Poing:Bedrohliche Installation

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Thomas Silberhorn erhält den Kulturpreis Bayern. Laudatorin ist die Landshuter Schauspielerin Angela Ascher. (Foto: Bayernwerk AG)

Der Poinger Künstler Thomas Silberhorn wird mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet

Von Rita Baedeker, Poing

Der Mensch, so glaubten technikkritische Zeitgenossen lange Zeit, sei der Maschine ausgeliefert. Doch auch Maschinen können ohnmächtig sein - ihrem Zweck entfremdet, scheitern sie beim Versuch, sich zu verselbstständigen. Apparate, die der Kontrollwut des Menschen ebenso Hohn sprechen wie ihrer technischen Unfehlbarkeit, konstruiert der junge Poinger Künstler Thomas Silberhorn. Vergangenen Mittwoch wurde er im Beisein des Bayerischen Kunst- und Wissenschaftsministers Ludwig Spaenle in Essenbach bei Landshut mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet. Den heuer zum elften Mal vergebenen Kulturpreis für Künstler und junge Akademiker verleiht die Eon-Tochter Bayernwerk AG in Zusammenarbeit mit Spaenles Ministerium.

Neben fünf Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur wurden die besten Absolventen und Doktoranden aller bayerischen Hochschulen in der Eskara-Kulturarena mit diesem Preis gewürdigt. Thomas Silberhorn wurde als bester Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in München ausgezeichnet. Zu den Preisträgern zählen auch der Kabarettist Bruno Jonas, der an diesem Samstag im GSD-Seniorenwohnpark in Vaterstetten gastiert, der Schriftsteller Eugen Gomringer, die Schauspielerin Brigitte Hobmeier, die Sängerin Christiane Karg, der Designer Ingo Maurer sowie der Autor und Regisseur Thomas von Steinaecker.

Thomas Silberhorn erhielt den Preis, der mit jeweils 2000 Euro dotiert ist, für seine Abschlussarbeit "Flow 2". Thomas Silberhorn war an der Akademie Absolvent in der Klasse von Stephan Huber, im vergangenen Jahr wurde er zum Meisterschüler ernannt, dieses Jahr erhielt er sein Diplom und zusätzlich den Art Prize des "Martin B. Leisser Art Fund" in Pittsburgh. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit liegt auf Installationskunst und kinetischen Objekten. In der Arbeit "Flow 2" fährt der Sitz eines Treppenlifts seine Schiene im Raum herum. Er hat sich aus der vorgegebenen Bahn befreit und bewegt sich nun selbständig, abhängig nur von der Energieversorgung und eingeschränkt durch die den Ausstellungsraum begrenzenden Wände. Das eigentlich als Hilfsmittel gedachte und gebaute Objekt wird zur Bedrohung, stellt eine Gefahr für die Besucher der Ausstellung dar. Der Versuch des Eindringlings, sich in der ungewohnten Umgebung zu etablieren, scheitert aber an seiner Zweckentfremdung: So wirken die Bewegungen hilflos, und die Erkenntnis stellt sich ein, dass es dieser Maschine nicht gelingen wird, Autonomie zu gewinnen.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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