Poing:Das lange Warten auf belastbare Zahlen

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Omid Atai (links), Reinhard Tonollo (rechts) und ihre Mitstreiter sind davon überzeugt, dass der Bedarf für ein Gymnasium in Poing da ist. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Initiative für Gymnasium Poing will mit Aktionen loslegen, sobald die Studie zur Schulentwicklung endlich vorliegt

Von Sophia Kleiner, Poing

Es ist eine sehr überschaubare Gruppe, die sich da bei traumhaftem Biergartenwetter in der Poinger Einkehr versammelt hat. Dabei geht es bei dem Treffen eigentlich um Überbelegung - nämlich jener in den Gymnasien im Landkreis. Die "Bürgerinitiative Gymnasium Poing" (BIG) will hier etwas ändern und für ein neues Gymnasium in der Wachstumsgemeinde kämpfen. Allerdings kann die Initiative derzeit nicht so loslegen, wie sie das gerne möchte: Eine Studie zur Schulentwicklung, die auch die Perspektiven für Poing aufzeigen wird, lässt auf sich warten. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) hat inzwischen erklärt, dass sie voraussichtlich im Juni vorgestellt werden soll.

Die Initiative besteht nun bereits seit September 2013, Informations- und Ideenaustausch ist das Ziel des Treffens an diesem Aprilabend. Initiator Reinhard Tonollo legt gleich zu Beginn die Fakten auf den Tisch: Die Gymnasien in Grafing, Kirchheim und Vaterstetten seien mit 100, 300 und 507 Schülern "exorbitant überbelegt". In Vaterstetten ständen bereits acht Container, die zum Teil zehn Jahre alt seien. Ein Zustand, der auf lange Zeit nicht tragbar sei, unterstreicht Tonollo. Bei den Anwesenden erntet er nur Zustimmung, etliche von ihnen schildern die Probleme der Fahrschüler. Die Pendelei sei für die Kinder anstrengend, die Situation an den Bushaltestellen untragbar, sagt Cornelia Gütlich, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Ein Zustand, den vor allem Eltern immer wieder ankreiden würden.

Die entscheidende Frage sei nun, ob die bereits bestehenden Gymnasien erweitert werden sollen oder der Bau eines Gymnasiums in Poing eine sinnvollere Lösung wäre. Der Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums Vaterstetten Rüdiger Modell habe sich bereits um eine Erweiterung seiner Schule bemüht. Das wäre nach Einschätzung von SPD-Gemeinderat Omid Atai allerdings der falsche Weg: Es könne kaum sinnvoll sein, immer mehr Poinger Schüler auf Dauer nach Vaterstetten zu fahren. "Das geht alles zu Lasten der Kinder", stimmt ihm Tonollo zu. Ohnehin sei seit langem klar, dass Poing in Zukunft weiter wachsen werde. Ein Gymnasium in dieser Gemeinde wäre somit ein langfristig sinnvolles Projekt. Der Landkreis Ebersberg habe zudem mit circa 50 Prozent eine überdurchschnittliche Übertrittsquote aufs Gymnasium, sagt Tonollo. Die Tendenz sei steigend. Überdies wolle sich der Kreis als Bildungsregion schmücken. Dann aber müsse man zumindest dafür Sorge tragen, dass Schüler unter angenehmen Umständen, das heißt wohnortnah, ein Gymnasium besuchen könnten, sagt Atai. Dies sei momentan nicht gewährleistet.

Tonollo und seine Mitstreiter wollen demnächst mit Aktionen ihren Forderungen Nachdruck verleihen - sobald eben die lang erwartete Studie vorliegt. "Die Mühlen mahlen sehr langsam ", kritisiert Tonollo. Auch andere Besucher zeigen sich ungeduldig. "Warum entscheidet sich der Kreis nicht dafür?", fragt eine Poinger Mutter. Nach Tonollos Einschätzung ist die notwendige Schülerzahl für den Bau eines Gymnasiums in Poing bereits überschritten. Doch dürfe der Bestand der umliegenden Gymnasien durch eine neue Schule nicht gefährdet werden. Genau dies sei der Punkt, an dem das Projekt laut Tonollo letztlich scheitern könnte. Denn das nächstgelegene Gymnasium in Markt Schwaben habe - noch - ein ausgeglichenes Schülerkontingent.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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