Poing:Diese Bands spielen beim Poinger Straßenfestival

Am Samstag treten The Mangolds, Toms and the Wolf Gang, Selfish und die Dorfstrassbuam auf. Vier Bandporträts.

Von Victor Sattler

The Mangolds

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(Foto: Veranstalter)

Am Samstag, 30. Juni, findet zum 18. Mal das Poinger Straßenfest statt (Hier geht es zu einem Interview mit dem Organisator Peter Keegan). Wir stellen vier Bands vor, die dort auftreten. Was bedeutet Heimat? Für The Mangolds steht die Herzschlogbühne nicht bloß in ihrem Ort, sondern wird der Band sogar als eine Art Geburtsstätte in Erinnerung bleiben. Denn das Poinger Straßenfestival hat die Mangolds gewissermaßen hervorgebracht. "Wir haben gelesen, dass es heuer eine Bühne nur für Poinger Bands geben soll", erzählt Philipp Nick, "und mussten uns dafür erst mal überhaupt einen Bandnamen zulegen." Auf der Weihnachtsfeier ihres Fußballvereins hatte Nick mit den Bandkollegen Roman Lämmel und Heinz Knollmüller zum ersten Mal wie zufällig die Gitarrenhälse gekreuzt. Jetzt sind sie fleißig am Proben, Abstimmen und Einstimmen, um sich nach vielen Jahren sporadischer Musik als echte Band zu etablieren. Beim Poinger Straßenfestival treffen sie auf Musiker, die sich seit Jahren auf der Bühne bewährt haben, "ein bisschen nervös wäre da wohl jeder", sagt Nick, "aber es ist auch wie eine Art Übung miteinander." Abschauen werden sie sich für ihren Auftritt nichts können, da die Mangolds den Anfang machen sollen, aber für die Zukunft lernen sie vielleicht noch den ein oder anderen Kniff. "Die Bühne mit der ganzen Tontechnik ist etwas anderes als das Lagerfeuer", ist sich Nick bewusst. Den anderen Bands wollen sie nicht bloß nacheifern, sondern sich auch absetzen: Etwa die Hälfte ihres Repertoires aus lauter Coverversionen ist in deutscher Sprache, noch stärker als die Münchner Spider Murphy Gang hat sie das österreichische Trio Austria 3 inspiriert, in den Austropop zu gehen und "Lieder, die man eher auf dem Land kennt" zu spielen. Für Philipp Nick ist die Bühne auch ein Vaterland: Als Sohn von einem der zwei Toms aus Toms and the Wolf Gang hat er die Musik in die Wiege gelegt bekommen und die Gitarre schon in der Grundschule dabeigehabt. Bei Auftritten von Thomas Nicks voriger Band hatte Philipp als Zuhörer und Guest-Star gelernt, wie viel Spaß das Bühnenleben machen kann und wie man die Leute begeistert. Auch die Vorliebe für Wortspiele beim Bandnamen hat er vom Papa geerbt: Den Mangold, eine Gemüsepflanze, haben sie geschwind in einen falschen Anglizismus verwandelt, den es mit entsprechend gespreizten Lippen auszusprechen gilt - ihre Wortschöpfung, das "Männer-Gold", werden sich die 26-Jährigen aber erst noch verdienen müssen.

Selfish

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(Foto: Veranstalter/oh)

Wer beim Poinger Straßenfestival plötzlich doppelt sieht, muss deshalb noch lange nicht das Bier aus der Hand geben: Sebastian Kölln von Toms and the Wolf Gangtauscht das Streichen am Kontrabass mitten in der Show gegen das Zupfen am E-Bass - und steht mit seiner Band Selfish gleich schon wieder auf der Bühne, als wolle er dem Publikum noch einen Streich spielen. "Das wird anspruchsvoll", schnauft Doppelagent Kölln in Gedanken an seine zweifache Schicht beim Straßenfestival. Seine Bandkollegen bei Selfish - die Gitarristen André Flieter und Heiko Hiebl, Schlagzeuger Christian Ernstberger, Keyboarder Martin Angerer und Lead-Sänger Kevin Breslin - haben sich für ihn gefreut, als er sich noch eine zweite Band zulegte. "Ältere und jüngere Bands ergänzen sich und helfen sich gegenseitig", sagt Kölln. Die schon 1996 im Studium gegründete Band Selfish komme zwar nicht mehr ganz auf das Pensum an Auftritten, das Toms and the Wolf Gang aktuell hinlegt - immerhin sind sie heute fast alle Familienväter -, kann dafür aber aus 22 Jahren Erfahrung und über 100 selbst geschriebenen Songs schöpfen, die jeden der sechs Charaktere in jedem Lebensabschnitt abbilden. Ausbalanciert werden die Eigenwerke mit Coversongs des englischen Rock, von Radiohead, Coldplay und Snow Patrol, aber auch die Britin Adele haben sie auf eine Männerstimme umgemünzt. Da kommt der besondere eigene Touch ins Spiel, mit dem sie jedes Cover versehen. Alternativer, progressiver Rock darf verzerrt klingen und das Original mit einer Eigeninterpretation verzehren. Den Platz auf der heimischen Bühne haben sich die Herren verdient: Viele nächtliche Autofahrten seien nötig, um regelmäßig und so auch am 30. Juni wieder in Poing mit der Gruppe vereint dastehen zu können, denn die Hälfte der Band reist aus Regensburg an. Nach einer so langen gemeinsamen Zeit, in der es auch manche Rauferei und Reunion gab, kann man es Basti Kölln wohl nachsehen, dass er sich an den Grund für ihren Bandnamen "Selfish" - zu deutsch: "egoistisch" - schon gar nicht mehr erinnern kann. "Aber selbstsüchtig darf man bei fünf Bandkollegen auf alle Fälle nicht sein, das funktioniert nicht", lacht Kölln.

Dorfstrassbuam

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(Foto: Veranstalter/oh)

So lange in der Angelbrechtinger Dorfstraße schon Dorfstrassbuam leben, gibt es auf der Poinger Hauptstraße das Straßenfestival. Ein Zufall? Nun hat ein guter Teil der sechs Jungs, die alle zwischen 15 und 18 sind, gemeinsam mit dem Festival die Volljährigkeit erreicht. Alle in der gleichen Straße aufgewachsen und bedingt verwandt kennen sich die Dorfstrassbuam, seit sie denken können, 2013 wurde die Nachbarschaftsclique dann offiziell zur Band. "Wir haben das auf einem Geburtstag einfach mal ausprobiert", berichtet Sänger Michael Schimpf, "eigentlich nur eine einmalige Sache, aber jetzt kommen wir schon in unser sechstes Jahr." In dieser Zeit haben die Dorfstrassbuam Maibaumstüberl, Jugendzentren und Geburtstage bespielt, eine original vielseitige Partyband eben. Ob Achtziger, Neunziger oder Gegenwart, deutsch oder englisch, jung oder alt, die Dorfstrassbuam sind stolz auf ihre große Bandbreite. Sie kennen und können im Alphabet alles von ACDC bis Walk the Moon - "mit Z ist uns leider noch nichts eingefallen", lacht Schimpf nach kurzem Überlegen. In aktueller Besetzung (denn einige Generationen hat die wechsellaunige Band schon hinter sich) sitzt Korbinian Reischl am Keyboard, die Hermann-Jungs Quirin und Valentin machen Gesang und Schlagzeug, die Schimpfs sind derweil für Gitarre und Bass zuständig, namentlich Marinus und Stefan. Auf dem Straßenfestival durften die Dorfstrassbuam in den vergangenen Jahren bereits mehrmals auftreten, bevor sie 2017 einmal ausgesetzt haben. Dass jetzt eine Bühne ganz für heimische Bands eingerichtet wurde, finden sie super, es gäbe immerhin so einige Musiker in Poing "und die können da endlich zum Zug kommen", freut sich Schimpf.

Toms and the Wolf Gang

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(Foto: Veranstalter/oh)

Thomas Nick hat das Konzept einer heimischen Bühne mitangestoßen: Im Gespräch mit Peter Keegan seien die beiden Männer auf die Idee gekommen, das dieses Jahr zum allerersten Mal auszuprobieren. "Weil es viele Musikanten in Poing gibt, denen man eine Chance geben will", erklärt Nick, aber auch, weil es so schön sei, mit professioneller Anlage vor Freunden und Bekannten spielen zu können - und nicht zuletzt, weil es beim Publikum zieht. "Wir haben schon so einige Leute vor die Bühne geholt", sagt Nick stolz. Alles neu macht der Juni: Ein neues Konzept fürs Straßenfestival und eine noch relativ neue Band für Thomas Nick, der sich nach 15 Jahren mit den "Cellarfolks" ein musikalisches Sabbatjahr genommen hatte, "oder eher ein Burn-out", korrigiert er, "nach 15 Jahren brauchte ich einfach was Neues!" Gemeinsam mit den Aussteigern anderer Bands hat er sich selbst ein neues Image verpasst, und dem Wolf gleich mit: Denn bei "Toms and the Wolf Gang" gibt es keine einsamen Wölfe, sondern es wird mehrstimmig Akkustik und Pop-Rock geheult. "Vom mehrstimmigen Gesang leben wir. Etwas zum Genießen, nicht zum Grölen." Der andere titelstiftende Tom ist Thomas Waldhauser an der Lead-Gitarre. Mit dem Vornamen von Gitarrist Wolfgang Fiebig haben sie sich im Bandnamen einen Spaß erlaubt. Nicht in den Gruppennamen geschafft haben es Sebastian Kölln am Kontrabass und der Schlagzeuger Maximilian Schlensog - der zählt mit seinen 29 aber auch weniger Lebensjahre als Nicks und Fiebigs Musikkarriere. Die beiden sind schon gemeinsam bei der Sache, seit sie sich vor mehr als 30 Jahren beim Poinger Fußball kennengelernt haben, "wir sind alle auch noch anderweitig in der Gemeinde unterwegs", sagt Nick. Das allein soll noch nicht der Anreiz sein, sich beim Wolfsrudel vor die Bühne zu stellen. Die kreative Leistung besteht darin, dass hier bekannte Songs von ACDC und den Red Hot Chili Peppers ganz genrefremd im Country-Style arrangiert werden. Mit diesem Konzept haben Toms and the Wolf Gang innerhalb von zwei Jahren Pfote gefasst und auch bereits Beute gemacht: Kürzlich konnten sie das "Munich Unplugged" reißen.

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