Reden wir über:Ein ungeliebtes Projekt

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr muss bei der Eröffnung der Umgehung mitfeiern

Interview von Barbara Mooser

"Save the Date": So weist die Grafinger Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) auf die anstehende Eröffnung der Ostumfahrung am 20. September und ein Fest der Stadt hin, das voraussichtlich am 8. und 9. September stattfinden wird. Dabei hätte sich die langjährige Gegnerin der Straße wohl eher gewünscht, dass es zu diesem Termin nie kommen würde. Die Grafinger setzten den Bau der Straße aber in einem Bürgerentscheid durch, und als Stadtchefin wird Angelika Obermayr wohl bei den Feiern eine prominente Rolle zugedacht. Mit der SZ sprach sie darüber.

SZ: Sie waren jahrelang eine große Gegnerin der Umgehungsstraße - müssen Sie denn nun bei der Eröffnung möglicherweise trotzdem das Bändchen durchschneiden?

Angelika Obermayr: Ja, so ist es theoretisch schon gedacht.

Und wie geht es Ihnen dabei?

Wissen Sie, ich bin - oder war - eine Gegnerin der Straße und bin auch immer noch der Meinung, dass man den Verkehr auf andere Weise wesentlich effektiver reduzieren könnte. Mindestens 50 Prozent des Verkehrs in Grafing sind hausgemacht, das ist ein Punkt, an dem man ansetzen muss. Andererseits bin ich dankbar, dass es den Bürgerentscheid gab und die Grafinger klar geäußert haben, was sie wollen. Das haben auch alle akzeptiert, das haben wir in Grafing wirklich ganz gut hingekriegt, dass es nicht nachträglich noch Streit gab. Keiner hat sich beklagt, dass die Entscheidung falsch sei. Deshalb konnten wir uns darauf konzentrieren, das Beste daraus zu machen.

Fällt Ihnen das nicht schwer? Immerhin haben Sie einmal gesagt, die Grafinger Innenstadt könnte man allenfalls vom Verkehr befreien, wenn man einen Autobahnring rundherum bauen würde?

Das war natürlich sehr ironisch gemeint. Ich wollte dadurch die Hoffnungen auf einen gänzlich verkehrsberuhigten Marktplatz dämpfen. Einen solchen wird es auch mit der Umgehung nicht geben. Mit Eröffnung der Ostumfahrung wird es aber ein Lkw-Durchfahrverbot geben, was die Grafinger Innenstadt spürbar entlasten wird. Und die Parkgarage an der Rotter Straße 12 und die Parkplätze an der Gartenstraße sollen die Menschen dazu motivieren, auch mal zu Fuß in die Stadt zu gehen. In Kleinstädten ist es ja überall Tradition, dass man meint, immer direkt vor den Häusern oder vor den Geschäften parken zu können. Von dem Gedanken müssen wir uns verabschieden, aber das ist ein langer Prozess. Und ich will die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen.

Zurück zur Umgehung - haben Sie sich denn was Schönes für die Einweihungsfeier einfallen lassen?

Das ist ein bisschen tricky, wir müssen die ganze Organisation ja auch mit dem Straßenbauamt abstimmen. Da sind noch eine Menge Details zu klären. Auch wenn die Straße umstritten war, sie ist nun jetzt mal da, daher soll man auch feiern - und sie natürlich dann auch benutzen.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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