Poing:Alles für den Müll

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Große Löcher klaffen in dem Containter an einer Poinger Wertstoffinsel. Die eigentlichen Öffnungen waren den Müllentsorgern offensichtlich zu klein. (Foto: Gemeinde Poing)

In Poing wurde zum wiederholten Mal ein Abfallcontainer aufgebrochen, aber nicht um zu stehlen, sondern zum Entsorgen. Das Unternehmen Remondis und die Gemeinde Poing sind gezwungenen zu handeln.

Von Max Nahrhaft, Poing

Aufwand und Betätigung gelten häufig als Schreckgespenster der heutigen Zeit. Mit allen Mitteln versuchen viele Menschen, Abläufe zu vereinfachen, um sich selbst zu entlasten. Von der Inneneinrichtung bis zum Essen lässt sich alles über das Smartphone bestellen, den Fußboden reinigt der Saugroboter und den Rasen lässt man von seinem geländegängigen Kollegen trimmen. Der Weg des geringsten Widerstands liegt also voll im Trend. Doch in Poing scheint mancher den größten Widerstand zu suchen, um seinen Alltag zu erleichtern - beziehungsweise dessen Reste loszuwerden.

Am Poinger Bahnhof, südlich der Gleisstrecke, stehen einige Müllcontainer. Die Bürger können hier ihr Altglas, das Altpapier und auch sogenannten "LVP-Müll" - also Leichtverpackungen aus Plastik - abladen. An jedem Containerdeckel sind Einwurflöcher angebracht, durch die man den Müll entsorgen kann. Doch das scheint manchen nicht genug zu sein, die große Metallklappe des Containers ist in den vergangenen Wochen immer wieder Objekt mutwilliger Zerstörung geworden.

Mit schwerem Werkzeug, fast im professionellem Stil, schneidet der Täter große Löcher in den Deckel aus dickem Metall. Als Motiv hinter dieses Tat mag man zunächst vermuten, dass der Täter den - trotz des Namens wenig wertvollen - Inhalt des Wertstoffcontainers entwenden will, doch dem ist nicht so, im Gegenteil: "Der Container wird aufgeschnitten, um größere Plastiksäcke und sperrigen Plastikmüll dort einwerfen zu können", erklärt Thomas Stark, der Geschäftsleiter der Poinger Gemeindeverwaltung.

Kästen werden aufgeschnitten

Die Kästen werden also aufgeschnitten, um in noch kürzerer Zeit noch mehr Müll wegwerfen zu können. Dass die Beschädigung erstens illegal ist und zweitens der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen steht, scheint den oder die unbekannten Täter wenig zu stören. "Dieses Muster beobachten wir nicht zum ersten Mal am Poinger Bahnhof. Seit 2014 wird der LVP-Container immer wieder auf die gleiche Weise aufgeschnitten", sagte Klaus Thielmann vom Unternehmen Remondis, das den LVP-Container zur Verfügung stellt und für die Entsorgung des Inhalts verantwortlich ist.

Auch Thielmann kann die Logik hinter der Straftat nicht nachvollziehen. Er begreift nicht, warum jemand einen solch immensen Aufwand betreibt, nur um seinen Müll wegzuwerfen. Im Notfall, so Thielmann, werde der Plastikmüll ja auch mitgenommen, wenn er neben dem Container steht. Betroffen von den Attacken ist immer nur der Plastikmüllcontainer und keiner der anderen.

Nach den jüngsten Vorfällen dieser Art, wurden sogar die Schlösser am Müllcontainer entfernt, in der Hoffnung, dass der Täter ganz einfach den großen Deckel anhebt anstatt Löcher dorthinein zu schneiden, um den Müll loszuwerden. Doch vergeblich: Wieder klafften große Schlitze im Metalldeckel. Für Stark ist das nichts anderes als blinde Zerstörungswut.

Videoüberwachung?

Thielmann sagte: "Die Vorfälle in Poing sind mir in einem solchem Ausmaß von keinem anderen Standpunkt im Großraum bekannt." Wie man das Problem lösen soll, ist den Beteiligten noch nicht klar. Lediglich soziale Kontrolle reicht nach Einschätzung von Remondis nicht aus. Die Kiesfläche neben den Bahngleisen, wo die Container stehen, ist nicht den ganzen Tag über frequentiert, da könnte der Täter den richtigen Moment für seine Tat abpassen.

Im Poinger Gemeinderat wurde dahingegen schon angeregt, dass man mit einer Videoüberwachung der Müllcontainer vorbeugend agieren oder den Täter vielleicht gar in Flagranti erwischen könnte. Doch daraus wird wohl nichts: Aus rechtlichen Gründen ist eine Videoüberwachung dort kompliziert, da man sich mit der Deutschen Bahn abstimmen müsste, auf deren Grundstück sich der Containerplatz befindet.

Die endgültige Entscheidung liegt aber im Ermessen der Firma Remondis. Sie hat den Container nun zum vorerst letzten Mal erneuern lassen. "Das Ganze kostet auch für uns jedes Mal Geld. Wir haben den Behälter jetzt nochmals hergerichtet. Wenn wieder Schindluder getrieben wird, dann müssen wir gemeinsam mit der Gemeinde überlegen, wie wir weiter vorgehen", so Thielmann. Der Poinger Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) meinte sogar, dass bei einer erneuten Beschädigung der Container ganz abgezogen werde.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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