Poing:Eiszeit auch außerhalb der Unterkunft

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Nach dem Versagen der Heizung schiebt der Hallenvermieter dem Landratsamt die Schuld dafür in die Schuhe. Und auch ansonsten sind Firma und Behörde sich alles andere als einig.

Von Anja Blum, Poing

Der Kältenotfall in der Traglufthalle in Grub offenbart, wie zerrüttet das Verhältnis zwischen deren Mieter, dem Landratsamt, und dem Vermieter, der ATS-Tech GmbH aus Friedberg, ist. "Die Zusammenarbeit gleicht einer Katastrophe, es gibt seit Beginn nur Theater", schimpft Geschäftsführer Tilman Bertram über die Ebersberger Behörde. Von Seiten des Landratsamtes sind solch emotionale Äußerungen zwar nicht zu hören, doch laut dessen Sprecherin ist man in vielen Dingen uneins mit der Firma. So sehr, dass derzeit mehrere Streitfragen von Anwälten geklärt werden müssen.

Kein Wunder also, dass auch der aktuelle Kältenotfall von beiden Seiten unterschiedlich bewertet wird. Ende vergangener Woche hatte sich gezeigt, dass die Heizung der Traglufthalle es bei zweistelligen Minustemperaturen nicht mehr schafft, die Luft in der Unterkunft ausreichend zu erwärmen. Woran das liegt, ist laut Landratsamt noch nicht geklärt. "Wir werden jetzt Techniker einschalten, die das untersuchen werden", so Sprecherin Evelyn Schwaiger.

Für die Verantwortlichen von ATS-Tech hingegen steht der Grund für das Versagen der Heizung bereits fest: "Unsere Anlage ist richtig dimensioniert, aber die Versorgung mit Flüssiggas funktioniert bei solchen Temperaturen einfach nicht", sagt Geschäftsführer Bertram. "Bei derartiger Kälte geht hier der Druck verloren, so dass der Brenner nicht mehr richtig arbeiten kann." Insofern wären Öl oder Erdgas die besseren Alternativen gewesen, so Bertram.

Für die Energieversorgung aber sei das Landratsamt zuständig - und der Architekt, der die Halle im Auftrag der Behörde plante, habe eben auf Flüssiggas bestanden. Die Halle mit Flüssiggas zu heizen, sei einfach die günstigste Variante, sagt Schwaiger, "und wir als Behörde müssen ja immer auch die Steuergelder im Blick haben". Außerdem könne sich die ATS-Tech nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen: "Wenn etwas nicht geht, dann darf ich es auch nicht verkaufen."

Die Firma beklagt Außenstände von 200 000 Euro

Geteilter Meinung sind Behörde und Firma auch darin, wer bei Störungen für die Anlage zuständig ist: Laut Landratsamt ist es Sache des Vermieters, also der ATS-Tech, für eine funktionierende Technik zu sorgen, in Bertrams Augen hingegen wäre es Aufgabe der Behörde als Betreiber der Halle, entsprechende Wartungsverträge abzuschließen. "Aber die schreien lieber laut - Hauptsache, sie sind selbst an nichts schuld."

Ein weiterer Streitpunkt zwischen dem Landratsamt und der Firma ist das Finanzielle: "Wir laufen seit Monaten unserem Geld hinterher", klagt Bertram, mittlerweile beliefen sich die Außenstände insgesamt auf etwa 200 000 Euro. Dem zugrunde liegt vor allem ein Punkt: Bereits im Sommer gab es schon einmal Probleme mit der Temperatur in der Halle, damals noch in Pliening, unter dem Dach staute sich enorme Hitze.

Daraufhin zahlte das Landratsamt eine Zeit lang nur 60 Prozent der vereinbarten Miete - bis die ATS-Tech eine Kühlung einbaute. Dieses Minus macht die Firma nun geltend. "Wir sind in den Hallen nachgewiesenermaßen bei den Temperaturen im menschengemäßen Bereich", sagt der Geschäftsführer, und überhaupt: Laut Vertrag sei seine Firma lediglich verpflichtet, für eine Heizung und einen Überhitzungsschutz zu sorgen, nicht aber für eine Klimatisierung.

Das sieht das Landratsamt freilich anders: "Wenn man eine Halle zu Wohnzwecken mietet, dann hat man doch Anspruch auf normale klimatische Verhältnisse", so die Sprecherin. Und dafür, dass die Räume bewohnbar seien, also darin weder zehn noch 40 Grad herrschten, sei der Vermieter zuständig. Da dies die ATS-Tech aber nicht einsehen wolle, sei die ausstehende Miete nun Gegenstand eines Rechtsstreits. Genauso wie eine Versicherung für die Hallen als Immobilien: "Wer diese zahlen muss, das Landratsamt oder der Vermieter, wird momentan anwaltlich geklärt", sagt Schwaiger.

Doch damit nicht genug: Seit einem Personalwechsel in der Behörde fühle sich dort offenbar niemand mehr zuständig für die beiden Hallen, schimpft Bertram weiter. Dieser Vorwurf sei "absolut nicht nachvollziehbar", kontert Schwaiger. Es gebe einen Nachfolger, der sogar unter der gleichen Nummer erreichbar sei, sowie regelmäßige Kontakte zu diversen anderen Zuständigen, sei es per Telefon oder Mail.

© SZ vom 10.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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