Mit einem Lächeln im Gesicht schlüpfen sie in ihre Rolle. Erst ziehen sie sich ein Gewand über den Körper. Dann legen sie sich mit großer Sorgfalt ein Tuch auf den Kopf und setzen eine goldene Krone darauf. Um die Verwandlung komplett zu machen, tragen sie auch Weihrauch, eine silberne Kasse, in der das Spendengeld transportiert wird, und einen selbst gebastelten Stern bei sich. Sternsinger sind sie jetzt. Menschen, die etwas Gutes tun. Das fühlt sich gut an. Erst recht, wenn man seine guten Taten sogar vor dem Ministerpräsidenten präsentieren kann.
Das dürfen die vier Sternsinger aus der Gemeinde St. Michael in Poing, weil sie bei einem Wettbewerb des erzbischöflichen Jugendamts erfolgreich waren. Zur Auswahl der Sternsingergruppen aus dem Erzbistum München-Freising war ein Malwettbewerb ausgerufen worden, um die vier Gewinnergruppen zu ermitteln, die letztlich bei Horst Seehofer vorsingen dürfen. Das Poinger Sternsinger-Quartett besteht aus Paula, 15, Veronika,16, Christina, 15, und August, 13. Alle vier sind schon lange als Sternsinger unterwegs. "Wir gehören eigentlich schon zu den Älteren", erzählt Veronika, deren Mutter Andrea Paul seit drei Jahren das Sternsingerprojekt in Poing leitet. Dort seien dieses Jahr insgesamt 41 Sternsinger aktiv, die meisten von ihnen gingen noch zur Grundschule. "Die Resonanz nimmt von Jahr zu Jahr zu", erzählt Andrea Paul. Dass bei der Aktion letztlich nur die besagten vier Jugendlichen mitmachen, sei der Kurzfristigkeit bei der Anmeldung zum Wettbewerb geschuldet. "Und die vier sind eben schon alle lange dabei und haben eine gewisse Erfahrung im Sternsingen", sagt Paul. Wirklich große Chancen habe man sich ohnehin nicht ausgerechnet. "Man sagt sich ja dann immer: Komm, da machen wir mal mit. Das wird ja dann eh nichts", erzählt Paula schmunzelnd. Die 15-Jährige war schließlich diejenige, die aus verschiedenen Fotos ein Bild bastelte, das die Jugendlichen beim Sternsingen zeigt. "Am 25. November, den Tag werde ich nicht vergessen, haben wir dann Bescheid bekommen, dass wir gewonnen haben", erzählt Andrea Paul freudestrahlend. Die vier Jugendlichen hätten es zunächst gar nicht glauben können. "Ich hab' erst mal einen Freudenschrei losgelassen", berichtet Veronika.
An diesem Freitag ist es dann soweit: Die Poinger Sternsinger werden sich am späten Vormittag auf den Weg nach München machen. Dort sind sie dann zunächst im Bayerischen Hof zum Mittagessen eingeladen, bevor sie sich in der Staatskanzlei umziehen, noch einmal proben und schließlich vor Horst Seehofer auftreten werden. "Wir sind schon etwas aufgeregt, aber freuen uns natürlich riesig", erzählt Christina. Die Lieder "Von Tür zu Tür" und "Laudato si", die sie dem Ministerpräsidenten vorsingen werden, hätten sie in den letzten Tagen ausreichend geübt, so Veronika. Eine besondere Ehre wird beim Besuch Paula und Christina zuteil. Die zwei wurden unter allen vier Sternsingergruppen ausgewählt, den Segen an die Tür in der Staatskanzlei zu schreiben.
Im neuen Jahr geht es für die Sternsinger dann wieder mit dem Alltag weiter, wenn sie wie jedes Jahr in Kirchen oder bei Wohnungsbesuchen singen und für gute Zwecke Spenden sammeln. Die Aktion ist die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Die eingenommenen Spenden kommen dieses Jahr vor allem den Kindern in Kenia zugute. "Uns geht es gut. Also können wir anderen helfen und Gutes tun und gleichzeitig noch Spaß haben ", erklärt Veronika. Spaß haben werden auch die Zuhörer, wenn die vier Jugendlichen auch beim Singen so viel Freude ausstrahlen wie beim Anziehen der Kostüme.