen guten Blick fürs Detail. Es gibt aber auch Jungs, die das gut können.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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