Reden wir über:Essen in der Kreisklinik

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Foto: Sybille Föll/oh (Foto: Sybille Föll (OH))

Ludwig Grill und seine Stellvertreterin Christine Gar erfüllen individuelle Kochwünsche

Interview von Sybille Föll

Ausgewogene, individuell angepasste Ernährung ist nicht nur der Schlüssel für Vitalität und Wohlbefinden. Sie kann kranken Menschen auch bei der Heilung helfen. Die Kreisklinik Ebersberg leistet auf diesem Gebiet seit Jahren wichtige Arbeit. Am 28. September findet zum Thema erstmals ein Infoabend mit ärztlichen Ernährungsexperten sowie dem Küchenchef des Hauses, Ludwig Grill, statt. Wir sprachen mit ihm und seiner Stellvertreterin, der Ernährungsberaterin Christine Gar ().

Herr Grill, was verstehen Sie unter gesunder Ernährung?

Ludwig Grill: Für mich zählen dazu nicht nur die Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Es ist das Ganze. Wir versuchen so viel wie möglich selbst zu machen, womit wir Zusatzstoffe ganz wesentlich reduzieren konnten. Wir kaufen die meisten unserer Zutaten aus der Region und bereiten sie jeden Tag frisch zu. Damit das auch mit Liebe und Sorgfalt geschieht, braucht es ein starkes Team, das Wertschätzung erfährt. Alle Bemühungen wären jedoch vergebens, wenn wir die Vorlieben des Patienten nicht beachten. Er sollte nicht etwas vorgesetzt bekommen, was er nicht mag. Das frustriert nur. Deshalb kann bei uns jeder á la carte sein Frühstück zusammenstellen, mittags zwischen drei Menüs wählen und dabei eigene Wünsche äußern, zum Beispiel Kartoffel statt Knödel oder vielleicht nur eine halbe Portion. Vier Verpflegungsassistentinnen besuchen montags bis freitags jeden Patienten persönlich und nehmen Wünsche auf.

Christine Gar: Älteren Patienten nimmt das oft die Unsicherheit, die sie im Krankenhaus empfinden. Wenn sie jemand fragt, was sie essen möchten, fühlen sie sich ein bisschen wie zuhause - und es geht ihnen oft gleich viel besser.

Das klingt aufwendig. Hinzu kommen ja auch noch Diät-Menüs.

Gar: Wir haben 36 sogenannte Kostformen, also Menüs, die auf bestimmte Krankheitsbilder wie Diabetes oder Unverträglichkeiten abgestimmt sind, plus Untergruppen, etwa fleischfrei, passiert oder flüssig. Ein Patient mit einer Gluten-Unverträglichkeit bekommt als Dessert keinen Krapfen, sondern eine Geleespeise, die Soße für sein Fleisch wird nicht mit Mehl, sondern mit Kartoffelstärke angedickt. Dank Computer und unserer Vorarbeiten sind alle Kostformen mit den dazugehörigen Menüs gespeichert, unsere Köche bekommen eine Liste mit der Anzahl der benötigten Menüs. Zu unseren 24 Mitarbeitern gehörtauch eine Diätassistentin.

Was ist, wenn ein Patient unsicher ist, ob er das Brot oder den Joghurt essen darf?

Grill: Vor vier Jahren haben wir als eine der ersten Kliniken in Bayern eine Mappe erstellt, in der alle Lebensmittel, die wir verwenden, mitsamt enthaltener Zusatzstoffe und potenzieller Allergene aufgelistet sind. Patienten erhalten sie von den Verpflegungsassistentinnen, so können sie sich selbst informieren.

Vor drei Jahren wurde in der Kreisklinik ein ärztlich geleitetes Ernährungsteam etabliert, mit dem Sie eng zusammenarbeiten. Wie sieht das konkret aus?

Gar: Momentan sind wir vor allem für Krebspatienten tätig, weil diese besonders häufig an Mangelernährung leiden. Sie nehmen zu wenige Eiweiße und Kalorien zu sich, oder ihnen fehlen bestimmte Vitamine und Spurenelemente. Als ersten Schritt führe ich mit den Betroffenen und ihren Angehörigen ein Gespräch, in dem ich versuche, Abneigungen, Gewohnheiten und Vorlieben herauszufinden. Man kann niemanden zwingen, etwas zu essen, was er nicht mag. Zusammen mit den Ärzten entwickeln wir dann einen Speiseplan.

Am Informationsabend werden Sie ihre zehn besten Ernährungstipps vorstellen und die Zubereitung demonstrieren. Verraten Sie einen davon?

Grill (lacht): Mein "Guten-Morgen-Start": lauwarmes Zitronenwasser auf nüchternen Magen. Das regt den Darm an, gleicht den Flüssigkeitsverlust von der Nacht aus und schützt vor Infekten - besonders zu empfehlen für den bevorstehenden, nasskalten Herbst. Außerdem wird es Dreierlei vom Kürbis geben. Mehr verrate ich nicht.

Der Infoabend Ernährung findet am Mittwoch, 28. September, um 19 Uhr im Speisesaal der Kreisklinik Ebersberg statt. Mit dabei sind Thomas Bernatik, Chefarzt Innere Medizin, Daniel Plecity, Oberarzt Innere Medizin, Ulrike Schopf, Diabetologische Schwerpunktpraxis, Küchenchef Ludwig Grill und Stellvertreterin Christine Gar.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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