Poing:Nachbarschaftliche Verstimmung

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Mit dem Schnee kam die Blockade: Im Januar haben die Markt Schwabener die neben der Bahnlinie verlaufende Straße nach Poing gesperrt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Poinger Gemeinderat will über Sperrung der Verbindungsstraße nach Markt Schwaben noch einmal verhandeln. Vor allem die CSU fordert, dass die Durchfahrt bald wieder möglich sein soll

Von Barbara Mooser, Poing

Mit dem Nachbarn ist es ja oft ein Kreuz. Der mäht den Rasen, wenn man selbst gerade seinen Mittagsschlaf im Liegestuhl machen möchte, und seine Katze schlendert bevorzugt zum eigenen Gemüsebeet, um ihr Geschäft zu verrichten. Und trotzdem tut man gut daran, nicht gleich grob zu werden - schließlich muss man weiter miteinander auskommen. So geht es auch den Poingern mit Markt Schwaben. Teile des Gemeinderats sind nicht erfreut darüber, dass der Nachbar im Alleingang entschieden hat, die Gemeindeverbindungsstraße zu sperren. Doch grob zu werden, würde nicht nur das gutnachbarschaftliche Verhältnis trüben - es würde auch schlichtweg nichts nützen: Schließlich kann Poing die Markt Schwabener zu nichts zwingen. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) wurde daher beauftragt, nun mit seinem Markt Schwabener Kollegen Georg Hohmann zu verhandeln, wie es weitergehen könnte.

Die Straße, um die es geht und die auf der einen Seite Schwabener und auf der anderen Seite Poinger Straße heißt, ist eigentlich eher ein Sträßchen, das am Wildpark vorbei führt, dann dem Verlauf der Bahntrasse folgt und schließlich im Markt Schwabener Industriegebiet herauskommt. Es handelt sich um die kürzeste Verbindung zwischen den beiden Gemeinden, alle anderen Wege, ob über Gelting oder über Anzing, sind fast zwei Kilometer länger. Der Verkehr auf der kleinen Straße war somit auch beachtlich: Im Jahr 2014 wurden wöchentlich 13 000 bis 14 000 Autos registriert.

Doch der Zustand der Straße ist schon länger schlecht, das ist auch der Grund, weshalb sich Markt Schwaben Ende Januar entschied, sie einfach zu sperren. Notgedrungen blieb Poing nichts anderes übrig, als ebenfalls die Zufahrt zu blockieren. Wenn es nach den Markt Schwabenern geht, wird die Straße auch eher nicht wieder geöffnet - vielmehr wurde sogar schon vorgeschlagen, den Straßenbelag abzufräsen, um eine Befahrung so unattraktiv wie möglich zu machen. Eine endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.

Den Poingern bleibt daher jetzt nicht viel anderes übrig als abzuwarten - auch wenn diese Perspektive für einige Gemeinderatsmitglieder unerfreulich sein mag. Die Markt Schwabener hätten jahrelang am Unterhalt gespart, wetterte etwa Herbert Lanzl (CSU), das habe den schlechten Straßenzustand zur Folge gehabt. Nun wolle die Nachbargemeinde die einzige direkte Verbindung kappen, den Verkehrsteilnehmern längere Strecken mit entsprechendem Benzinverbrauch und CO₂-Ausstoß und den Geltingern und Anzingern mehr Verkehr zumuten. "Die sollen ihre Straße herrichten", forderte Lanzl. "Wir wollen uns nicht hinstellen wie Lämmer bei der Schlachtbank", sagte auch Fraktionskollege Ludwig Berger.

Andere Gemeinderäte konnten der Sperrung hingegen sogar Positives abgewinnen, Werner Dankesreiter (Grüne) sagte, die Straße sei nun eine wunderbare und äußerst bequeme Verbindung für Radler. Auch Wolfgang Spieth (FDP) sprach sich für eine Sperrung aus. Mehrere Gemeinderäte der SPD und der Freien Wähler machten deutlich, dass sie zwar nichts dagegen hätten, wenn die Straße wie bisher befahrbar wäre. Wenn der Erhalt der Verbindung aber nur dadurch möglich wäre, dass die Straße komfortabel ausgebaut wird - das wäre nach Einschätzung des Landratsamts nötig - dann wären wohl auch in Poing einige eher für die Vollsperrung. "Wir können nicht ausbauen bis zur Grenze, wir können Markt Schwaben auch zu nichts zwingen", brachte es Bürgermeister Albert Hingerl schließlich auf den Punkt. Er wird mit den Nachbarn daher weiter im Gespräch bleiben.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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