Poing:Mann klaut Mops - und wird verurteilt

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Hundeliebe: Leben ohne Mops sei möglich, hat Altmeister Loriot einmal gesagt - aber sinnlos. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Seine Ex-Freundin hatte den gemeinsamen Hund über Ebay verkauft: Ein 29-Jähriger greift daraufhin zu drastischen Mitteln.

Von Andreas Salch, Poing

"Der schläft immer bei mir unter der Decke", vertraut der Angeklagte Richterin Regina Holstein völlig unbefangen an. Die Rede ist von Marley. Marley ist ein drei Jahre alter, kastrierter Mops. Die Frage, wem der Vierbeiner gehört, hat zu einem veritablen Rechtsstreit zwischen dem Angeklagten, einem Kaufmann aus München und einer jungen Mutter aus Poing geführt.

Es wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung, ja sogar wegen Raubes ermittelt. Nachdem sich bereits das Amtsgericht Ebersberg mit der Causa beschäftigt hat, konnte der Streit nun vor dem Landgericht München II ein für allemal geklärt werden. Doch der Reihe nach.

Der angeklagte 29-jährige Kaufmann und dessen frühere Lebensgefährtin hatten sich im August 2013 wegen ständiger Querelen eine "Beziehungspause" verordnet. Seinen Hund ließ der Kaufmann bei seiner Partnerin. Er habe Marley nicht aus seiner gewohnten Umgebung reißen wollen, berichtete er vor dem Landgericht München II.

Im Herbst 2013 war die "Beziehungspause" vorüber. Der 29-Jährige ging zurück und seiner Partnerin und begann gleich wieder heftig mit ihr zu streiten. Ob "sie noch alle Latten am Zaun" habe, fuhr er sie an. Der Grund für seinen Gefühlsausbruch war Marley.

Seine Partnerin hatte das Tier nämlich inzwischen über Ebay für 250 Euro an eine junge Mutter in Poing verkauft. Wer hinter dieser Aktion Kaltschnäuzigkeit wittert, irrt. Die Partnerin des Kaufmanns musste sich nämlich allein um das gemeinsame Kind kümmern. Marley konnte sie da nicht auch noch pflegen. Dass der Hund deshalb aber verkauft werden sollte, habe er nicht gewusst, so der Kaufmann. Umso verbitterter war er, als ihm seine Partnerin eröffnete, dass der Mops nun ein neues Zuhause habe.

Der Kaufmann begann zu recherchieren. Er klickte juristische Plattformen im Internet an. Und siehe da, er wurde fündig. "Was jemand anderem gehöre - im vorliegenden Fall also Marley - könne "nicht einfach so verkauft werden", habe er gelesen, berichtete der Angeklagte Richterin Regina Holstein.

Der Kaufmann nahm per SMS Kontakt zum Mann der Käuferin auf und flehte, er möge ihm Marley zurückgeben. Der Rüde sei ihm so ans Herz gewachsen. Doch Marley neues Herrchen ließ sich nicht erweichen. "Ist mir wurscht", soll er gesimst haben.

Hierauf, so der Kaufmann, habe er sich zu der "Verzweiflungstat" hinreißen lassen. Am 13. November 2013 hatte er den verhängnisvollen Entschluss gefasst, sich Marley mit Gewalt zurückzuholen.Es war 7.35 Uhr an jenem tristen Novembertag. Der Kaufmann war mit seinem Auto nach Poing gefahren und hielt Ausschau nach Marley.

Tatsächlich sah er die junge Mutter, wie sie den Hund Gassi führte. Der Kaufmann sprach die 24-Jährige unter einem Vorwand an, bückte sich und begann Marley zu streicheln. Dann ging alles blitzschnell. Der Angeklagte löste den Verschluss am Halsband und packte den Mops von vorne.

Dessen neue Eigentümerin begann zu schreien und hielt Marley an den Hinterläufen fest. Für einen Moment zerrten der Kaufmann und die 24-Jährige an dem Tier. Schließlich ließ die Poingerin los und der Kaufmann brauste mit dem Mops unter Arm auf und davon.

Richterin Regina Holstein versuchte den Streit mit einem Appell an die Vernunft der Beteiligten zu lösen - und hatte Erfolg. Der Kaufmann war damit einverstanden, der Mutter 1000 Euro Schadensersatz und Schmerzensgeld zu zahlen. Denn bei dem Gezerre um Marley war sie an den Händen leicht verletzt worden. Zwar nicht wegen Raubes, jedoch wegen fahrlässiger Körperverletzung verhängte die Richterin zudem eine Geldstrafe in Höhe von 1400 Euro.

© SZ vom 24.07.2015 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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